Mitte August attackieren militante jüdische Siedler ein Dorf im Westjordanland. Gewaltsam stürmen sie den Ort und stecken Häuser in Brand - am Ende ist ein junger Palästinenser tot. Israelischen Soldaten können den Angriff nicht verhindern. Nun übernimmt die Armee Verantwortung.
Nach dem gewaltsamen Angriff militanter jüdischer Siedler auf ein Dorf im Westjordanland vor zwei Wochen hat Israels Militär Versäumnisse eingeräumt. "Es handelt sich um einen sehr schwerwiegenden terroristischen Vorfall, bei dem die Israelis den Bewohnern der Stadt Dschit vorsätzlich Schaden zufügen wollten, und wir haben versagt, weil es uns nicht gelungen ist, früher einzutreffen, um sie zu schützen", sagte der Chef des für das Westjordanland zuständigen Zentralkommandos der israelischen Armee, Avi Bluth, einer Erklärung zufolge.
Bei dem Angriff war ein 23-jähriger Palästinenser durch Schüsse ums Leben gekommen, ein weiterer wurde schwer verletzt. Die Siedler steckten zudem Häuser und Autos in Brand. Trotz Warnungen und dem Einsatz zahlreicher Kräfte seien rund Hundert maskierte Personen in Dschit eingedrungen, hieß es in der Stellungnahme der Armee. Eine erste Militäreinheit sei wenige Minuten danach in dem palästinensischen Ort eingetroffen. Diese hätte aber entschlossener gegen die Randalierer vorgehen müssen.
Die Siedler wurden den Angaben zufolge eine halbe Stunde nach Beginn des Angriffs mithilfe weiterer Einsatzkräfte weggebracht. Die Untersuchung ergab außerdem, dass in der Gegend stationierte Grenzpolizisten weitere Siedler daran hinderten, den Ort zu stürmen. Israelische Einsatzkräfte hätten Palästinensern unter anderem dabei geholfen, aus brennenden Häusern zu entkommen. In dem Fall wurden bislang vier Verdächtige festgenommen. Es seien weitere Festnahmen geplant, so die Armee.
USA sanktionieren israelische NGO
Die US-Regierung verhängte derweil Sanktionen gegen die israelische Nichtregierungsorganisation Haschomer Josch im Westjordanland. Ende Januar seien die Bewohner des palästinensischen Beduinen-Dorfs Chirbet Zanuta bei Hebron dazu gezwungen worden, ihr Dorf zu verlassen, teilte das US-Außenministerium mit. Freiwillige der NGO hätten das Dorf daraufhin umzäunt und die Rückkehr der Bewohner verhindert. Die US-Regierung wirft Freiwilligen der NGO zudem vor, bestimmte Siedlungen zu "bewachen", indem sie dort Herden hüteten. Auch diese Siedler würden sanktioniert, hieß es.
Die US-Regierung verhängte zudem Sanktionen gegen den Sicherheitskoordinator der Siedlung Jitzhar im Westjordanland. Im Februar 2024 habe er eine Gruppe bewaffneter Siedler angeleitet, Straßensperren zu errichten und Patrouillen durchzuführen, um Palästinenser anzugreifen und sie gewaltsam von ihrem Land zu vertreiben. Die USA haben schon mehrfach extremistische Siedler im Westjordanland sanktioniert.
"Extremistische Siedlergewalt im Westjordanland verursacht großes menschliches Leid, schadet der Sicherheit Israels und untergräbt die Aussichten auf Frieden und Stabilität in der Region", teilte das Ministerium mit. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die israelische Regierung alle Personen und Einrichtungen, die für die Gewalt gegen Zivilisten im Westjordanland verantwortlich seien, zur Rechenschaft ziehe.
"Israel betrachtet die Verhängung von Sanktionen gegen israelische Bürger mit größter Ernsthaftigkeit", teilte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu mit. Die Angelegenheit werde mit den USA diskutiert. Als Folge der Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA blockiert. US-Bürgern oder Menschen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, sind Geschäfte mit den sanktionierten Organisationen und Personen untersagt. Banken, die mit ihnen Geschäfte machen, drohen ebenfalls Sanktionen.