In Deutschland gibt es immer mehr Automaten, an denen man mit Bargeld Kryptowährung kaufen kann. Nach einer Razzia gegen illegale Betreiber stellt sich allerdings die Frage nach den Risiken.
Auf den ersten Blick sehen sie eher aus wie ein Kassenautomat im Parkhaus. Sie stehen in Einkaufszentren, im Supermarkt oder auch im E-Zigarettenladen in der Fußgängerzone. Doch an ihnen kann man kein Parkticket entwerten, hier gibt es stattdessen Finanzspekulation "To Go": An den sogenannten Kryptoautomaten kann man Bitcoins oder andere digitale Währungen kaufen. Doch wie seriös ist das Geschäft?
Stefan Grill ist davon überzeugt: Für seine Kryptoautomaten gibt es eine Zielgruppe. Grill ist Geschäftsführer des österreichischen Betreibers Kurant und nach eigenen Angaben Marktführer in Europa. Alleine in Deutschland betreibt er über 170 Automaten, an denen man in wenigen Schritten Bargeld gegen Bitcoins eintauschen kann - und es sollen noch mehr werden.
Automatenbetreiber wollen älteres Publikum ansprechen
"Unsere Kundschaft ist eine andere als beim klassischen Bitcoinhandel im Internet", sagt Grill. Online seien eher jüngere, technikaffine Menschen unterwegs, seine Automaten richteten sich eher an die etwas älteren Nutzer ab 30, 35 Jahren: Menschen, die Bitcoin kaufen wollen, für die der bisherige Vorgang aber zu kompliziert gewesen sei.
"Automaten sind greifbarer als Onlineplattformen", sagt Grill. Bei den Standorten wähle Kurant bewusst Orte, an denen die Kunden sich wohlfühlten - Elektronikfachmärkte zum Beispiel. "Außerdem bieten wir eine Reihe von Serviceleistungen, die es auf Online-Plattformen nicht gibt, etwa eine Kundenhotline", sagt Grill. Das eigentliche Alleinstellungsmerkmal sei aber, dass man nirgendwo sonst Bargeld direkt in Krypto umtauschen könne.
BaFin muss Lizenz erteilen
Um in Deutschland die Automaten betreiben zu können, musste das Unternehmen einige bürokratischen Hürden überwinden. So brauche es etwa eine Lizenz der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Um diese gesetzeskonform zu erhalten, gebe es eine Kooperation mit einer deutschen Privatbank, die die Auflagen erfülle.
Die Automaten ohne Kooperation mit einer Bank aufzustellen, sei in Deutschland nahezu unmöglich. Das heiße im Umkehrschluss aber auch: "Wenn jemand diesen Weg nicht gehen will, dann will er Automaten auch nicht legal betreiben", sagt Grill.
Deutschlandweit 13 Geräte beschlagnahmt
Genau das scheint in Deutschland aber zu passieren: In einer großangelegten Razzia hat die BaFin kürzlich deutschlandweit 13 Geräte beschlagnahmt. Der Grund: Die Automaten seien ohne die benötigten Lizenzen betrieben worden. Das heiße nicht direkt, dass auch alle dieser Automaten für illegale Geschäfte benutzt worden seien, erklärt die Behörde. Doch der Verdacht liege nahe: Nicht angemeldete Automaten können zum Beispiel zur Geldwäsche genutzt werden - etwa, indem Geld aus illegalen Geschäften in großen Mengen eingezahlt wird.
"Kundinnen und Kunden von Banken, Versicherern und Wertpapierdienstleistern sollen dem Finanzsystem vertrauen können", teilt die BaFin mit. Auch deswegen gebe es die hohen Auflagen an Bitcoin-Automatenbetreiber.
Verbraucherzentralen raten generell vom Bitcoin-Kauf ab
Doch wie können Kunden legale von illegalen Automaten unterscheiden? Die BaFin verweist auf ihre Unternehmensdatenbank. Seriöse Betreiber stellten alle notwendigen Informationen am Automaten selbst oder online zur Verfügung. Diese könne man mit den bei der BaFin gespeicherten Daten mit wenigen Klicks online abgleichen.
Die Verbraucherzentralen raten generell von der Nutzung von Kryptoautomaten ab. Beim Handel mit Bitcoin gebe es hohe Risiken, bis hin zum Totalverlust, sagt Niels Nauhauser von der Vebraucherzentrale Baden-Württemberg. Deswegen will er auch keine Tipps geben. "Das Bild in diesem Vergleich mag etwas hinken, aber im Grunde trifft es den Punkt: Wir unterstützen Verbraucher ja auch nicht bei der Auswahl ihres Online-Wettbüros oder beim Ausfüllen eines Lottoscheins."
Online günstiger, aber weniger Beratung
Wer trotz Risiken spekulieren möchte, solle außerdem prüfen, ob er online nicht günstiger an Bitcoins komme, raten Nauhausers Kollegen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Bei den gängigen Internetbrokern fielen deutlich geringere Gebühren an.
Tatsächlich verlangt auch Kryptoautomatenbetreiber Grill in Deutschland acht Prozent Gebühren pro Transaktion - im Vergleich zu ein bis eineinhalb Prozent online. Die physischen Automaten seien in der Unterhaltung kostspieliger. Dafür bekämen seine Kunden aber auch das komplette Servicepaket und gegenüber den Onlineportalen die Möglichkeit, direkt mit Bargeld Kryptowährungen zu kaufen. Unseriöse Anbieter verlangten am Automaten oftmals zwischen 20 bis 30 Prozent Provision. "Schon da müssen eigentlich alle Alarmglocken schrillen", sagt er.