Die israelischen Streitkräfte erklären ihren Einsatz in Chan Junis für beendet und ziehen sich aus der Stadt zurück. Unterdessen gehen die Kämpfe im Westjordanland weiter. Bei einem Luftangriff kommt offenbar ein Hamas-Führer ums Leben.
Israels Armee hat nach eigenen Angaben ihren einmonatigen Einsatz in Chan Junis und Deir al-Balah im Süden des Gazastreifens beendet. "Im Rahmen der Operation eliminierten die Truppen über 250 Terroristen", teilte das Militär mit. Tunnelrouten der Hamas mit einer Gesamtlänge von mehr als sechs Kilometern seien zerstört und die Leichen von sechs Geiseln geborgen worden.
Anwohner einiger Viertel im Süden des Gazastreifens, die zuvor zur Flucht aufgerufen wurden, dürfen nach dem Ende des Armeeeinsatzes dorthin zurückkehren, wie ein Sprecher der Armee auf der Plattform X auf Arabisch mitteilte. Die Viertel seien jetzt wieder Teil eines Gebiets, das als humanitäre Zone ausgewiesen ist. Sie waren vorübergehend aus diesem Gebiet entfernt worden, da Israels Armee dort eigenen Angaben nach gegen die Hamas vorging. Die abgezogenen Truppen bereiten sich den Angaben nach jetzt auf andere Einsätze im Gazastreifen vor.
Anwohner kehrten in ihre Häuser in Chan Junis zurück, wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagten. Einige wollen dort demnach auch nach vermissten Angehörigen suchen. Seit Kriegsbeginn im vergangenen Oktober wurden im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 40.000 Menschen getötet und mehr als 98.000 weitere verletzt. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lassen sich derzeit ebenfalls nicht unabhängig verifizieren.
Lokaler Hamas-Kommandeur offenbar getötet
Unterdessen dauern die Kämpfe im Gazastreifen an. Bei einem Luftangriff tötete Israel nach eigenen Angaben drei Kämpfer der radikalislamischen Hamas. Laut Augenzeugen beschoss ein Kampfflugzeug ein Auto in Sababde südöstlich der Stadt Dschenin. Israels Armee erklärte, unter den Getöteten sei der Kommandeur der Hamas in Dschenin, Wassim Chasem. Er sei identifiziert und getötet worden, während er in einem Auto unterwegs gewesen sei. Zwei weitere Personen im Auto, die ebenfalls als Extremisten bezeichnet wurden, versuchten den Angaben zufolge zu fliehen und wurden bei einem Angriff aus der Luft getötet.
Die israelische Armee hatte den Einsatz im Westjordanland am Mittwoch begonnen und von Aktionen zur "Terrorismusbekämpfung" gesprochen. Dabei wurden nach übereinstimmenden Angaben der israelischen Armee und des palästinensischen Gesundheitsministeriums bis Freitag mindestens 19 Palästinenser getötet.
Am Donnerstagabend hatten sich die israelischen Soldaten aus anderen Städten des Palästinensergebiets zurückgezogen. Die Kämpfe um Dschenin, das seit langem eine Hochburg militanter Palästinenser ist, dauerten jedoch an. Ein AFP-Journalist berichtete von lauten Explosionen und dichten Rauchwolken über der Flüchtlingssiedlung der Stadt.
Am Donnerstagabend hatte Israel nach Angaben der WHO zeitlich und örtlich begrenzten Feuerpausen im Gazastreifen für eine Polio-Impfkampagne zugestimmt. Im Zentrum, im Süden und im Norden des Küstenstreifens soll es demnach ab Sonntag an jeweils drei Tagen "humanitäre Pausen" geben, um mehr als 640.000 Kinder impfen zu können.