Wegen der erstarkenden AfD könnte Deutschlands Bevölkerungszahl in Zukunft schrumpfen. Laut einer Umfrage denkt fast ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund übers Auswandern nach. Aber auch Menschen ohne Migrationshintergrund spielen mit dem Gedanken.
Vor dem Hintergrund einer stärker werdenden AfD kann sich einer Umfrage zufolge ein großer Teil von Menschen mit Migrationshintergrund vorstellen, Deutschland zu verlassen. Fast jede vierte befragte Person mit Migrationshintergrund erwäge dies zumindest hypothetisch, teilte das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim) in Berlin anlässlich der Vorstellung einer entsprechenden Studie mit.
Die Befragten sollten ihre Zustimmung oder Ablehnung zu folgendem Satz äußern: "Seit die Partei 'Alternative für Deutschland' (AfD) vermehrt gute Umfragewerte hat, denke ich darüber nach, aus Deutschland auszuwandern." 27 Prozent der Befragten mit Herkunft aus der Region Nahost und Nordafrika stimmten (voll und ganz oder eher) zu, 24 bis 25 Prozent aus Nicht-EU-Ländern in Europa und anderen Weltregionen äußerten ebenfalls Zustimmung. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund trifft dies auf mehr als zehn Prozent zu. Konkrete Pläne, aus Deutschland auszuwandern, haben fast zehn Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund.
Mehr als ein Drittel würde Bundesland wechseln
Sollte die AfD Teil einer Landesregierung werden, überlegt mehr als ein Drittel (33,8 Prozent) der Befragten mit Migrationshintergrund, in ein anderes Bundesland zu ziehen. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund ist es beinahe jeder Fünfte. "Wenn fast jeder Fünfte bei einem Sieg der AfD darüber nachdenkt, sein Bundesland zu verlassen, bedeutet dies gerade für Ostdeutschland einen kaum verkraftbaren Verlust an Wissen, Know-how und Wirtschaftskapazität", wird Soziologe Gert Pickel in der Studie zitiert.
Nach Angaben des Instituts wurden Daten aus einer repräsentativen Befragung der deutschen Bevölkerung ausgewertet, die auch spezifische Meinungen von Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund erfasst. Befragt wurden demnach im März - also noch vor der Europawahl und den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen - etwa 3000 Personen.
Das Dezim wurde 2016 vom Bundestag ins Leben gerufen, um Migrationsforschung in Deutschland zu vernetzen. Es wird hauptsächlich vom Bund durch das Bundesfamilienministerium finanziert.