
Nate Vance kämpfte fast drei Jahre als Freiwilliger in der Armee der Ukraine gegen Russland. Der Cousin von US-Vize JD Vance zeigt sich enttäuscht über die Haltung des Politikers und sorgt damit für Aufsehen. Eine Aussprache der beiden Männer folgt. Doch zufrieden ist Nate Vance noch immer nicht.
Der Cousin des US-Vizepräsidenten JD Vance und Veteran des Ukraine-Kriegs, Nate Vance, glaubt nicht an eine friedliche Lösung mit Kremlchef Wladimir Putin. "Ich bin mir sicher, dass die Russen die US-Regierung davon überzeugen werden, dass sie keinen Frieden wollen", sagt der ehemalige Soldat dem "SZ-Magazin". "Frieden mit einer Unterschrift auf Papier ist die bestmögliche Lösung. Falls die Russen dieses Angebot ablehnen, werden die USA ihren Weg mit Gewalt erzwingen müssen."
Nate Vance, der vier Jahre lang den US-Marines angehörte, hatte von März 2022 bis Januar 2025 als Teil des Freiwilligenbataillons "Da Vinci Wölfe" auf ukrainischer Seite gegen die russische Armee gekämpft. Im Interview mit dem "SZ-Magazin" erzählt Nate Vance von seinen Erfahrungen an der Front, den schwierigen Familienverhältnissen, in denen er und sein Cousin aufwuchsen und seinem heutigen Verhältnis zum US-Vizepräsidenten.
Nate Vance, der seine wahre Identität lange geheim gehalten hatte, war nach dem Eklat im März im Weißen Haus an die Öffentlichkeit gegangen. Damals hatten JD Vance und US-Präsident Donald Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office öffentlich gedemütigt.
"Donald Trump und mein Cousin glauben offenbar, dass sie Wladimir Putin beschwichtigen können. Sie liegen falsch", sagte Nate Vance der französischen Zeitung "Le Figaro". "Die Russen werden unsere Unterstützung für die Ukraine wohl kaum vergessen. Wir sind Wladimir Putins nützliche Idioten." Die öffentliche Bloßstellung Selenskyjs im Weißen Haus Ende Februar nannte er einen "hinterhältigen Angriff aus absoluter Böswilligkeit". Daraufhin zeigte JD Vance sich in der Stellungnahme überrascht und erklärte, kein Interesse daran zu haben, sich öffentlich mit seinem Cousin zu streiten.
Mittlerweile hätten er und JD Vance sich ausgesprochen, erzählt Nate Vance dem "SZ-Magazin". Er sei jetzt zuversichtlicher als vor dem Gespräch mit seinem berühmten Cousin. Eine Prognose über das Ende des Krieges wollte er aber nicht abgeben: "Ich kann die Zukunft der amerikanischen Außenpolitik nicht anhand eines Mittagessens mit dem Vizepräsidenten vorhersagen", erklärte er.
"JD ist ein eigenständiger Mann. Wir dürfen unterschiedliche Meinungen haben. Ich muss ihn nicht immer verstehen, es ist sein Leben", sagte Nate Vance. Sie seien eine Familie, und auch er wolle sich mit seinem Cousin nicht streiten. Ende März postete Nate Vance dann ein Foto auf X, das ihn zusammen mit seinem berühmten Cousin Arm in Arm in dessen Büro im Weißen Haus in Washington zeigt.
Trump erneuert Vorwürfe an Selenskyj
Trumps Vize JD Vance hatte sich zuletzt für ein Einfrieren der aktuellen Grenzlinien im Ukraine-Krieg ausgesprochen. Die Zeit sei für "einen der letzten Schritte" gekommen und "auf breiter Ebene zu sagen, dass wir das Töten stoppen und die territorialen Linien in etwa auf dem heutigen Stand einfrieren werden". Dies bedeute, dass "sowohl die Ukrainer als auch die Russen einen Teil des derzeit von ihnen gehaltenen Territoriums aufgeben müssen", sagte JD Vance während eines Besuchs in Indien.
Zudem drohte JD Vance im Einklang mit seinem Chef Trump und US-Außenminister Marco Rubio mit dem Rückzug der USA aus den Verhandlungen, falls es nicht bald zu einer Einigung zwischen Kiew und Moskau komme. Anschließend legte Trump nach und machte Selenskyj erneut schwere Vorwürfe. Der ukrainische Präsident verlängere mit seiner Haltung unnötig den Krieg in der Ukraine. Dies sei "sehr schädlich für die Friedensverhandlungen", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social.