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Was hinter der Festnahme von Signa-Gründer Benko steckt



Stand: 23.01.2025 17:26 Uhr

Es ist der vorläufige Höhepunkt der Affäre um den Unternehmer Benko: Der Signa-Gründer wurde festgenommen. Gläubiger fordern ihr Geld zurück. Ob sie es je wiedersehen?

Silke Hahne

Seit anderthalb Jahren ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft WKStA gegen René Benko. Sie hat sein Telefon abgehört, seinen Nachrichtenverkehr ausgewertet, Mitarbeiter und Geschäftspartner befragt. Im Ergebnis verdächtigt die WKStA Benko jetzt, Vermögen verschleiert zu haben.

Es geht vor allem um eine private Stiftung, die offiziell den Familienangehörigen von Benko untersteht. "Nach der derzeitigen Verdachtslage soll der Beschuldigte faktischer Machthaber und wirtschaftlich Berechtigter der Laura Privatstiftung sein und das im Rahmen seiner persönlichen Insolvenz verheimlicht haben", erklärt Rene Ruprecht, der Sprecher der Staatsanwaltschaft. In der Laura Privatstiftung sollen Vermögenswerte in dreistelliger Millionenhöhe liegen.

Ein undurchdringliches Firmengeflecht

Ob die Gläubiger sich Hoffnung auf dieses Geld machen dürfen, ist unklar. So wie insgesamt noch völlig offen ist, ob und wie viel Geld die Gläubiger zurückbekommen. "Wir sind bei vielen Verfahren im Moment in Konkursverfahren. Das sind Konkursverfahren, die über mehrere Jahre wahrscheinlich dauern werden", erläutert Karl-Heinz Götze vom Gläubigerschutzverband KSV 1870.

"Wir wissen noch nicht einmal, wie hoch die Passiva in den einzelnen Verfahren sind" - also die Verbindlichkeiten der jeweiligen Firmen. Benko hatte nämlich ein Unternehmensgeflecht aus mehr als 1.000 Gesellschaften hochgezogen. Das zu entflechten, dauert noch an.

Durch das gegen Benko laufende Strafverfahren erhofft sich Götze also neue Informationen, mehr aber erstmal auch nicht. "Für das Insolvenzverfahren kann es sein, dass es aus diesem dann erhellende Momente geben kann, die vielleicht sehr nützlich sein können für anhängige Anfechtungsverfahren oder Schadenersatzansprüche", so der Gläubigerschützer. Durch Anfechtungen wird - vereinfacht gesagt - im Vorfeld einer Insolvenz verschobenes Geld für die Gläubiger zurückgeholt.

Größte Pleite in der Geschichte Österreichs

Benkos Anwalt wies bisher alle Anschuldigungen zurück. Zur Festnahme seines Mandanten äußerte er sich bisher nicht. Für Benko ist es ein tiefer Fall. Der 47-jährige Tiroler ist seit seiner Jugend unternehmerisch tätig, gründete 1999 die Signa. Die baute er zu einem verzweigten Immobilien- und Handelsimperium aus. Benko soll sich in Politik und Wirtschaft ein Netzwerk aufgebaut haben.

Zahlreiche andere Unternehmer beteiligten sich mit Geld an der Signa. Zu dem Unternehmen gehörten am Schluss auch die Warenhauskette Galeria und das KaDeWe in Berlin. 2023 implodierte das Konstrukt schließlich - wohl auch wegen steigender Zinsen. Es war die bis dato größte Pleite in der Geschichte Österreichs.

Entsprechend lange dürfte die Aufarbeitung dauern. "Wir glauben, dass diese Verfahren über mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gehen werden, weil wir sehr komplizierte Verfahren haben", erwartet Götze. "Bei Anfechtungsansprüchen und Schadenersatzansprüchen sehen wir aus der Vergangenheit, dass diese sehr lange dauern." Der Fall Benko sei noch komplexer, so der Gläubigerschützer. "Daher gehen wir davon aus, dass auch diese viele Jahre dauern werden."

U-Haft wäre ohne Aussicht auf Freilassung

Ob Benko in Untersuchungshaft muss, ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft hat das beantragt. Ein Gericht in Wien muss nun innerhalb von 48 Stunden darüber entscheiden. Kommt Benko in U-Haft, ist eine Kaution jedenfalls nicht möglich. Die Vorwürfe gegen ihn schließen das aus.

Auch in Deutschland wird gegen Benko ermittelt. Die beteiligten Staatsanwaltschaften in München und Berlin haben sich nun mit den österreichischen Ermittlern zusammengetan, um einfacher über die Landesgrenze hinweg ermitteln zu können. Verfahren laufen außerdem in Italien und Liechtenstein.

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