Kamala Harris oder Donald Trump? Es zeichnet sich eine der engsten Präsidentschaftswahlen in der Geschichte der USA ab. Zehn Argumente, weshalb es Harris am Ende ins Weiße Haus schaffen wird.
1. Die Wirtschaft läuft besser als Trump behauptet
Geht es nach dem Ex-Präsidenten, stehen die Vereinigten Staaten vor einem ökonomischen Scherbenhaufen. Und ja – die Inflation ist eines der Top-Themen in diesem Wahlkampf, das Kamala Harris zu schaffen macht. Doch die sonstigen Wirtschaftsdaten sind gut. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der Aktienmarkt auf Rekordkurs, das Wachstum stabil und die Realeinkommen steigen. Trump fragt bei seinen Kundgebungen gerne, ob es den Menschen heute besser geht als vor vier Jahren. Die Antwort ist ganz objektiv: Ja, eindeutig.
2. Kamala Harris ist nicht Joe Biden
Der amtierende Präsident ist extrem unbeliebt. 56 Prozent der Leute sagen, Joe Biden mache einen schlechten Job. Zugegeben, Harris wird auch nicht gerade bewundert. 49 Prozent sind mit ihrer Arbeit unzufrieden. Als Kandidatin hat sie lange gebraucht, um sich von ihrem Noch-Chef zu emanzipieren. Mittlerweile sagt sie selbstbewusst, dass ihre Präsidentschaft keine Fortsetzung der Biden-Jahre werde. Umfragen zeigen, dass die Leute sie am ehesten mit einem Neuanfang verbinden. "Wir gehen nicht zurück", heißt ihr Slogan in diesem Wahlkampf. Und damit dürfte sie den Zeitgeist treffen.
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3. Anders als Donald Trump steht Harris in der Mitte
Harris ist nicht Biden – und noch viel wichtiger: Sie ist nicht Trump. Der Ex-Präsident steht für Chaos, Spaltung und Unberechenbarkeit, wie er im Wahlkampfendspurt eindrücklich unter Beweis gestellt hat. Bei seiner Kundgebung im Madison Square Garden ließ er einen Comedian auftreten, der rassistische Witze über Menschen aus Puerto Rico machte. In Lititz, Pennsylvania, sagte er, er hätte das Weiße Haus 2021 nicht verlassen sollen. Als seien Wahlen ein Nice-to-have. Trump ist extremistisch, Kamala Harris steht für eine Politik der Mitte.
4. Sie ist die Spendenkönigin
Eine solche Summe hat noch nie ein Kandidat oder eine Kandidatin jemals in so einem kurzen Zeitraum eingesammelt. Eine Milliarde US-Dollar in nur drei Monaten. US-amerikanische Wahlkämpfe sind teuer – besonders Werbespots in den umkämpften Swing States, ob klassisch im Fernsehen oder digital ausgespielt, verschlingen Unsummen. Die Spenden-Milliardärin Harris lässt den Unternehmens-Millionär Trump alt aussehen.
5. Harris hat die Frauen an ihrer Seite
Junge Männer, auch schwarze, tendieren zu Trump, Frauen aller Altersklassen eher zu Harris. Die Frage ist, wie gut den beiden Präsidentschaftskandidaten gelingt, ihre Wählerschaften zu mobilisieren. Schwarze Frauen stehen laut Umfragen fest hinter Harris. Aber auch weiße Frauen aus Vorstädten, die sich konservativ verorten, könnten Harris unterstützen. Gehen die in ausreichender Zahl zur Wahl, würden sie der Demokratin den Sieg sichern.
6. Elon Musk produziert vor allem heiße Luft
Der reichste Mann der Welt teilt seit Tagen auf seiner Plattform X Informationen, wonach Donald Trump erdrutschartig siegen dürfte. Dazu zeigt er Zahlen und Statistiken aus Swing States, die das belegen sollen, aber nicht überprüfbar sind. All das könnte sich als heiße Luft herausstellen. Elon Musk organisiert in einigen Staaten für Trump auch das sogenannte "ground game", koordiniert also Leute, die für den Ex-Präsidenten an Türen klopfen sollen. Das Magazin "Wired" berichtete jüngst allerdings, dass in Michigan ziemliches Chaos herrscht. Die angeheuerten Wahlkämpfer wussten zum Teil nicht, für wen sie Wahlkampf machen sollten. Als einige mit der Presse sprachen, wurden sie gefeuert. Dem gegenüber steht eine gut organisierte Truppe von Freiwilligen bei den Demokraten. Allein in Pennsylvania sollen die an über 1,3 Millionen Türen geklopft haben.
7. Harris steht für Frauenrechte
Es ist die erste Präsidentschaftswahl, nachdem das Oberste Gericht in den USA das landesweite Recht auf Abtreibung vor zweieinhalb Jahren gekippt hat. Bei den Zwischenwahlen vor zwei Jahren konnten die Demokraten mit ihrer Forderung punkten, das Abtreibungsrecht wiederherzustellen. Harris hat in den letzten zwei Jahren viel Zeit auf das Thema verwendet, besuchte sogar eine Abtreibungsklinik, was noch kein Präsident oder Vizepräsident vor ihr getan hat. Trump hingegen konnte sich erst spät dazu durchringen, einem nationalen Abtreibungsverbot eine Absage zu erteilen.
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8. Nach fast 250 Jahren ist das Land bereit für eine Frau
Im Juli 2026 werden die Vereinigten Staaten von Amerika ihr 250-jähriges Bestehen feiern. Alle 46 Amtsinhaber bis einschließlich Joe Biden waren Männer. Hillary Clinton wollte die erste Präsidentin der USA werden und scheiterte. Aber die Zeit ist reif. Harris führt anders als Clinton keinen Wahlkampf, in dem es um ihr Geschlecht geht. Aber für Wählerinnen und Wähler ist es sehr wohl ein Thema.
9. Harris weiß hochrangige Republikaner hinter sich
Wer hätte gedacht, dass die konservative Liz Cheney, Tochter des bei Demokraten verhassten Ex-Vize-Präsidenten Dick Cheney, einmal Wahlkampf für Kamala Harris machen würde? Die beiden Frauen verstehen sich prächtig, zumindest auf der Bühne. Und nicht nur Cheney warnt vor Trump. Dessen einstiger Stabschef im Weißen Haus, John Kelly, warf Trump vor, er bewundere Diktatoren und falle "ganz sicher in die allgemeine Definition eines Faschisten". Sein früherer Generalstabschef Mark A. Milley bezeichnete Trump als "die gefährlichste Person für dieses Land". Sein ehemaliger Vizepräsident Mike Pence sagt, Trump dürfe "nie wieder Präsident sein". Bei den Wählerinnen und Wählern in der Mitte dürfte dies Eindruck hinterlassen.
10. Sie bietet die bessere Politik an
Sollte Donald Trump es zurück ins Weiße Haus schaffen, will er Einfuhrzölle von bis zu 20 Prozent auf alle Importe aus dem Ausland erheben. Wer in Amerika Geld verdienen will, muss zahlen – das ist die populistische Botschaft Trumps. Ökonomen halten den Plan für Wahnsinn, weil er viele Produkte des täglichen Lebens teurer machen dürfte. Harris hingegen will jungen Eltern eine Steuergutschrift von 6000 US-Dollar gewähren. Wer ein Haus kauft, soll eine Anzahlungshilfe von 25 000 Dollar erhalten. Das klingt vielleicht nicht sexy, aber hilft der Mittelschicht.
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