3 months ago

Verstärkte Angriffe befürchtet: Ukraine blüht Putins "Rache" am Unabhängigkeitstag



Angesichts der von Putin angekündigten Reaktion auf den ukrainischen Vorstoß in die russische Region Kursk erwartet Kiew während des Unabhängigkeitstages verstärkte Luftangriffe. Auswärtiges Amt und US-Botschaft sprechen Warnungen aus. Indes toben schwere Kämpfe im Osten der Ukraine.

Das Auswärtige Amt warnt vor verstärkten Angriffen Russlands auf die Ukraine. Im Vorfeld des Unabhängigkeitstags der Ukraine hatte das Ministerium in Berlin am Freitag seine Reisewarnung für das Land ergänzt. Rund um den Feiertag könne es zu verstärkten Raketen- und Luftangriffen auf die Ballungszentren, insbesondere die Hauptstadt Kiew, kommen, schreibt das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite.

Auch die amerikanische Botschaft in Kiew hatte bereits am Donnerstag vor einem verstärkten Risiko für ukrainische Luftangriffe gewarnt. In den kommenden Tagen und über das Wochenende gebe es eine erhöhte Gefahr, dass Russland die Ukraine mit Drohnen und Raketen angreife, teilte die Botschaft auf ihrer Internetseite mit.

Die Ukraine begeht am 24. August den 33. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Der Feiertag hat seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine vor dann genau zweieinhalb Jahren eine größere Bedeutung für die Ukrainer bekommen.

Kürzlich waren ukrainische Soldaten überraschend in der Grenzregion Kursk auf russisches Territorium vorgedrungen. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach von einer Provokation und kündigte eine "angemessene Reaktion" an.

Experte rechnet mit Putins "Rache"

Nach eigenen Angaben kontrolliert die Ukraine inzwischen 92 Ortschaften und mehr als 1000 Quadratkilometer in der westrussischen Region Kursk. Der Generalstab machte jedoch keine Angaben zum aktuellen Stand des ukrainischen Vorstoßes. Es hieß lediglich, die russische Luftwaffe habe in dem Gebiet mehrere Angriffe mit rund 20 Gleitbomben geflogen.

Die Fachleute gehen davon aus, dass im Kreml derzeit die Möglichkeiten für einen Gegenangriff abgewogen werden. Bei einer solchen Entscheidung lasse sich der russische Präsident in der Regel Zeit. "Früher oder später werden wir erfahren, wie sich Putin rächen wird", warnt der Leiter des Forschungszentrums Carnegie Russland-Eurasien in Berlin, Alexander Gabuew.

Neue Sanktionen gegen Moskau und Hilfen für Kiew

Derweil kündigte die US-Regierung zum Unabhängigkeitstag der Ukraine ein umfangreiches Paket an, um das Land im Verteidigungskrieg gegen Russland weiter zu stärken. Verhängt werden Sanktionen gegen fast 400 Organisationen und Einzelpersonen, "die Russlands illegalen Krieg unterstützen", wie US-Präsident Joe Biden mitteilte. Zudem werde weitere Militärhilfe für Kiew bereitgestellt.

In dem neuen Hilfspaket im Umfang von rund 125 Millionen US-Dollar (rund 111 Millionen Euro) sind unter anderem Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS enthalten sowie Artilleriegeschosse und Kleinwaffenmunition - aber auch Krankenwagen und andere medizinische Ausrüstung, wie das US-Außenministerium mitteilte.

Brennpunkt am Rande des Donbass

Die schweren Kämpfe im Osten der Ukraine dauern indes an. Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Dutzende Angriffe russischer Truppen abgewehrt. Insgesamt seien von den Fronten im Osten des Landes im Tagesverlauf 79 russische Angriffe, teilweise mit Artillerie- und Luftunterstützung, gemeldet worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht mit.

Absoluter Brennpunkt war einmal mehr die Umgebung von Pokrowsk am Rande des Donbass. Dort versuchten russische Einheiten, Gebietsgewinne vom Vortag zu befestigen und auch auszuweiten. Insgesamt seien die ukrainischen Verteidiger in diesem Bereich innerhalb weniger Stunden 20 Angriffen ausgesetzt gewesen.

Ähnlich schwere Gefechte wurden auch aus der Umgebung von Torezk gemeldet. Mehrere Attacken russischer Bodentruppen seien abgeschlagen worden. Russische Kampfflugzeuge griffen ukrainische Stellungen und Siedlungen mit Raketen an. Ziel der russischen Angriffe ist, die vollständige Kontrolle über die Umgebung des Donbass zu gewinnen.

Ukraine drängt russische Truppen zurück

Selenskyj berichtete, dass russische Truppen allmählich aus der Region um die ostukrainische Großstadt Charkiw zurückgedrängt würden. "Wir drängen die russische Armee zurück, Schritt für Schritt", sagte Selenskyj. "Der Besatzer wird Charkiw nicht unterwerfen, er wird die Ukraine nicht unterwerfen."

Russische Truppen hatten im Mai über die Staatsgrenze hinweg eine Offensive in Richtung Charkiw gestartet, mit dem zunächst erklärten Ziel, entlang der Grenze eine Pufferzone zu errichten, um ukrainische Überfälle über die Grenze hinweg zu unterbinden. Die russische Offensive gilt inzwischen als gescheitert, ukrainische Einheiten haben inzwischen größere Gebiete zurückerobert.

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