In einem Interview beschwert sich ein ukrainischer Kommandant über Planungsfehler höherer Offiziere. Diese Fehler würden oft zu schweren Verlusten führen. Zudem bezeichnet der Befehlshaber einer Kampfeinheit den "sowjetischen Einfluss" innerhalb der Armee als Problem.
Ein Feldkommandant der 28. mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte hat in einem Interview über Fehler höherer Offiziere gesprochen, die an der Front häufig zu Verlusten führen. "Die schwerwiegendsten Fehler passieren bei Rotationen oder beim Einnehmen neuer Stellungen", sagt der Befehlshaber einer Kampfeinheit mit dem Rufnamen "Kurt" der ukrainischen Nachrichtenagentur RBC Ukraine.
"Einige Kommandeure planen nicht richtig, dabei ist das Verlegen einer Einheit an eine neue Position eine komplexe Operation." Dabei sei es wichtig, zuvor das Gelände auszukundschaften, mehrere mögliche Routen zu planen sowie sich mit dem abzulösenden Kommandeur auszutauschen und einen genauen Zeitpunkt für die Rotation auszumachen.
"Leider sind viele Kommandeure in der Armee nicht für die Aufgaben geeignet, die sie innehaben", sagt "Kurt". Manchmal sei es besser, bei Rotationen einem erfahrenen Feldwebel zu vertrauen, als blind den Befehlen eines Kommandanten zu folgen. "Wir hatten Situationen, in denen Kommandeure einfach auf eine Karte zeigten, und als wir ankamen, um eine andere Einheit einer anderen Brigade zu ersetzen, waren sie bereits weg. Der Feind hatte die Kontrolle übernommen und wir befanden uns unter Beschuss." Ein solches "unprofessionelles Verhalten" führe zum Verlust von Positionen, Menschenleben und Ausrüstung.
Als problematisch sieht "Kurt" auch den "sowjetischen Ansatz", der trotz Reformen innerhalb der ukrainischen Streitkräfte noch immer präsent sei. "Der sowjetische Einfluss bedeutet auch, dass echte Probleme oft verschwiegen oder Vorgesetzten gegenüber verleugnet werden. Diese Angst vor Vorgesetzten ist ein bedeutendes Problem, das aus der Sowjetzeit stammt."
Nach Angaben von RBC Ukraine schloss sich "Kurt" 2014 den ukrainischen Streitkräften an und gründete später die nach ihm benannte Kampfeinheit "Kurt and Company", die der 28. mechanisierten Brigade unterstellt ist. Demnach kämpfte seine Truppe im Raum Bachmut, in der Region Cherson sowie im Donbass.