Donald Trump würde es niemals zugeben – aber er sehnt sich zurück nach seinem Sandkastenfeind Joe Biden. Denn das Duell der Greise hätte der MAGA-Mann mit links gewonnen.
Kamala Harris hätte gute Chancen auf olympisches Gold im Surfen. Immerhin reitet niemand eine Welle gerade besser als die frisch gekürte Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Das bestätigen auch die neuesten Umfragen. Die belegen mit Zahlen, was viele Menschen längst zu wissen glauben: Harris könnte Donald Trump tatsächlich schlagen.
Trump hat den Rollentausch freilich noch nicht verkraftet. Noch vor rund einem Monat trieb er seinen Thronräuber Joe Biden gemächlich vor sich her. Wenn er heute an seinen Sandkastenfeind denkt, übermannt ihn vermutlich Nostalgie.
Donald vermisst eben seinen Joe. Mit dem war alles leichter. Was ist der Joker ohne Batman? Infobox US-Wahl-NL
Donald Trump sehnt sich Joe Biden zurück
Biden war der Feind, den Trump kannte, auf dessen Schwachstellen er nicht groß zeigen brauchte. Schließlich durfte und musste das ganze Land, ach was, die ganze Welt, dessen verbales und physisches Stolpern Woche für Woche mitansehen.
Für Trump hätte es nicht besser laufen können – wäre es für Biden nicht so schlecht gelaufen. Nachdem sich der gebrechliche Demokrat vor Millionen Amerikanern im Live-TV bis auf die Knochen blamiert hatte und sein Gegner sich kurz darauf nach einem gescheiterten Attentat im Märtyrerlicht sonnte, warf Biden hin.
Hier können Sie den Biden-Niedergang noch einmal nachlesen:
Biden: vom TV-Debakel bis zum Rückzug 14:55
Trump hatte ihm im November den Rest geben wollen, jetzt tat Biden es selbst. Der Verlust seines erklärten Erzfeindes: für den MAGA-Messias ein absoluter Schock, von dem er sich bis heute nicht erholt hat. Der republikanische Stratege Matthew Bartlett attestiert seinem Ex-Chef laut "Politico " einen "öffentlichen Nervenzusammenbruch". Trump will es nicht wahrhaben. Er habe gehört, "DASS ES EINE GROSSE BEWEGUNG GIBT, UM CROOKED JOE ZURÜCKZUBRINGEN", truth-socialte er. Noch am Donnerstag behauptete der Trennungsleidende auf einer spontanen Pressekonferenz im Protzpalast Mar-a-Lago, Biden sei die Kandidatur "weggenommen" worden.
Konkurrenzlos unglücklich
Trumps großer Fehler war es, von sich selbst auf andere zu schließen. Weil er sich niemals zum Wohle anderer zurücknehmen würde, konnte er sich das auch nicht bei Biden vorstellen.
Dass der Wechsel ihn kalt erwischt hat, zeigt sich auch bei der Wahl seiner Nummer Zwei. Gegen einen kraft- und haltlosen Biden wäre Hillbilly J.D. die perfekte Waffe gewesen. Vance hätte den Schulschläger gegeben, der dem wehrlosen Joe auch noch das Pausenbrot abgezwackt hätte. Um die von Biden verscheuchten, von Harris wieder eingefangenen Wechselwähler zurückzuholen, ist Vance aber denkbar ungeeignet. Zu rabiat, zu laut, zu trumpesk. Kamala Harris Stimmung Arizona 18.20
Dass es keinen Plan B gab, daran ist Trump selbst schuld. Seine eigene Partei ist schon lange zum Club der Ja-Sager verkommen. Die Gegenbrise aus dem Süden (Ron DeSantis) und von Mitte-Rechts (Nikki Haley) hat sich schnell gelegt. Beide küssen dem Partei-Patriarchen inzwischen brav den Ring. Wie all die anderen.
Der Entertainer langweilt
Trump ist echte Konkurrenz schlicht nicht mehr gewohnt. Das merkt man. Während Harris als "Queen of Meme" im Internet quasi Heimrecht genießt und mit ihrem liebenswürdigen Vize Tim Walz Stadien füllt, verhallt Trumps stumpfes Gezeter aus dem Abseits nahezu wirkungslos: Kamala, die fiese Kommunistin. Kamala, die ja gar nicht schwarz ist. Kamala, die Millionen Verbrecher ins Land lässt. Die Attacken sind mindestens einfallslos, im Grunde aber schon verzweifelt. Der Entertainer Trump sendet bloß Wiederholungen. Er langweilt.
Fest steht aber: Harris wird sich nicht ewig auf der Welle halten können. Und im Rennen ums Weiße Haus gibt es kein Silber.