Lange stand die Drohung im Raum, jetzt macht der US-Präsident offenbar ernst. Unterdessen setzt er seine Attacken gegen Wolodymyr Selenskyj mit unverminderter Härte fort.
Laut Medienberichten hat US-Präsident Donald Trump nach seinem Streit mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sämtliche Militärhilfen für die Ukraine ausgesetzt. "Dies ist keine dauerhafte Beendigung der Hilfe, es ist eine Pause", zitiert der US-Fernsehsender Fox News einen Beamten der Trump-Regierung am Montag (Ortszeit). Auch die Zeitung Washington Post bestätigt die Pausierung aller zukünftigen Militärhilfen und verweist auf zwei US-Beamte, die unter der Bedingung der Anonymität Stellung nahmen.
Der "New York Times" zufolge soll die Unterstützung erst wieder aufgenommen werden, wenn Trump feststelle, dass die Ukraine sich zu Friedensverhandlungen mit Russland verpflichte. Die Zeitung beruft sich ebenfalls auf einen hochrangigen Regierungsbeamten. Eine offizielle Stellungnahme der Regierung gab es zunächst nicht. Die Pause werde so lange dauern, bis Trump feststelle, dass die ukrainische Führung guten Willen zum Frieden zeige, berichten Bloomberg und Fox News.
Trump hatte die Ukraine-Hilfen schon während des Wahlkampfes infrage gestellt und nach dem in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Streit mit Selenskyj im Oval Office am Freitag offen damit gedroht, der Ukraine jegliche Unterstützung der USA zu entziehen.
Unterdessen hat US-Präsident Donald Trump am Montag seine Verbalattacken gegen den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj mit unverminderter Härte fortgesetzt. Trump schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social über Selenskyj: "Dieser Typ will keinen Frieden, solange er die Rückendeckung Amerikas hat."
Trump zitierte einen Bericht, demzufolge Selenskyj gesagt habe, ein Ende des Ukraine-Kriegs sei noch weit entfernt. "Dies ist die schlimmste Erklärung, die Selenskyj hätte abgeben können, und Amerika wird sich das nicht länger gefallen lassen", kommentierte der US-Präsident.
Donald Trump über europäische Regierungschefs: "Was denken die sich?"
Am Freitag war es beim Besuch Selenskyjs im Weißen Haus zu einem Eklat von historischen Ausmaßen gekommen. Vor laufenden Kameras im Oval Office griffen Trump und sein Stellvertreter JD Vance den ukrainischen Präsidenten heftig an. In dem lautstarken Wortgefecht warfen sie Selenskyj fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Trump drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem "Deal" mit Russland zustimmen.
Der Schritt hätte dramatische Folgen für das von Russland angegriffene Land: Unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden waren die Vereinigten Staaten der wichtigste Unterstützer und Waffenlieferant der Ukraine. Seit dem Beginn der russischen Invasion vor gut drei Jahren stellte Bidens Regierung mehr als 65 Milliarden Dollar (gut 62 Milliarden Euro) allein an militärischer Hilfe für Kiew bereit.
Trump kritisierte am Montag dann auch die europäischen Staats- und Regierungschefs, die sich am Vortag gemeinsam mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau in London zu einem Unterstützungsgipfel für die Ukraine getroffen hatten.
Unter Bezug auf die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs schrieb der US-Präsident, die europäischen Staatenlenker hätten bei dem Treffen "rundweg erklärt, dass sie den Job nicht ohne die Vereinigten Staaten machen können". Dies sei aber "wahrscheinlich nicht ein großartiges Statement", um "Stärke gegenüber Russland" zu demonstrieren. "Was denken die sich?" fügte Trump hinzu.
Später verschärfte Trump seine Attacken gegen Selenskyj vor Journalisten im Weißen Haus weiter. Der US-Präsident erklärte, dass Selenskyj "nicht mehr lange da sein wird", wenn es nicht zu einer Waffenruhe kommt. "Auf so eine Person würde man nicht lange hören", sagte Trump. "Denn ich glaube, dass Russland eine Einigung anstrebt. Und ich glaube, dass das ukrainische Volk eine Einigung will". Selenskyj müsse zudem die milliardenschwere Militärhilfe, mit der Washington Kiew im Kampf gegen Russland unterstützt hat, "mehr zu schätzen wissen", sagte Trump.
Rohstoffabkommen mit Ukraine nicht vom Tisch
Auf das nach dem Eklat nicht wie geplant unterzeichnete Rohstoffabkommen mit der Ukraine angesprochen, sagte Trump, dass dieses Abkommen nicht vom Tisch sei. Mit Blick auf die Möglichkeit, dass die USA nun die Militärhilfen für die Ukraine einstellen könnten, sagte er vor Journalisten: "Darüber habe ich noch gar nicht gesprochen. (...) Wir werden sehen, was passiert."
Der nationale Sicherheitsberater der USA, Mike Waltz, forderte indes eine Entschuldigung von Selenskyj. "Was wir von Präsident Selenskyj hören müssen, ist, dass er bedauert, was passiert ist", sagte Waltz dem Sender Fox News. Waltz wies zudem Andeutungen des deutschen CDU-Chefs und wahrscheinlichen kommenden Bundeskanzlers Friedrich Merz zurück, wonach Trump und Vance das Gespräch absichtlich eskaliert hätten. "Das war keine Falle", sagte Waltz.
Merz hatte zuvor den Verdacht geäußert, dass der Eklat im Weißen Haus gezielt von US-Seite herbeigeführt worden sei. "Es ist nach meiner Einschätzung keine spontane Reaktion auf Interventionen von Selenskyj gewesen, sondern offensichtlich eine herbeigeführte Eskalation in dieser Begegnung im Oval Office", sagte Merz am Montag in Berlin.
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