4 months ago

"Unsere Strategie funktioniert": Hat die Ukraine bei Pokrowsk einen Plan, der jetzt aufgeht?



Mit erhöhtem Tempo rücken die russischen Streitkräfte bei Pokrowsk vor. Dorf um Dorf wird erobert, die Ukrainer ziehen sich teilweise zurück, Experten sehen eine brenzlige Lage. Mittlerweile soll die Offensive der Kreml-Truppen gestoppt sein. Armee-Chef Syrskyj sagt, Kiews Strategie funktioniere.

Die russischen und ukrainischen Angaben über die Offensive bei Pokrowsk, dem aktuellen Epizentrum des Krieges, gehen aktuell auseinander. Während das unter enormen Verlusten erzwungene Vorrücken auf die kleine, logistisch wichtige Stadt von der russischen Seite überschwänglich gefeiert wird, will die Ukraine die Offensive schon vor Tagen gestoppt haben. Das teilte Armee-Chef Syrskyj in einem CNN-Interview mit.

Die Gegend stehe zwar unter enormem Druck, sagte Syrskyj, Kiews Truppen sei es aber gelungen, die Vorstöße aufzuhalten. "In den letzten sechs Tagen ist der Feind keinen einzigen Meter in Richtung Pokrowsk vorgerückt. Mit anderen Worten: Unsere Strategie funktioniert." Man habe den Russen die Möglichkeit genommen, zu manövrieren und Verstärkungstruppen aus anderen Richtungen zu verlegen.

Angeblich soll auch die ukrainische Offensive auf russischem Territorium in Kursk maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Kreml-Truppen nicht mehr auf Pokrowsk vorrücken. Eine Darstellung, die viele Experten zuletzt jedoch nicht teilten, da nur wenige Einheiten aus dem Gebiet nach Kursk abgezogen worden sein sollen.

Armee-Chef Syrskyj gestand gegenüber CNN ein, dass die Kreml-Truppen bei der Zahl der Soldaten und Waffen überlegen seien. "Wir können nicht auf die gleiche Weise kämpfen wie sie", so der Armee-Chef. Doch deswegen wähle die Ukraine "den effektivsten Ansatz, unsere Kräfte und Mittel einzusetzen und dabei die Geländeeigenschaften und technischen Strukturen maximal auszunutzen und auch unsere technische Überlegenheit auszuspielen."

Deepstate: Stellungen zurückerobert

Kürzlich erst hatte ein "Forbes"-Bericht für Aufregung gesorgt, dass Hunderten ukrainischen Truppen die Einkesselung drohe. Vor rund einer Woche sprach das Institut für Kriegsstudien (ISW) von einem hohen Tempo, mit dem die russischen Truppen am Frontabschnitt Pokrowsk vorrücken würden.

Nicht zuletzt sollen Eroberungen aber teilweise durch den Rückzug ukrainischer Truppen möglich geworden sein. Von solchen Rückzügen ist in ukrainischen Kanälen immer mal wieder die Rede, wahrscheinlich gehören sie zur Strategie der Armee, um sich für eine bessere Verteidigung oder gar Gegenschläge auf vorteilhaftere Positionen zurückzuziehen und Soldatenleben angesichts des knappen Personals zu schützen.

Der dem ukrainischen Militär nahestehende Kanal Deepstate berichtete kürzlich, dass die ukrainischen Streitkräfte bei Niu-Jork und Nelipiwzi Stellungen "wiederhergestellt" hätten. Gleichzeitig seien die Russen jedoch auch in Gebieten vorgerückt.

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Militärexperte Oberst Reisner sagte ntv.de, sollte die Ukraine mit herangebrachten Reserven die dritte Verteidigungslinie nicht rechtzeitig stabilisieren, wäre neben der Einnahme der Stadt durch die Russen auch ein tiefer Durchbruch in Richtung Westen vorstellbar. "Dies könnte zu einem Zusammenbruch der ukrainischen Donbass-Front führen. Das muss die Ukraine auf jeden Fall verhindern."

Das ISW schreibt in einer aktuellen Analyse, die russischen Offensivoperationen im Donezk würden nicht auf einen bevorstehenden Zusammenbruch der Front in der gesamten Ukraine hindeuten, "auch wenn Putin versucht, die Vorstöße im Gebiet Donezk als dramatisch darzustellen".

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