Donald Trump und seine Politik sind für viele Staatschefs der Welt eine Herausforderung. Doch wer sich dem Druck widersetzt, kann profitieren.
Donald Trump wirbelt seit seinem Amtsantritt außenpolitisch viel Staub auf: Seine Ansprüche auf Grönland verärgern Dänemark und die Grönländer, seine Sticheleien gegenüber Kanada trüben die einst guten Beziehungen, und die vielen Zölle belasten den internationalen Handel.
Staats- und Regierungschefs, die es in diesen Tagen mit Trump zu tun haben, haben es nicht leicht. Doch wer ihm die Stirn bietet, kann profitieren.
Bestes Beispiel ist derzeit Kanada: Die regierende Liberale Partei war in den Umfragen abgestürzt und hätte die anstehenden Parlamentswahlen haushoch gegen die Konservativen verloren. Im Januar lag sie unter Premierminister Justin Trudeau bei knapp 20 Prozent, während die Konservativen fast doppelt so populär waren.
Kanadas Liberale werden durch Trump vom "zero" zum "hero"
Doch nach Trumps Amtseinführung am 20. Januar änderte sich das. Die Umfragewerte der Liberalen schossen in die Höhe wie ein Sektkorken an Silvester. Am 31. März führten sie im Umfrage-Durchschnitt mit 42 Prozent vor den Konservativen, die auf 37,5 Prozent fielen.
Auch die Beliebtheit des inzwischen zurückgetretenen Trudeau wuchs seit Trumps Amtsantritt: Im Dezember lag seine Zustimmung bei 22 Prozent, im März bei 47 Prozent. Sein Nachfolger Mark Carney profitiert ebenfalls von hohen Umfragewerten vor der Wahl am 28. April. Er widersetzt sich Trumps Drohungen, so wie es Trudeau tat.
Ein weiterer Grund für den Erfolg der Liberalen ist der konservative Oppositionsführer Pierre Poilievre, der in Sachen Stil und Agenda Trump ähnelt. Er profitierte zunächst von der Unzufriedenheit über Trudeau – bis der Wechsel im Weißen Haus kam.
Mexikos Präsidentin Sheinbaum beeindruckt sogar Trump
Auch im südlichen Nachbarland der USA profitiert die linksgerichtete Präsidentin Claudia Sheinbaum vom "Trump-Effekt", wie die "Financial Times" schreibt. Es wurde erwartet, dass sie sich mit Trump wegen seiner Drohungen gegen Drogenkartelle und Zölle auf mexikanische Exporte anlegt.
Doch Sheinbaum blieb cool und reagierte besonnen. Es gelang ihr, Zölle und Vergeltungsmaßnahmen der USA zu verzögern. Auf Trumps Drohungen, das US-Militär gegen Drogenkartelle einzusetzen, reagiert sie entschieden: "Wir sind damit nicht einverstanden", sagte sie laut der Nachrichtenagentur AFP.
Das scheint selbst Donald Trump zu beeindrucken, der Sheinbaum eine "wunderbare Frau" nannte. Ihre Landsleute sind ebenfalls zufrieden: Laut der Zeitung "El Financiero" lag ihre Zustimmung Anfang März bei 85 Prozent.
Sheinbaums Herangehensweise "stärkt sie und gibt ihr das Image einer starken Persönlichkeit", sagte Francisco Abundis vom Meinungsforschungsinstitut Parametria der "Financial Times". Die guten Umfragewerte und Trumps Drohungen könnten ihr zudem helfen, von anderen Problemen abzulenken und ihre Partei zu einen.
Macron, Starmer, Selenskyj und Frederiksen gewinnen an Beliebtheit
Auch in Europa hat Trumps Verhalten die Umfragewerte von dessen Kontrahenten steigen lassen, etwa beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Hauptgrund für die gestiegene Zustimmung: Trumps und J.D. Vances unfreundliche Behandlung im Weißen Haus.
Trumps Äußerungen wurden als "unfair", "einen Dolchstoß in den Rücken" und als "umfassender Angriff auf das Land" angesehen, sagte Anton Hrushetskyi vom Kyiv International Institute of Sociology der "Financial Times".
Vor dem Hintergrund der neuen Herausforderungen für die Ukraine gebe es einen "Prozess der gesellschaftlichen Einigung", so Hrushetskyi. Das zeige sich auch in den Umfrageergebnissen des Instituts: Das Vertrauen der Ukrainer in ihren Staatschef ist nach dem Eklat im Weißen Haus gestiegen. Dabei war es seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine stetig gesunken.
Nicht nur Selenskyj, auch andere Europäer profitieren von ihrer Entschlossenheit und ihrem Fingerspitzengefühl im Umgang mit Trump: Seit Jahresbeginn steigen die Zustimmungswerte des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, ebenso die des britischen Premierministers Keir Starmer, die zuvor im freien Fall waren.
Und auch die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen kann einen deutlichen Popularitätsschub verzeichnen: Im Januar sagten 31 Prozent der Dänen, sie mache ihre Sache gut, im März stieg dieser Wert sprunghaft auf 45 Prozent. Auch ihre sozialdemokratische Partei konnte zulegen.
Eine gute Beziehung zu Donald Trump hilft nicht unbedingt
"Je aggressiver und ätzender sich Trump ihnen gegenüber verhält, desto mehr Rückenwind bekommen sie, wenn sie sich ihm entgegenstellen", sagte Craig Kafura, Direktor für öffentliche Meinung und Außenpolitik beim Chicago Council on Global Affairs dem Magazin "Politico". "Es ist riskant, sich mit den USA anzulegen, wenn man ein kleines Land ist, aber es hat politische Vorteile, sich einem Tyrannen entgegenzustellen. Und sich Trump nicht entgegenzustellen, ist politischer Selbstmord."
Auf der anderen Seite profitieren Politiker nicht, die von Trump gelobt werden und gute Beziehungen zu ihm pflegen. Weder Benjamin Netanjahu noch Javier Milei oder Giorgia Meloni gewannen dadurch an Popularität.
Kafuras Erklärung dafür: "Es gibt nichts, was diese Reaktion auslösen könnte. Sie werden einfach nicht angegriffen. Und das Ausbleiben von Angriffen wird nicht den gleichen Effekt haben, dass sich alle hinter der Flagge versammeln."
Ausnahmen bestätigen die Regel: Panamas Präsident José Raúl Mulino wird nicht dafür belohnt, dass er Trumps Wunsch, den Panamakanal wieder US-amerikanisch zu machen, ablehnt, so "Politico".
Und wie steht es um Trumps eigene Umfragewerte? Laut Analyst Nate Silver vom "Silver Bulletin" sinkt seine durchschnittliche Zustimmung in den Meinungsumfragen von mehr als 51 Prozent nach der Amtseinführung auf 47,4 Prozent Ende März. 49,8 Prozent der US-Bürger bewerten Trump derzeit negativ.