Vier Tage feiern sich die Demokraten in Chicago und schließen für den Wahlkampf um das weiße Haus nochmals die Reihen. Für die Delegierten unerwartet betritt Kandidatin Harris gleich zu Beginn die Bühne. Vor den Türen protestieren derweil Tausende gegen Israels Gaza-Kurs und die US-Hilfen.
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ist überraschend auf dem Parteitag der Demokraten aufgetreten. Die amtierende US-Vizepräsidentin nutzte die Gelegenheit, um die Delegierten auf den bevorstehenden Wahlkampf gegen ihren republikanischen Rivalen Donald Trump einzuschwören. "Lasst uns für die Ideale kämpfen, die uns am Herzen liegen, und lasst uns immer daran denken, wenn wir kämpfen, werden wir gewinnen", rief Harris unter tosendem Applaus der Anwesenden. Zugleich lobte sie Präsident Joe Biden. Sie sei ihm "auf ewig dankbar", sagte die 59-Jährige und dankte Biden zudem für seine "historische" Führungsrolle.
Mit ihrem Überraschungsauftritt setzte Harris zum Auftakt des viertägigen Parteitags in Chicago ein Zeichen für den Zusammenhalt der Partei und die Entschlossenheit, im Kampf um das Weiße Haus alle Kräfte zu mobilisieren. Ihr kurzer Auftritt war ursprünglich nicht geplant. Eigentlich sollte Harris erst später gemeinsam mit Präsident Joe Biden, dem Hauptredner des ersten Tages, auftreten.
Zuvor hatten die Demokraten Tim Walz als Vizepräsidentschaftskandidaten für die Wahl im November bestätigt. Die mehreren Tausend Delegierten stimmten in einem rein zeremoniellen Votum für den Gouverneur des Bundesstaates Minnesota als sogenannten Running Mate für Harris. Die beiden waren bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert worden. Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt - wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem Bundesstaat. Das Abstimmungsprozedere in Chicago ist deshalb rein symbolischer Natur. Für Harris ist laut Partei in der deutschen Nacht zum Mittwoch ein solches zeremonielles Votum vorgesehen.
Walz soll in der deutschen Nacht zum Donnerstag eine große Rede beim Parteitag halten, Harris in der deutschen Nacht zum Freitag. Der Auftritt der 59-Jährigen ist das große Finale der viertägigen Versammlung, die vor allem dazu dienen soll, das neue Duo zu zelebrieren und ihnen Schwung für den weiteren Wahlkampf zu geben.
Proteste gegen Israel-Unterstützung
Unterdessen wird der Parteitag in Chicago zu Beginn von großen propalästinensischen Demonstrationen begleitet. Mehrere tausend Menschen hatten sich einem Protestzug zum Veranstaltungsort angeschlossen. Der Protest richtete sich in erster Linie gegen das Vorgehen des israelischen Militärs im Gazastreifen und die militärische Unterstützung der USA für Israel. Viele Demonstranten warfen Israel vor, im Gazastreifen einen "Genozid" zu verüben, und beschuldigte die USA, sich durch ihre Unterstützung daran zu beteiligen. Die Demokraten trügen als Partei des Präsidenten eine besondere Verantwortung.
Unterstützt wurde der Protest von ganz unterschiedlichen Gruppierungen. Die Polizei war rund um den Protestzug mit einem großen Aufgebot im Einsatz. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf die Polizei, vier Menschen seien festgenommen worden, nachdem diese einen Sicherheitszaun in der Nähe des Veranstaltungsortes durchbrochen hätten.
Die Demonstrationen hatten im Vorfeld bei vielen Menschen in der Stadt Erinnerungen an Anti-Kriegsproteste rund um den Parteitag im Jahr 1968 in Chicago wachgerufen. Damals waren die USA tief in den Vietnamkrieg verwickelt. Tausende Menschen nahmen rund um das Treffen an Demonstrationen in der Stadt teil. Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Dutzende wurden verletzt.