Persönlich sind sich Donald Trump und Kamala Harris noch nie begegnet. In Philadelphia treffen die beiden Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl am 5. November zum ersten und wahrscheinlich einzigen TV-Duell aufeinander. Es beginnt zivilisiert, wird aber schnell schmutzig.
Die US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump haben ihr erstes und wahrscheinlich einziges TV-Duell mit einem Handschlag begonnen. Die Demokratin ging auf den Republikaner zu und stellte sich als "Kamala Harris" in der Veranstaltungshalle in Philadelphia vor. Es ist das erste Mal, dass sich die beiden Kandidaten persönlich treffen.
Die eigentliche Debatte beginnt mit einer Wirtschaftsfrage: Geht es den Amerikanern besser als vor vier Jahren? "Donald Trump hat uns die schlimmste Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression hinterlassen", sagt Harris. Trump wirft Harris seinerseits vor, "eine Marxistin" zu sein. Schnell werfen sich beide gegenseitig vor, keinen Plan von guter Wirtschaftspolitik zu haben.
Hannibal Lecter, Katzen und Solarparks
Abenteuerlich wird es bei der Debatte nach gut einer halben Stunde beim Thema Grenzschutz und Einwanderung. Trump wiederholt den Vorwurf seines Vizekandidaten J.D. Vance, wonach in Springfield im US-Bundesstaat Ohio illegale Einwanderer aus Haiti die Hunde und Katzen der Anwohner essen. Die Moderatoren der Debatte weisen ihn darauf hin, dass sie bei den Behörden der Stadt nachgefragt haben, ob ihnen solche Vorfälle bekannt seien: nein.
Wenig später fällt erstmals in der Geschichte der US-Präsidentschaftsdebatten der Name des Hollywood-Kannibalen Hannibal Lecter. Allerdings ist es dieses Mal nicht Trump, der den Serienmörder als eines seiner Vorbilder nennt. Die Filmfigur wird von Harris eingebracht. Die Demokratin ermutigt die Zuschauer außerdem, eine Wahlkampfveranstaltung von Trump zu besuchen, um sich ein Bild seiner "absurden Aussagen" machen zu können, etwa, dass Windräder angeblich Krebs verursachen. Gleichzeitig warnt sie: Viele Menschen würden die Veranstaltungen wegen "Erschöpfung und Langeweile" vorzeitig verlassen.
Trump springt auf die Vorwürfe an. Der Milliardär redet nicht mehr über illegale Einwanderung, sondern entgegnet pikiert, dass erst gar keine Menschen zu Harris' Wahlkampfveranstaltungen gehen würden. Dann warnt er vor erneuerbaren Energien, allerdings nicht Windrädern, sondern Solarparks: Diese würden sehr viel Platz benötigen, sagt Trump. Das sei schlecht für die Wüsten.
"Es fällt ihm schwer"
Anschließend lenken die Moderatoren das Gespräch auf die Anerkennung von Wahlergebnissen. Trump behauptet, er habe so viele "Fakten und Statistiken", die belegen, dass die Wahl 2020 von den Demokraten um Präsident Biden gestohlen wurde. Dafür gibt es keinerlei Belege. Trump und seine Anhänger konnten vor Gericht keine Beweise für weitverbreiteten Wahlbetrug vorgelegen. Diese Prozesse habe er aufgrund von Verfahrensfehlern verloren, redet sich Trump heraus.
Harris holt bei dem Thema erneut zu einer persönlichen Attacke aus: "Donald Trump wurde von 81 Millionen Menschen gefeuert", sagt die Vizepräsidentin mit Blick auf die Stimmen, die Joe Biden 2020 erhalten hat. "Es fällt ihm offensichtlich schwer, das zu verarbeiten."
Als es um die Kriege in Israel und die Ukraine geht, folgt der nächste Angriff: "So viele führende Militärs haben mir gesagt, dass Sie eine Schande sind", sagt Harris. Trump verteidigt sich mit Verweis auf den umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Dieser meine, dass die Vereinigten Staaten ohne ihn, Trump, verloren wären.
Trump ignoriert die Frauen
US-amerikanische Zuschauer der Debatte merken online an, dass Trump in seinen Antworten wiederholt von Biden, nicht Harris spricht. Der Milliardär schaut seine Kontrahentin auch nicht an. Dies bleibt nicht unbemerkt: "Es ist wichtig, den ehemaligen Präsidenten daran zu erinnern, dass er nicht gegen Joe Biden antritt, sondern gegen mich", sagt Harris.
Die Demokratin ist nicht die einzige Frau, die Trump auf der Bühne ignoriert. Die Moderatorin der Debatte, Linsey Davis, spricht oder schaut der Milliardär ebenfalls nicht an. Seine Antworten richtet Trump ausschließlich an Moderator David Muir.
Minutiös festgelegte Regeln
Die Regeln für das TV-Gefecht sind minutiös festgelegt. Das Mikrofon wird für den Kandidaten stumm geschaltet, der gerade nicht an der Reihe ist. Für ihre Antworten haben Harris und Trump jeweils zwei Minuten Zeit, zwei Minuten werden für eine Replik zugestanden. Die Kontrahenten stehen jeweils hinter einem Podium und bekommen dort lediglich einen Stift, einen Schreibblock und eine Flasche Wasser. Zuschauer sind in Philadelphia nicht anwesend.
Den Ton der Debatte hatte Trump bereits vor Beginn angegeben. Auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social forderte er die Republikaner im Repräsentantenhaus auf, die Regierung lahmzulegen, wenn sie in Bezug auf Grenzsicherheit nicht bekommen, was sie verlangen.