Jahrzehnte war die für Rinder und Schweine gefährliche Maul- und Klauenseuche in Deutschland verschwunden. Jetzt gibt es einen Ausbruch, der Unruhe in der Branche auslöst. Krisenstäbe sind im Einsatz.
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer Büffelherde in Brandenburg gehen die Untersuchungen zu der für Tiere hochansteckenden Viruserkrankung weiter. Bundesweit wird die Entwicklung mit Besorgnis verfolgt.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (CDU) reagierte mit der Einberufung eines Zentralen Krisenstabs und will Anfang der Woche mit Vertretern der Agrarbranche sprechen. Auch die Agrarmesse Grüne Woche in Berlin ist betroffen: Dort werden anders als geplant nun keine Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas gezeigt.
In der Landwirtschaft ist die Sorge vor einer Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche groß, die zuletzt 1988 in Deutschland auftrat. Zudem waren die Landwirte bereits durch die Afrikanische Schweinepest, Vogelgrippe und Blauzungenkrankheit stark belastet.
Wie kam das Virus in die Herde?
Ungeklärt ist bislang, auf welchem Weg es zu der Infektion in der Herde von Wasserbüffeln auf einer Weide in Hönow im Kreis Märkisch-Oderland kam. In dem Landkreis soll ein Krisenstab am Samstagvormittag über das weitere Vorgehen beraten. Auch Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) wird erwartet. "Eine Seuche ist immer dramatisch", sagte sie am Freitagabend in der Rbb-Sendung "Brandenburg aktuell".
"Nun geht es darum, so schnell wie möglich herauszufinden, welchen Weg das Virus genommen hat", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Der einberufene Zentrale Krisenstab ist beim Ausbruch einer Tierseuche das übergeordnete politische Entscheidungsgremium. Dazu gehören Vertreter der Agrarministerien des Bundes und der Länder.
Weitere Betriebe werden untersucht
Da sich die Tierseuche schnell ausbreiten kann, werden weitere Betriebe innerhalb einer Sperr- und Überwachungszone untersucht. Tiere dürfen in diesem Bereich nicht transportiert werden. Die Zonen erstrecken sich bis nach Berlin, wo auch Betriebe überprüft werden.
Zoo und Tierpark in Berlin wurden vorsorglich geschlossen. Auch die Agrarmesse Grüne Woche plant um. "In Abstimmung mit dem Veterinäramt werden wir keine Paarhufer vor Ort haben", erklärte Lars Jaeger, Direktor der Grünen Woche in Berlin, auf Anfrage.
Millionen Tiere 2001 im Ausland getötet
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. 2001 hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet.
Für Menschen ist sie nicht gefährlich. Durch den Verzehr von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen, bestehe keine Gefahr, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung mit
Landesbauernpräsident besorgt wegen Handelsbeschränkungen
Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff macht sich wegen befürchteter Restriktionen für Landwirte Sorgen. "Das bringt wirtschaftliche Probleme mit sich", sagte er. "Welche Maßnahmen die EU ableitet, ist die nächste Frage."
Deutschland verliert den Status, frei von Maul- und Klauenseuche zu sein. "Das zieht internationale Handelsbeschränkungen nach sich", meinte Wendorff. Auch Schlachthöfe könnten nun aufgrund des Aufbruchs davor zurückschrecken, Tiere aus Brandenburg abzunehmen.
Der brandenburgische Bauernpräsident schätzt auch, dass es langwierig werden könnte, die Ursache für den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche zu finden. "Das wird ein schwieriges Unterfangen sein."