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Taylor Swift triumphierte auch 2024: Mit Liebeskummer gegen das Patriarchat



Mit der triumphalen Eras-Tour besetzt Taylor Swift auch 2024 den höchsten Thron im Musikbusiness. Der Erfolg hat viel mit ihren Fans zu tun.

2024 ist wirklich keiner mehr an ihr vorbeigekommen: In jedem Medium, auf jeder Bühne, in jeder Playlist und in allen Freundeskreisen war Taylor Swift, 35, Gesprächsthema. Der Hype um die Sängerin aus Pennsylvania hat mit der Eras-Tour 2024 seinen Höhepunkt gefunden.

Ihre Konzerte werden von Fans mit religiösen Erfahrungen gleichgesetzt. Für die Eras-Tour stand Swift an 83 Tagen in diesem Jahr auf der Bühne und performte an jedem Abend drei Stunden lang mindestens 44 Songs. Es wurde die kommerziell erfolgreichste Tournee aller Zeiten.

Startschwierigkeiten hatte Taylor Swift in ihrem Leben nicht. Sie kommt aus einer Millionärsfamilie, fand schnell zur Country-Musik, bekam mit 14 Jahren ihren ersten Plattenvertrag. Früh bewies sie sich als kontinuierliche Hitschreiberin und transformierte ihren Sound mehrmals: Von Country zu Pop über Indie zu Folk und zuletzt wieder zurück zum Pop. Im Gegensatz zu anderen Musikern verschreckte sie ihre Fans damit nicht, sondern gewann immer mehr dazu.

Die Swifties: Eine besondere Fangemeinschaft

Heute hat diese Fanbase eine eigene Bezeichnung: Swifties. Die Fangemeinschaft ist ein besonderer Faktor für den Erfolg der Sängerin. Das ergaben auch die Untersuchungen der mdw-Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, die sich im Sommer dieses Jahres wissenschaftlich mit Swift beschäftigen. Demnach sind die Swifties "eine Gruppe, die vor allem durch Zusammenhalt untereinander geprägt ist. Im Zentrum dieser Popkultur steht nicht die Ausgrenzung, sondern die Inklusion von Fans, unabhängig von ihren Backrounds."

Und Swiftie zu sein, ist heutzutage ein interaktives Erlebnis: In den sozialen Medien interagiert der Popstar direkt mit seinen Fans und baut regelmäßig subtile Hinweise - sogenannte Easter Eggs - in Songs, Videos oder Posts ein. Diese analysieren, sezieren und besprechen die Swifties ihrerseits, als würde es sich um den Handlungsbogen einer spannenden Serie handeln. Trotz ihrer riesigen Fanbase - auf Instagram sind es über 280 Millionen - inszeniert sich Swift nicht als unerreichbare Pop-Diva sondern immer nahbar und dankbar.

In der "New York Times" erklärte eine Psychotherapeutin, dass Swift für ihre Fans (und viele ihrer Patientinnen) die Rolle einer großen Schwester einnehme. Sie würde in ihren Songs die Themen besingen, die junge Frauen bewegen: Liebeskummer, Selbstzweifel und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Gleichzeitig beweist Swift mit ihren Erfahrungen und Song, dass es möglich ist, den Schmerz zu überwinden und daran zu wachsen.

Eras-Tour: Eine Revolution gegen misogyne Denkmuster

Taylor Swift bedient einen Markt, der nach einer Identifikationsfigur praktisch Jahrzehnte lang gefleht, wenn nicht gar gekreischt hat: junge Frauen, deren Gefühle und Kämpfe bisher immer belächelt wurden. Die "Time", die Swift schon 2023 zur Person des Jahres gekürt hat, erklärte ihren Erfolg damit, dass Swift Mädchen die Erlaubnis gebe, ihre Innenwelt als wichtig anzuerkennen - auch wenn sie "darauf konditioniert wurden, Ablehnung, Verleumdung und schlechte Behandlung durch eine Gesellschaft zu akzeptieren, die ihre Gefühle als belanglos erachtet".

Der Erfolg von Taylor Swift steht somit für etwas. Swift nimmt dem weiblichen Erleben in einer patriarchalen Gesellschaft die Scham und das en masse. Wenn sich im ausverkauften Münchner Olympiastadion nicht nur 74.000 Menschen tummeln, sondern auch noch 50.000 weitere Fans die Hügel drumherum bevölkern, ist das nicht nur eine Zusammenkunft von Fans, sondern eine Revolution gegen misogyne Denkmuster.

Denn trotz ihres Erfolgs schlagen Swift und ihren Fans auch heute noch Hass und Hetze entgegen. Die britische Literaturprofessorin Elly McCausland erklärte dies in der "taz" mit einer "Aversion gegen Girl's Culture" in der Gesellschaft. Begründet wird die Aversion in Falle von Swift oft mit ihren angeblich seichten Texten und ständigen Liebesthemen. McCausland zieht dazu einen interessanten Vergleich: Den Beatles hätte nie jemand vorgeworfen, dass sie sich so viel mit Herzschmerz und Liebe beschäftigt haben.

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