Nach drei Jahren hat Apple dem iPad Mini ein Update spendiert. Die Neuerungen muss man aber mit der Lupe suchen. Schade – denn das kleine Tablet hat eigentlich riesiges Potenzial.
Mehr Fläche als ein Smartphone, mobiler als ein Tablet: Mini-Tablets haben eine ganz eigene Nische in der Alltagsnutzung. Mit dem iPad Mini der 7. Generation hat Apple nun sein neuestes vorgestellt. Das hat auf den ersten Blick erstmal wenig Neues zu bieten – soll aber im Laufe der Zeit mächtig dazugewinnen.
Denn das Kernversprechen des iPad Mini haben wir dieses Jahr schon mehrfach gehört: Es soll durch Apples KI-Offensive Apple Intelligence smarter, nützlicherer und hilfreicher werden. Doch darauf müssen die Kunden noch warten. In den USA sollen die ersten Features in den nächsten Wochen ausrollen, ob und wann Apples KI auch nach Europa kommt, ist aber noch offen (hier erfahren Sie mehr). Bis dahin fallen die Neuerungen allerdings wirklich sehr klein aus.
iPad Mini 7: Wenig Neues
Genau genommen gibt es zwei, die im Alltag eine echte Auswirkung haben: Mit dem A17 Pro erhält das iPad Mini den Prozessor des iPhone 15 Pro aus dem letzten Jahr. Und das iPad Mini unterstützt den im Mai vorgestellten Apple Pencil Pro. Von beiden Neuerungen profitieren vor allem Anwender, die mehr als nur die Basisfunktionen nutzen.
Der A17 Pro ist im Vergleich zum A15 des Vorgängermodells ein gewaltiger Sprung – und dringend nötig, um das iPad für Apple Intelligence bereitzumachen. Da die Apple-KI so viele Berechnungen wie möglich direkt auf dem Gerät erledigt, benötigt sie entsprechend hohe Leistung. Selbst das Basis-Modell des iPhone 15 unterstützt die Funktion daher nicht.
Aber schon jetzt hat der schnelle Chip spürbare Vorteile. Das iPad Mini ist knapp 25 Prozent schneller als das Vorgänger-Modell. In der Praxis heißt das: Alle Berechnungen von Foto- oder Videobearbeitung, Arbeitsprogramme und auch Spiele laufen flüssiger als beim iPad Mini der 7. Generation.
Schneller, oder ?
Der Vergleich mit dem preislich ähnlich platzierten iPad Air fällt etwas merkwürdig aus. Der M2-Chip des größeren Modells ist eigentlich deutlich leistungsfähiger – bleibt dann aber in mancher Hinsicht doch hinter dem A17 Pro zurück. Greift eine Aufgabe nur auf einen der sechs Rechenkerne zu, ist das kleine iPad schneller. In allen anderen Fällen rast das iPad Air an ihm vorbei. Bei Spielen gibt es eine besonders merkwürdige Lücke: Der A17 Pro beherrscht anders als der M2 des iPad Air das sogenannte Raytracing, also die technisch hoch anspruchsvolle Berechnung einzelner Lichtstrahlen.
Wirklich davon profitieren kann es aber nicht: Der im iPhone 15 Pro verbaute A17 Pro wurde beim iPad Mini um einen Grafikkern reduziert. In der Praxis laufen anspruchsvolle Spiele wie "Assassins Creed: Mirage" deshalb spürbar weniger flüssig. Eine merkwürdige Einschränkung.
Dass Apple für das Mini auf den A17 Pro zurückgreift, ist ohnehin bemerkenswert: Mit Ausnahme des vor zwei Jahren vorgestellten Basis-Modells nutzen mittlerweile alle aktuellen iPads die eigentlich für Notebooks entwickelten M-Chips. Bei Erscheinen hatte das vorherige Mini-Modell noch einen der leistungsstärksten Prozessoren an Bord.
Ein Stift für Profis
Für die zweite große Neuerung muss man zusätzlich zahlen: Mit dem Pencil Pro hatte Apple im Mai erstmals eine Premium-Variante seines Eingabe-Stifts vorgestellt, das iPad Mini unterstützt ihn mit der neuesten Generation. Der erste Pro-Pencil lässt sich zusammendrücken und erlaubt so zusätzliche Features wie das Ausklappen von Kontextmenüs. Dank seiner neuen Sensoren erkennt er, wenn er gedreht wird. Und mit haptischem Feedback fühlt sich die Nutzung noch natürlicher an. Ausführlichere Erklärungen und Bewertungen der Funktionen finden Sie in unserem Test-Bericht aus dem Mai.
Wie sehr der Stift die Nutzung des iPad Mini verändert, hängt von den eigenen Bedürfnissen ab. Nutzt man es regelmäßig als Notiz- oder Skizzenbuch, wertet der verbesserte Stift die Arbeit erheblich auf. Und wenn man sich daran gewöhnt hat, ist der Stift auch in der übrigen Bedienung kaum mehr wegzudenken. Der Pro-Pencil erweitert die Möglichkeiten noch einmal deutlich. Ein Kaufgrund ist der Stift alleine aber sicher nur für die wenigsten.
Verbesserungen im Detail
Die übrigen Neuerungen finden sich alle im Detail. Apple hat mit dem neuen Modell den sogenannten "Jelly-Scrolling"-Effekt reduziert, der beim letzten iPad Mini bei schnellem Scrollen eine Art Wabern auf dem Display entstehen ließ und manche Nutzer störte. Ganz verschwunden ist er zwar nicht, auffallen dürfte er den allermeisten Nutzern nun aber nicht mehr.
Bei der Konnektivität hat Apple sein Mini auf Stand gebracht: Es unterstützt jetzt die neuesten Standards Wlan 6E und Bluetooth 5.3. Dafür wurde der SIM-Kartenschlitz gestrichen: Das iPad Mini 7 mit Mobilfunk-Verbindung setzt nur noch auf die digitale e-SIM.
Eine gute Nachricht gibt es beim Speicher. Obwohl das Basis-Modell mit einem Preis ab 599 Euro günstiger ist als der Vorgänger, bringt es mit 128 GB doppelt so viel Speicher mit. Zusätzlich gibt es mit 512 GB eine neue Maximalausstattung.
Verpasste Chance
In der Gesamtansicht fühlt sich das iPad Mini 7 trotzdem etwas wie eine verpasste Chance an. Apple hat gerade genug geändert, um das Gerät mit Apple Intelligence und dem Pencil Pro kompatibel zu machen – und sonst weitgehend alles beim Alten gelassen. Dabei ist auf dem Markt viel passiert: Als der Vorgänger erschien, waren Foldables noch sehr jung, mittlerweile haben Samsung, Google oder Oneplus die Lücke zwischen Smartphone und Tablet immer überzeugender bedient.
Ein klassisches Mini-Tablet ist für viele Nutzer wegen der Kompromisse der Foldable-Technologien zwar immer noch attraktiver, etwas mehr Liebe als beim iPad Mini 7 wäre aber wünschenswert gewesen. Das hätte sehr unterschiedlich aussehen können. Etwa, indem man der Mobilfunk-Variante eine Telefon-App spendiert – und es so als große Alternative zum iPhone benutzen lässt. Oder indem man es technisch wirklich auf den Stand des gar nicht viel höherpreisigen iPad Air bringt. In der aktuellen Variante wirkt es etwas unausgereift.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Trotz der Schwächen bleibt das iPad Mini 7 gegenüber dem Vorgängermodell die Kaufempfehlung, wenn man ein kleines iPad sucht. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen ist der Chip des iPad Mini 6 mittlerweile drei Jahre alt, wird also auch deutlich früher keine Updates mehr von Apple erhalten. Apples Versprechen zu Apple Intelligence sind zwar bislang nur das – haben aber tatsächlich das Potenzial, das Gerät in Zukunft erheblich aufzuwerten. Und zu guter Letzt ist der Preisunterschied nicht allzu riesig: Der Vorgänger kostet von extremen Sonderangeboten mal abgesehen immer noch knapp 470 Euro. Den Aufpreis hat man alleine mit den zusätzlichen Softwareupdates gerechtfertigt.
Fazit: Gut genug – und trotzdem enttäuschend
Das iPad Mini 7 ist ein lange erwartetes Update, das dann aber nicht voll überzeugt. Die technischen Neuerungen sind gut und sinnvoll – hätten aber größer ausfallen können. Das wichtigste Feature – Apple Intelligence – ist aktuell noch ein Versprechen und kein echter Kaufgrund. Und das Potenzial des kleinen Formfaktors wurde nicht konsequent genug genutzt.
Dass es trotzdem für viele Menschen ein Kauftipp ist, hat einen einfachen Grund: Es gibt keine echte Alternative. Will man ein kleines Tablet mit moderner Technik, hat man schlicht kaum eine Wahl. Ist man beim Betriebssystem flexibler oder sucht ein Mini-Tablet als Smartphone-Ersatz, finden sich bei Samsung oder Xiaomi Alternativen, die allerdings technisch oft weniger überzeugen. Wer unbedingt ein kleines iPad möchte, sollte sich das aktuelle Mini zulegen. Trotz der Kompromisse.