1 week ago

"Symbol, Frieden zu wahren": Flüge zwischen Dubai und Tel Aviv bedeuten Diplomatie



Kleine, streng bewachte Schalter in einer abgelegenen Ecke des gigantischen Flughafens in Dubai halten den Flugbetrieb nach Israel trotz geäußerter Wut der Nachbarländer aufrecht. Für die Emirate sind die Flüge nicht nur wirtschaftlich profitabel.

Leere Gates, gestrichene Flüge: Auf dem Internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv hat der Krieg im Nahen Osten seine Spuren hinterlassen. An einem Schalter aber herrscht nach wie vor reger Andrang. Es ist der für Flüge in die Vereinigten Arabischen Emirate.

"Es ist eine politische und wirtschaftliche Aussage", erklärt Joshua Teitelbaum, Professor für Nahost-Studien an der israelischen Bar-Ilan-Universität. "Sie sind die wichtigsten ausländischen Fluggesellschaften, die weiterhin fliegen", sagt er mit Blick auf Airlines aus den Emiraten.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs und inmitten der Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah-Miliz im Libanon und dem Iran haben viele internationale Fluggesellschaften ihre Flüge nach Tel Aviv zumindest zeitweilig ausgesetzt. Auch die Lufthansa reagierte so auf die angespannte Sicherheitslage in der Region. Linien in die Emirate blieben hingegen während des gesamten Kriegs eine Luftbrücke von Israel ins Ausland.

Emirate setzen Beziehungen nicht aufs Spiel

FlyDubai, die Schwestergesellschaft der Langstrecken-Airline Emirates, hat mehrere Flüge pro Tag aufrechterhalten. Seit Oktober vergangenen Jahres waren es laut dem Luftfahrtanalyseunternehmen Cirium mehr als 1800 Flüge nach Israel. Insgesamt strich die Airline demnach nur 77 Flüge. Auch Etihad aus Abu Dhabi flog ohne Unterlass. Die Situation in der Region werde genau beobachtet, erklärt die Fluggesellschaft, die Flüge von und nach Tel Aviv stünden aber weiter täglich auf dem Plan.

Die arabischen Fluggesellschaften verdienen damit Millionen. Aber es scheint auch ein politisches Signal. Nach der diplomatischen Anerkennung Israels seitens der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) erst vor wenigen Jahren wird es als Anzeichen dafür gewertet, dass die aufkeimenden Beziehungen nicht aufs Spiel gesetzt werden sollen. Die Flüge seien "ein Symbol dafür, dass die Emirate beschlossen haben, den Frieden zu wahren", erklärt ein Fluggast vor dem FlyDubai-Schalter.

Auf die Bitte um eine Stellungnahme schickte die Regierung der Emirate einen Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Wam zu einer Nahost-Konferenz in Riad im November, auf der die Unterstützung der VAE für eine Zweistaatenlösung im israelisch-palästinensischen Konflikt dargelegt wurde. Die Emirate haben zuletzt zudem einen Waffenstillstand im Gazastreifen sowie die Freilassung der israelischen Geiseln und von palästinensischen Gefangenen gefordert.

Israelische Airline profitiert wie nie

Ein "Symbol für das Engagement" der Emirate für die Beziehungen nennt Dina Esfandiary von der Denkfabrik International Crisis Group den anhaltenden Flugbetrieb. "Egal was passiert, egal wohin der Krieg geht, egal wie sehr Israel internationales Recht missachtet, die VAE haben entschieden, dass dies ein Schritt ist, den sie unternommen haben, dass die Beziehung für sie vorteilhaft bleibt."

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Die Emirate wissen um die Wut in der arabischen Welt über die israelischen Offensiven im Gazastreifen und Libanon - und mögliche Auswirkungen des Nahost-Konflikts auch auf ihre Flüge. Womöglich deshalb wird der Check-in-Schalter für Tel Aviv nicht mehr auf den elektronischen Anzeigetafeln am Flughafen von Dubai aufgelistet. Und er befindet sich in einer abgelegenen Ecke eines der Terminals, direkt neben einem Polizeiposten. Vor dem Gate sind die Sicherheitsvorkehrungen erhöht: Privates Wachpersonal beobachtet die Schlange, und am Gate stehen Personen, bei denen sich die Vermutung aufdrängt, dass es sich um verdeckte Polizisten handelt.

Die israelische Fluggesellschaft El Al profitiert unterdessen zumindest wirtschaftlich vom Einbruch der internationalen Angebote am Ben-Gurion-Flughafen. Schon vor Corona und in Zeiten der Pandemie hatte die Airline zu kämpfen, jetzt meldete sie ihr bestes Halbjahresergebnis in der Geschichte. Der Kurs der El-Al-Aktie schnellte über das Jahr um 200 Prozent nach oben. Den Betrieb kann El Al jedoch nicht auffangen und die Strecken der großen internationalen Airlines abdecken. Die Passagierzahlen von Ben Gurion haben sich laut El-Al-Finanzbericht für das zweite Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert.

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