Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj sind bei ihrem Treffen im Weißen Haus mächtig aneinandergeraten. Die Reaktionen aus der deutschen Politik fallen entsetzt aus.
Der Besuch von Wolodymyr Selenskyj bei Donald Trump ist eskaliert. Der US-Präsident überzog den ukrainischen Staatschef öffentlich mit Vorwürfen und wurde dabei von seinem Vize J.D. Vance unterstützt. Trump warf Selenskyj unter anderem Undankbarkeit vor und behauptete, dieser sei nicht an Frieden interessiert.
Er forderte ihn auf, "Kompromisse" mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einzugehen. Das lehnte Selenskyj ab, der ukrainische Präsident verließ das Weiße Haus vorzeitig. Der avisierte Rohstoffdeal zwischen beiden Ländern ist damit vorerst geplatzt. Unter deutschen Politikern macht sich Empörung breit.
Deutsche Politiker verurteilen Verhalten von Donald Trump
Bundeskanzler Olaf Scholz widersprach Donald Trump energisch. "Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine! Deswegen suchen wir gemeinsam den Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden", teilte er mit. "Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen."
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte Selenskyj zu, weiter an einem gerechten Frieden zu arbeiten. "Wir werden weiterhin mit Ihnen für einen gerechten und dauerhaften Frieden arbeiten", schrieb von der Leyen auf der Plattform X. An Selenskyj gerichtet schrieb sie: "Sie sind nie allein." Zugleich sprach sie dem ukrainischen Präsidenten, dessen Land seit drei Jahren von Russland angegriffen wird, weiter Mut zu: "Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos."
Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sicherte der Ukraine Unterstützung zu. "Die Ukraine ist nicht allein", postete sie. "Deutschland steht zusammen mit seinen europäischen Verbündeten geschlossen an der Seite der Ukraine – und gegen die russische Aggression. Die Ukraine kann auf die unerschütterliche Unterstützung Deutschlands, Europas und darüber hinaus zählen."
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz warnte davor, Angreifer und Opfer zu verwechseln. "Wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite", versicherte er.
Lars Klingbeil betont die Rolle Europas
SPD-Chef Lars Klingbeil stellte die Rolle Europas heraus: "Das Verhalten der US-Regierung zeigt einmal mehr, dass Europa seine Zukunft stärker in eigene Hände nehmen muss. Wir müssen gemeinsam auf allen Ebenen stärker werden." In einem Beitrag auf X ergänzte er: "Deutschland muss und wird vorangehen. Auch um der Ukraine zu helfen."
"Trump macht klar, was er unter Diplomatie versteht: Erpressung und Ausverkauf. Wer sich nicht kaufen lässt, ist 'undankbar'", schrieb die Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner auf X. "Das ist kein Frieden, das ist imperialistisches Machtdenken." Zugleich betonte sie die uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine. Europa müsse nun "die Mittel bekommen, die es wirklich braucht".
Serap Güler, Mitglied im CDU-Bundesvorstand, schätzte Trumps Verhalten als "beschämend für die Nation, die die freie Welt anzuführen für sich in Anspruch nimmt" ein.
Der CDU-Außen- und Verteidigungspolitiker Johann Wadephul nannte die Szenen aus dem Weißen Haus "schockierend". "Wie kann man dem Präsidenten eines überfallenen Landes so in den Rücken fallen?", fragte er und betonte: "Das freie Europa wird die Ukraine nicht verraten!"
Peter Altmaier, früherer Bundeswirtschaftsminister, hält das Vorgehen von Trump für "vorbereitet und abgekartet" und verglich es mit dessen früherer Fernsehshow "The Apprentice". Die Besuche des britischen Premiers Starmer und des französischen Präsidenten Macron hätten beim US-Präsidenten "nichts bewirkt", konstatierte der 66-Jährige.
Der frühere Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) schrieb, die USA würden unter Trump zur "schurkischen Supermacht". Seine Vermutung: "Schlimmer würde es Putin auch nicht treiben."