An der Gaza-Grenze zu Ägypten vermutet Israel Tunnel zum Waffenschmuggel. Netanjahu will dort dauerhaft Truppen stationieren. Weil damit ein Geisel-Deal verhindert würde, macht Verteidigungsminister Galant dem Regierungschef bittere Vorwürfe.
Während einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts ist es nach übereinstimmenden Medienberichten zu einem heftigen Wortwechsel zwischen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joav Galant gekommen. Galant habe Netanjahu vorgeworfen, er stelle die Stationierung von Soldaten an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten über eine Befreiung israelischer Geiseln aus dem Gazastreifen, berichteten der Sender Channel 12 und das Portal ynet.
Bei den Verhandlungen mit der islamistischen Hamas über eine Waffenruhe ist Israels Forderung nach dauerhafter Kontrolle des sogenannten Philadelphi-Korridors einer der Hauptstreitpunkte. Unter dem etwa 14 Kilometer langen Korridor verlaufen Israel zufolge etliche Tunnel der Hamas. Netanjahu pocht auf eine Kontrolle des Korridors, um Waffenschmuggel nach Gaza zu unterbinden. Ägypten bestreitet die Existenz unterirdischer Schmuggelrouten.
Netanjahu gewinnt Abstimmung
Netanjahu habe in der Sitzung in der Nacht zu Freitag mehrere Karten vorgestellt, die zeigen, wie Israel seine Truppen am Philadelphi-Korridor stationieren will. Galant habe die Beherrschung verloren und Netanjahu beschuldigt, die Karten dem Gremium aufzuzwingen, hieß es in den Berichten. Daraufhin soll Netanjahu auf den Tisch geschlagen, Galant der Lüge bezichtigt und die Karten zur Abstimmung gestellt haben. "Der Ministerpräsident kann alle Entscheidungen treffen. Er kann auch entscheiden, alle Geiseln zu töten", soll Galant ihm entgegnet haben.
Eine große Mehrheit votierte bei der Sitzung schließlich für Netanjahus Position, an der Kontrolle über die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten festzuhalten. Einzig Verteidigungsminister Joav Galant stimmte dagegen, der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben Gvir enthielt sich.
Das Forum der Geiselfamilien warf Netanjahu vor, die Chancen auf ein Abkommen mit der Hamas, das auch die Freilassung der aus Israel Entführten vorsieht, mit seiner Haltung zu gefährden. Die indirekten Verhandlungen, bei denen Katar sowie Ägypten und die USA vermitteln, stecken seit Monaten in einer Sackgasse.