3 months ago

Sicherheitsrat tagt zu Libanon: Iran lässt verletzte Hisbollah-Mitglieder ausfliegen



Nach einer zweiten Explosionswelle kleiner Funkgeräte im Libanon steigt die Zahl der Toten auf mehr als 25. Iran schickt Ärzte ins Land und will Verletzte ausfliegen. Der UN-Sicherheitsrat beraumt eine Dringlichkeitssitzung an.

Irans Rettungsdienste wollen nach den Explosionen im Libanon rund 100 Verletzte ausfliegen. Die meisten der Verwundeten, die in iranische Krankenhäuser gebracht werden sollen, hätten Verletzungen an Händen und Augen erlitten, sagte der Leiter der Roten Halbmond-Gesellschaft, Pirhussein Koliwand. 95 Patienten würden in den kommenden Stunden ausgeflogen. Der Iran hatte zuvor Ärzte und Pfleger in das Mittelmeerland entsandt. Das Gesundheitssystem des Libanons ist nach einer schweren Wirtschaftskrise, die das Land seit Jahren fest im Griff hat, völlig überlastet. Die einflussreiche Schiitenorganisation Hisbollah, die Ziel der Explosionen gewesen war, ist der wichtigste nicht-staatliche Verbündete Teherans.

Bei den Explosionen sogenannter Pager waren am Dienstag knapp 2800 Menschen verletzt und 12 getötet worden. Unter den Verletzten war auch Irans Botschafter im Libanon. Zunächst war unklar, ob der Leiter der diplomatischen Vertretung sowie Mitglieder der Hisbollah in den Iran ausgeflogen werden sollen. Bei einer zweiten Welle explodierten am Mittwoch dann Walkie-Talkies und andere elektronische Geräte. Diesmal gab es mehr als 450 Verletzte und 14 Tote.

Die Hisbollah machte Israel für den Angriff vom Dienstag verantwortlich und schwor Vergeltung. Israel selbst äußerte sich dazu nicht. Auch die Explosionen vom Mittwoch kommentierte Israel zunächst nicht. Israels Verteidigungsminister Joav Galant kündigte eine "neue Phase" des Kriegs mit einem Fokus auf den Norden an.

Zweite Explosionswelle bei Beerdigungszeremonie

Die zweite Explosionswelle durchzog den Libanon am späten Nachmittag. Während im südlichen Beiruter Vorort Beerdigungen für Opfer vom Vortag abgehalten wurden, wurden die erneuten Explosionen gemeldet. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es, "drahtlose Geräte wie Walkie-Talkies" seien explodiert.

Videos in sozialen Medien zeigten, wie sich während der Beerdigungszeremonie Panik ausbreitete, nachdem Knallgeräusche zu hören waren. Der ranghohe Hisbollah-Funktionär Hashim Safieddine sagte als Reaktion auf die explodierten Pager vom Vortag: "Diese Aggression hat ihre eigene Strafe und Vergeltung, und die Strafe wird kommen." Die Hisbollah hatte bereits zuvor Vergeltung angekündigt. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah werde sich an die Öffentlichkeit wenden.

Angesichts der Lage will der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am heutigen Freitag um 21.00 Uhr MESZ treffen.

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