Moskau bezeichnet seine Besatzungstruppen in der Ukraine als "Befreier". Das Eingeständnis eines Ministers über deren Tun selbst im eigenen Land nahe der Grenze wirft ein fahles Licht auf die Armee.
Der Ex-Gouverneur des russischen Grenzgebiets Kursk, Roman Starowoit, hat eingeräumt, dass von Moskau zur Verteidigung in die Region geschickte Soldaten dort geplündert haben. "Es gibt Fakten von Plünderungen sowohl durch Zivilisten als auch durch Militärs", sagte der inzwischen zum Verkehrsminister des Landes aufgestiegene Starowoit bei einem Treffen mit Bewohnern des unmittelbar an die Ukraine grenzenden Landkreises Gluschkowo.
Das Eingeständnis wurde von den Zuhörern mit Applaus aufgenommen, wie aus einem Videoausschnitt eines lokalen Nachrichtenportals bei Telegram hervorgeht. Bewohner der Region hatten mehrfach über Einbrüche in ihre zurückgelassenen Häuser geklagt.
Ukrainische Truppen haben bei ihrer überraschenden Gegenoffensive im Sommer einen Teil des Gebiets Kursk erobert. Die russischen Streitkräfte - Medienberichten nach mittlerweile unterstützt von nordkoreanischen Soldaten - versuchen, diese Truppen wieder aus dem Land zu drängen. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass beschuldigte in dem Zusammenhang die Ukrainer, in den von ihnen eroberten Ortschaften geplündert zu haben - und nannte als Beispiel die Ortschaft Gluschkowo. Dabei war diese nie unter der Kontrolle Kiews.
Moskau geht normalerweise hart gegen Berichte über Verbrechen russischer Soldaten im Angriffskrieg gegen die Ukraine vor. Dutzende Kriegsgegner sitzen wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee in Haft. Dass russische Soldaten selbst im eigenen Land rauben, ist daher ein seltenes Eingeständnis der Moskauer Führung.