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Rudolph Moshammer: Vor 20 Jahren starb der Modemacher



Rudolph Moshammer war eine der schillerndsten Figuren der Münchner High Society. Vor 20 Jahren wurde er in seinem Haus ermordet.

"Wer meine Mode trägt, trägt meine Gefühle." Das war die Philosophie von Rudolph Moshammer (1940-2005). Die Klamotten, die er in seinem Laden in der Münchner Maximilianstraße verkaufte, waren hochpreisig, bunt, auffällig - aber niemals so auffällig wie die Figur Moshammer selbst. Die Münchner liebten ihren "Mosi", ihren bunten Hund, aber machten sich auch über ihn lustig. Am 14. Januar 2005 fand sein Leben ein jähes Ende.

Aus schwierigen Verhältnissen zum gefeierten Society-Star

Geboren wurde Rudolph Moshammer am 27. September 1940 als Sohn eines Versicherungsunternehmers. Anfangs ging es der Familie sehr gut, doch dann verlor der Vater seinen Job. Seine Arbeitslosigkeit verheimlichte Richard Moshammer vor der Familie und rutschte in die Alkoholabhängigkeit. Sein Vater habe in seiner Verzweiflung immer wieder mit der "Auslöschung" der Familie gedroht, berichtete Moshammer 2001 in seinem "ARD-Lebenslinien"-Porträt.

Mutter und Sohn bezogen schließlich eine eigene Wohnung. Nach der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann arbeitete Moshammer zunächst in einem Stoffgeschäft. Mithilfe von wohlhabenden Unterstützern gelang es ihm 1968, seine eigene Boutique "Carnaval de Venise" zu eröffnen. Als einer der Ersten lud er die Münchner High Society zu opulenten Partys ein - inklusive gemietetem Geparden. In dem Geschäft für Herrenmode gingen schnell die einflussreichsten Münchner ein und aus - und die Kultfigur Moshammer war geboren. "Das ist natürlich die größte Erfüllung überhaupt gewesen im Leben, dass man es von einer Ausweglosigkeit zu einem großen Namen gebracht hat", so der Modemacher in seinem Porträt.

Mama Else, Hündin Daisy und die Obdachlosen

In der Öffentlichkeit eng mit Rudolph Moshammer verbunden: seine Mutter Else (1908-1993), die durch ihre lilafarbene Haarpracht ebenfalls eine Erscheinung war. Nach ihrem Tod 1993 ließ Moshammer sie in einem Mausoleum bestatten. Ab da zeigte er sich nur noch mit seiner Hündin Daisy. Den Yorkshire Terrier, stets mit einer Schleife geschmückt, trug Moshammer überall mit sich herum - ihr widmete er sogar ein Buch. Mit ihr trat er auch im "Tatort" auf. Doch wie der "stern" berichtet, gab es gar nicht die eine Daisy: Im Laufe seines Lebens habe er vier Hunde mit diesem Namen besessen.

Moshammer umgab sich mit den Reichen und Schönen. Wo er mit seiner rabenschwarzen Perücke im König-Ludwig-II-Stil auftauchte, wurde gejubelt. Doch er vergaß bei all diesem Luxus auch die Ärmsten der Gesellschaft nicht. Besonders am Herzen lag ihm der Einsatz für Obdachlose, geprägt durch die spätere Obdachlosigkeit seines Vaters. Er unterstützte die Obdachlosenzeitung "BISS" mit großzügigen Spenden und präsentierte sich auch selbst als Werbegesicht für das Projekt. Außerdem lud er Obdachlose jedes Jahr zu einem Weihnachtsessen ein und begegnete ihnen dabei immer auf Augenhöhe, wie Teilnehmer von damals der "Süddeutschen Zeitung" erzählten.

Dunkle Schatten hinter bunter Fassade

Doch es gab bekanntermaßen auch in der Glitzerwelt des Rudolph Moshammer Schattenseiten. Nicht immer wurde er in der Öffentlichkeit ernst genommen, zu oft wurde er parodiert. Besonders nach seiner Teilnahme am Eurovision Song Contest Vorentscheid 2001, bei dem er auf dem drittletzten Platz landete, erntete er Spott und Häme. Er sei zu gekünstelt, nicht authentisch, eine lächerliche Kunstfigur, hieß es. Doch Moshammer sah das anders. Er spiele keine Rolle: "Ich bin einfach Moshammer", betonte er in den "ARD-Lebenslinien". "Ich lebe rein nach Emotionen, nach Herzgefühl."

Für wen sein Herz wirklich schlug, das konnte Rudolph Moshammer zu Lebzeiten nicht richtig zeigen. Unter seinen Bekannten war es ein offenes Geheimnis, dass er nachts mit seinem Rolls Royce durch Münchens Straßen fuhr und junge Männer zu sich nach Hause einlud. "Wenn man Liebe kaufen muss, ist man am Ende", sagte er noch 1994 in einem Interview. Und doch bezahlte er seine Bekanntschaften für die Zeit mit ihm.

Das wurde ihm am 14. Januar 2005 schließlich zum Verhängnis. In seiner Villa in Grünwald soll es zum Streit um 2.000 Euro mit Herisch A. gekommen sein, den er zuvor am Hauptbahnhof mitgenommen hatte. Der damals 25-jährige Hilfskoch nahm daraufhin ein Telefonkabel und erdrosselte Moshammer. Kurze Zeit später wurde er wegen einer DNA-Spur überführt. 18 Jahre saß er dafür im Gefängnis, 2023 wurde er gemäß der "Süddeutschen Zeitung" in sein Heimatland Irak abgeschoben.

Moshammers Tod löste eine Welle der Bestürzung aus, sein Doppelleben dominierte die Medien. "Er war ein schillerndes Unikum in einer immer anonymeren Gesellschaft", würdigte Udo Lindenberg (78) den Verstorbenen. Seine Beisetzung auf dem Münchner Ostfriedhof neben seiner Mutter ähnelte einem Staatsbegräbnis. Trotzdem blieben viele einstige Moshammer-Bewunderer aus der Schickeria nach einem solch unrühmlichen Tod fern. Stattdessen kamen die "einfachen Leute", die "BISS"-Verkäufer - die Moshammer eben nicht nur als schrulligen Paradiesvogel erinnern.

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