Die US-Minister durchpflügen derzeit ihre Ressorts. Es soll gespart werden. Allerdings sollen auch missliebige Inhalte entfernt werden, etwa wenn sie für Diversität stehen. Dem fällt nun auch ein schwarzer US-Soldat zum Opfer, obwohl er die höchste militärische Auszeichnung des Landes erhalten hat.
Die Ehrung militärischer Helden ist in den USA seit jeher eine wichtige politische Geste. Gut 1,3 Millionen aktive Soldaten gibt es. 16 Millionen Veteranen zählt das Land zudem. Das für sie zuständige Ministerium hat rund 400.000 Mitarbeiter. Kurzum: Soldaten sind ein wichtiger Teil der US-Gesellschaft. Aus diesem Grund präsentiert das US-Verteidigungsministerium viele ihrer ausgezeichneten Soldaten auf seiner Website. Seit kurzem ist eine Vita dort aber nicht mehr abrufbar: die des schwarzen Generals und Vietnam-Veteranen Charles Calvin Rogers. Dabei erhielt er die höchste Auszeichnung, die das US-Militär zu vergeben hat, die Medal of Honor.
Wie zunächst der britische "Guardian" berichtet, zeigt die Webseite, wenn man nach Charles Calvin Rogers sucht, eine Fehlermeldung an. "404 -Page not found", also "Seite nicht gefunden". Das muss zunächst nicht stutzig machen, weil Fehler immer wieder auftreten. Allerdings lassen sich Videos oder Texte anderer Geehrter weiterhin aufrufen. Es liegt offenbar ein anderer Grund für die Nichtverfügbarkeit der Seite vor.


Charles Calvin Rogers ist auf der Website des Pentagon nicht mehr zu finden.
Einen Hinweis darauf lässt sich in der URL entdecken. Dort ist nämlich das Wort "Medal" mittlerweile durch die Vorsilbe "DEI" ergänzt. "DEI" steht in den USA für Diversity (Vielfalt), Equity (Fairness) und Inclusion (Inklusion) - und damit für eines der Programme, die der neuen US-Regierung ein besonderer Dorn im Auge sind. Der "Guardian" geht daher davon aus, dass Rogers dem Kampf von Präsident Donald Trump und seiner Minister gegen Vielfaltsprogramme zum Opfer gefallen ist.
Rogers erhielt die Auszeichnung 1970 vom ebenfalls republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon für seinen Einsatz im Vietnamkrieg. Dort wurde er dreimal verwundet. Nach Angaben der West Virginia Military Hall of Fame war Rogers der ranghöchste schwarze US-Soldat, der die Auszeichnung je erhielt. Nach seinem Tod im Jahr 1990 wurden seine sterblichen Überreste auf dem Arlington Nationalfriedhof in Washington beigesetzt. Neun Jahre später wurde eine Brücke in Rogers' Geburts-Landkreis, dem Fayette County im Bundesstaat Georgia, in Charles C. Rogers Bridge umbenannt. Zudem berichtet der "Guardian", dass früher auf der Website des Pentagon zu lesen war, dass Rogers "sich während seiner Dienstzeit für die Gleichberechtigung der Geschlechter und Ethnien" einsetzte.
Pentagon will zehntausende Fotos löschen
Der neuen US-Regierung scheint ein schwarzer Held im US-Militär nicht zu gefallen. Denn Rogers mag auf der Website des Pentagon bisher ein Einzelfall sein, ein ähnliches Vorgehen gab es allerdings in den letzten Wochen allerdings auch an anderer Stelle.
Verteidigungsminister Pete Hegseth ließ die Durchforstung von Fotoarchiven der US-Streitkräfte auf Anweisung Trumps durchführen. Mehr als 26.000 Bilder wurden zur Löschung markiert, berichtet der "Spiegel". Am Ende könnte die Zahl sogar viermal so hoch ausfallen, berichtet die Nachrichtenagentur Associated Press. Auf Bildern, die bereits bis Mitte vergangener Woche gelöscht worden sind, sollen sich demnach vor allem Frauen und Soldaten, die gesellschaftlichen Minderheiten angehören, befunden haben. Sogar Fotos des B29-Bombers "Enola Gay", der erstmals eine Atombombe in einem Kriegseinsatz über Hiroshima abwarf, wurden offenbar fälschlicherweise zur Löschung markiert. "Gay" bedeutet neben "fröhlich" auch "homosexuell" bzw. "schwul" und "lesbisch". Das reicht derzeit in den USA offenbar aus, um entsprechende Fotos zu löschen.
Hegseth hatte den Streitkräften laut "Spiegel" eine Frist gesetzt, um Trumps Anordnung, wonach Programme für Diversität in der US-Regierung enden sollen, zügig durchzusetzen. Ein Pentagon-Sprecher sagte, man sei erfreut, wie rasch die Vorgabe umgesetzt worden sei.