2 days ago

Post-Holiday-Syndrom: Urlaub vorbei? So geht es stressfrei zurück zur Arbeit



Oft verfliegt die Erholung nach freien Tagen schon am ersten Arbeitstag. Doch wer den Urlaub gut vorbereitet, startet entspannter wieder durch – aber Vorsicht bei der Abwesenheitsnotiz.

Das Stimmungstief nach dem Urlaub hat einen Namen: "Post-Holiday-Syndrom" bezeichnet das Phänomen, dass sich Menschen nach den Ferien nicht erholt, sondern abgeschlagen und lustlos fühlen. Wer denkt, damit ziemlich allein zu sein, der irrt. Untersuchungen zufolge könnten bis zu zwei Drittel der Beschäftigten betroffen sein, berichtet der Psychologe Jürgen Walter. Das Stimmungstief nach dem Urlaub lässt sich häufig nicht völlig vermeiden. Eine gute Vorbereitung kann aber verhindern, dass der Stress sofort wieder über einen hereinbricht.

Der sanfte Wiedereinstieg wird idealerweise bereits Wochen vor dem Urlaub eingeleitet. "Dringende Arbeiten sollten vor dem Urlaub erledigt werden", empfiehlt Walter. Extra strenge Deadlines können für die nötige Motivation sorgen. Selbst wenn ein Projekt eigentlich auch direkt nach den Ferien erledigt werden könnte, lohnt sich der selbstgemachte Zeitdruck. Denn oft dauert es doppelt so lang, sich nach dem Urlaub erst wieder einzulesen. Und schlimmstenfalls bleibt die "drohende" Arbeit während des Urlaubs unterbewusst stets präsent.

Stressfrei aus dem Urlaub zurück

Walter warnt aber vor unnötigem Perfektionismus. Wirklich alles vom Tisch zu bekommen, könne in unnötigen Stress ausarten, der dann zu Beginn des Urlaubs erst abgebaut werden müsse, mahnt der Coach. Seine Empfehlung: Früh die wirklich wichtigen Aufgaben priorisieren und Zeitpuffer einplanen, um den Sprint vor dem Urlaub zu entzerren.

Von der guten Planung profitiert auch die Kolleginnen und Kollegen, die einen während des Urlaubs vertreten. Die Vertretung ist für Walter sogar der wichtigste Faktor, wenn es um Stress im und direkt nach dem Urlaub geht. "Man kann sich über eine gute Absprache mit Kollegen viel Arbeit und Ärger ersparen", hat er festgestellt. Dazu gehört für ihn: Die Vertretung rechtzeitig und umfassend über wichtige Aufgaben, Termine und Fristen informieren. Ein solches Gespräch sei auch mit dem Vorgesetzten empfehlenswert.Brückentage Text 09.50

Eine gute Abwesenheitsnotiz gehört ebenfalls zu den zentralen Faktoren, die über Wohl oder Wehe nach dem Urlaub entscheiden. Dass bei der Rückkehr Hunderte ungelesener E-Mails warten, ist oft unvermeidlich. Im besten Fall aber haben sich Kollegen und Kunden mit wichtigen Anliegen zwischenzeitlich an die in der Abwesenheitsnotiz genannte Vertretung gewandt und das Thema ist für den Rückkehrer bereits erledigt.

Wer jedoch versucht ist, eingehende E-Mails während des Urlaubs vorsichtshalber automatisch direkt an den Vertreter weiterzuleiten: Vorsicht. Werde eine E-Mail weitergeleitet, gelte dies in der Regel als Verarbeitung personenbezogener Daten, warnt Rechtsanwalt Jan Aufterbeck. Und dafür gebe es strenge Vorschriften, allen voran durch die Datenschutzgrundverordnung. Wer E-Mails weiterleiten möchte, braucht deshalb laut dem Juristen das Einverständnis des Absenders.

Sauberer Schreibtisch nach der Auszeit

Manch ein Unternehmen ermöglicht Urlaubern tatsächlich im Posteingang Tabula rasa. Daimler hat 2014 das "Mail on Holiday"-Programm eingeführt. Das erlaubt es Angestellten, E-Mails während ihrer Abwesenheit vom System löschen zu lassen. "Absender erhalten eine automatische Benachrichtigung, dass sie sich an eine Vertretung wenden sollen", erklärt eine Sprecherin von Mercedes-Benz. "Wenn die Beschäftigten aus dem Urlaub kommen, starten sie mit einem sauberen Schreibtisch."

Ob ein Mitarbeiter das Angebot nutzt, wird laut der Konzernsprecherin nicht zentral erfasst. Wessen Firma kein solches Programm anbietet, sollte laut Aufterbeck aber auf keinen Fall ungelesene E-Mails löschen. Dies gilt dem Juristen zufolge auch dann, wenn die Masse an Nachrichten einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Eine "Zumutbarkeitsgrenze" gebe es beim Abarbeiten der digitalen Briefberge nicht.

Sorge vorbeugen, etwas zu verpassen

Walter hält deswegen einen Mittelweg durchaus für vertretbar. Zwar drängen viele Psychologen und Juristen gleichermaßen darauf, Urlaub und Arbeit möglichst strikt zu trennen. Schließlich ist das Recht auf Erholung gesetzlich festgeschrieben. "Ja, im Urlaub soll man abschalten und eher nicht für den Chef und Kollegen erreichbar sein", unterstreicht Walter. Aber manche Menschen könnten sich einfach besser erholen, wenn sie lockeren Kontakt hielten.

Post-Urlaubsblues 20 UHR

Das sollte laut dem Unternehmensberater nicht heißen, ständig telefonisch erreichbar zu sein. Aber es könne sich auszahlen, täglich einige Minuten Nachrichten zu sichten. "Somit müssen Sie sich keine Sorgen machen etwas zu verpassen und werden nicht am Ende des Urlaubs von den vielen Mails erschlagen", sagt er.

Diese Vorarbeit ist allerdings ein Balanceakt. Denn wenn unvorhergesehen Probleme auftauchen, kann das den Erholungseffekt im Urlaub schnell zunichtemachen. "Man sollte da vor allem auf sein Gefühl hören, ob und gegebenenfalls wie viel Kontakt zum Büro während meiner Urlaubszeit für mich noch gut ist", sagt Walter.

Eine Variante, auch für Solo-Selbstständige: Die wichtigsten Kunden erhalten eine separate E-Mail-Adresse für den Urlaub, die auf das private Postfach umgeleitet wird. Bei der stressfreien Rückkehr in den Job wird laut Walter oft der Schlaf übersehen. Sein Rat: Sich spätestens einige Tage vorher wieder an den Schlafrhythmus der Arbeitswoche annähern.

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