Klimawandel und Missernten: Bleibt der Elfenbeinküste der Kakao?

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Stand: 27.04.2025 15:49 Uhr

Die Elfenbeinküste ist der größte Kakaolieferant der Welt. Doch dort gab es lange Dürren und dadurch schlechte Ernten. Das Land bangt um seine Konkurrenzfähigkeit.

Karin Bensch

Bäume mit dünnen Stämmen. Schmale, grüne Blätter werfen Schatten auf den Boden. Die Sonne brennt, die Luft ist feucht und schwer. An den Bäumen wachsen große, ovale Früchte. Manche sind noch grün, andere sind schon gelb und reif.

Manche noch grün, andere schon gelb und reif: So sehen gesunde Kakaofrüchte aus.

"Wir spüren hier den Klimawandel"

Eine Kakaoplantage in der Nähe von Agboville, einer Stadt in der Elfenbeinküste in Westafrika. Hier arbeitet Augustin Koffi seit elf Jahren. Er erntet eine reife Kakaofrucht vom Baum und schlägt sie mit einem großen Messer auf. Die Kakaobohnen im Innern sind weiß, sie duften süß und fruchtig. Doch am gleichen Baum, etwas weiter oben, hängen kleine, dunkelbraune Früchte, schrumpelig und vertrocknet.

Die Ernte ist schlecht, weil es in diesem und im vergangenen Jahr viel zu wenig geregnet hat. "Wir spüren hier den Klimawandel", sagt Koffi. "Dadurch hat sich das Wetter sehr stark verändert. Und deshalb ist es deutlich schwieriger geworden, hier Kakao anzubauen."

Und dann gibt es hier auf der Plantage noch ein Problem: Schädlinge. Sie zerstören die kostbaren Kakaofrüchte. Die Schale sieht verschimmelt aus, die Bohnen im Innern sind braun und vertrocknet.  

Schädlinge zerstören die Kakaofrüchte, die Ernten fallen kleiner aus.

Von den hohen Preisen haben die Landwirte nichts

Eine harte Zeit für Plantagenbesitzer Francois Koffi, ein älterer Herr, der unter einem Baum im Schatten sitzt. Die Hälfte seiner Ernte ist verloren. "Die Preis für Kakao derzeit ist gut, sogar sehr gut", sagt der Plantagenbesitzer. "Doch das bringt uns nicht weiter. Denn es liegt allein daran, dass es gerade zu wenig Kakao gibt."

Wenig Kakaobohnen, viele Schokoladenfans: Das treibt den Preis in die Höhe. Eine Tonne Kakao kostet derzeit umgerechnet knapp 10.000 Euro. Der Preis hat sich im Laufe von zwei Jahren etwa vervierfacht. Teure Kakaobohnen bedeuten teure Schokolade.

Die Missernten sind ein großes Problem für die Elfenbeinküste. Denn das Land ist der größte Kakaoproduzent der Welt. Hier werden Kakaobohnen angebaut, geerntet, getrocknet und dann exportiert - nach Frankreich, Deutschland und Großbritannien, nach Belgien und in die Schweiz. In Europa werden die Kakaobohnen dann geröstet und zu Schokolade verarbeitet.

Plantagenmitarbeiter Augustin Koffi hofft, dass die Elfenbeinküste Kakao-Land Nummer Eins bleibt.

Blick in eine ungewisse Zukunft

Die Zukunft der Elfenbeinküste als Kakaoland ist ungewiss, sagt Klimaexperte Traoré Bakary von der ivorischen Umweltschutzorganisation IDEF. Für ihn sind Trockenheit, Pestizide und die Rodung von Regenwald die Hauptprobleme.

"Wenn man sich diese Entwicklung ansieht, erkennt man, dass der Regenwald für die Kakaobäume wichtig ist, wegen der Abschattung", erläutert Bakary. "Sobald die Plantagen nicht mehr genug hergeben und die klimatischen Bedingungen kompliziert werden, ziehen sie in eine andere Gegend."

Auf der Plantage geht die Ernte weiter. Augustin Koffi schlägt mit dem großen Messer die reifen Früchte von den Bäumen und sammelt sie auf. Solange es hier so trocken ist, bleibt die Ernte schlecht, meint er. Und die Preise für Schokolade werden wohl erst einmal hoch bleiben.

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