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Podcast "Die Lage – International": Mölling zu Ukraine-Eskalation: "Putin kalkuliert die Risiken"



Wladimir Putin gerät durch den Einsatz westlicher Raketen gegen Ziele in Russland unter Druck. Nun droht eine nie da gewesene Einfluss-Operation Moskaus im deutschen Wahlkampf.

Die Lage International #44 Audio

Der russische Einsatz einer mutmaßlich atomwaffenfähigen Mittelstreckenrakete gegen die ukrainische Stadt Dnipro am Mittwoch dieser Woche bewegt sich nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Mölling innerhalb der in diesem Krieg etablierten Regeln. Den Angriff hatte Putin als Antwort auf die Entscheidung der USA, Großbritanniens und Frankreichs begründet, der Ukraine den Einsatz weitreichender westlicher Raketen gegen Ziele im Hinterland der russischen Provinz Kursk zu erlauben. "Er hat das Kleinstmögliche, aber das Größtmögliche gemacht, um sich ins Spiel zurückzubringen", sagte Mölling am Freitag im stern-Podcast "Die Lage – International". 

Die jüngsten Angriffe der Ukraine mit ATACMS-, Storm-Shadow- und Scalp-Raketen aus westlicher Produktion auf Einrichtungen der russischen Armee seien wirksam gewesen. "Wir haben einen wunden Punkt getroffen", so Mölling, Leiter des Programms "Zukunft Europas" bei der Bertelsmann Stiftung. "Putin war in der Vorderhand. Möglicherweise fragt sein Militär-Apparat nun: Was kommt da jetzt noch?" Putins Plan, die ukrainischen Truppen von Russlands Staatsgebiet zu vertreiben, bevor Donald Trump am 10. Januar als neuer US-Präsident die Amtsgeschäfte im Weißen Haus übernimmt, stehe nun infrage. "Wenn er Kursk nicht zurückbekommt, dann hat er, wenn er an den Verhandlungstisch treten muss, natürlich schlechtere Karten in der Tasche."

Warnung vor Einflussnahme durch Wladimir Putin im Bundestagswahlkampf

Trotzdem sei Russlands Präsident bei seiner Reaktion mit der Mittelstreckenrakete so vorgegangen, dass er sich sicher sein konnte, eine unkalkulierbare Eskalation zu vermeiden. Er habe nicht "wutschnaubend auf den roten Knopf gedrückt", sondern den Amerikanern den Abschuss vorab über die etablierten Kanäle zur Risikominimierung angekündigt. "An diese Regel hat er sich gehalten", sagt Mölling. "Daran sieht man: Das System um ihn herum funktioniert und kalkuliert die Risiken."

Für die Monate bis zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 rechnet Sicherheitsexperte Mölling mit massiven Versuchen russischer Einflussnahme in Deutschland. "Es gibt Geheimdienste, die sagen, das wird der schmutzigste Wahlkampf mit den größten Einfluss-Operationen von außerhalb, den wir jemals in Deutschland gesehen haben", warnt Mölling. Putin werde alles daran setzen, "die Temperatur hochzudrehen im politischen Diskurs". Auch mit neuen Sabotage-Aktionen wie den mutmaßlich absichtlichen Beschädigungen mehrerer Datenkabel in der Ostsee diese Woche sei zu rechnen.

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