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Plattform "Infowars": Elon Musk schützt die größte Verschwörungsseite vor dem Zwangsverkauf



Verschwörungs-König Alex Jones holen die Folgen seiner Lügen ein – er muss Infowars verkaufen. Elon Musks Ansatz zu helfen, könnte ihm später noch Ärger einbringen.

Es gab wenig, vor dem Infowars zurückschreckte. Wenn Alex Jones auf seiner Plattform die großen Verschwörungen der Welt aufzudecken vorgab, nahm er keine Rücksicht auf Verluste. Dann holte ihn eine seiner krassesten Theorien gerichtlich ein. Infowars wurde zwangsversteigert — und von einer Satire-Zeitschrift gekauft. Doch Elon Musk tut was er kann, um die komplette Übernahme zu verhindern.

Das zeigen Unterlagen, die Musks Firma X am Montag vor einem Gericht in Houston einreichten. Der Kurznachrichtendienst argumentiert darin, dass der neue Besitzer von Infowars, die mit dem deutschen "Postillon" vergleichbare Satire-Zeitschrift "The Onion", den X-Account @infowars nicht als Teil der Zwangsversteigerung übernehmen kann. Die Begründung: Die Accounts gehörten gar nicht den Nutzern – sondern Musks Firma. Und könnten daher auch nicht ohne deren Zustimmung verkauft werden.

Die neue Macht des Elon Musk 15.15

Ein Vermögen mit Verschwörungserzählungen und Schlangenöl

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, verdankt Jones seiner Rücksichtslosigkeit in Bezug auf das traurige Massaker der Sandy-Hook-Grundschule. Im Dezember 2014 hatte ein 20-Jähriger mit einem Sturmgewehr bewaffnet in der Schule 26 Menschen getötet, darunter auch 20 Kinder im Alter von sechs bis sieben Jahren. Jones hatte mit der Tragödie auf ekelhafteste Weise Kapital geschlagen: Er behauptete, die schockierende Tat habe es nie gegeben, die Kinder seien alle Schauspieler gewesen. Über Jahre wiederholte er die Behauptungen in immer neuen Sendungen seiner Plattform. Bis es einigen Eltern endlich reichte – und sie ihn vor Gericht brachten. Die Strafe: Jones muss fast eine Milliarde Dollar Schmerzensgeld an die Opfer zahlen.

Da er sich als zahlungsunfähig gab, folgte im Sommer der große Knall: Ein Gericht ordnete an, dass Jones sämtliche Eigentümer liquidieren muss, um die Strafe zu zahlen – inklusive seiner Firma Infowars. Die hatte ihm durch seine Nähe zu Donald Trump nicht nur viel Einfluss, sondern durch den Verkauf vermeintlicher Wunderheilmittel auch jede Menge Einnahmen beschert. Mit der Zwangsversteigerung stand auch Infowars zum Verkauf.

Dass nun ausgerechnet ein Satiremagazin den Zuschlag erhielt, kam nicht aus dem Nichts: Das Magazin hatte sich mit den Familien der Opfer zusammengetan, um zu verhindern, dass Jones' Verbündete die Plattform aufkaufen. Von der einst wichtigsten Verschwörungsseite soll ab Januar nur noch eine Parodie überbleiben.

Alex Jones und Infowars: Worum geht es Elon Musk wirklich? 

Dass sich Musk nun einmischt, dürfte zwei Gründe haben. Schon vor der Übernahme Twitters gab sich Musk als Kämpfer für die Meinungsfreiheit, holte dann viele oft wegen fragwürdiger Aussagen gesperrte Accounts dorthin zurück. Auch den von Infowars. Die offizielle Begründung in den Unterlagen bezieht sich entsprechend auf die Meinungsfreiheit. Allerdings dürfte es auch eine politische Komponente geben. Seit Musk sich immer näher dem rechten politischen Spektrum annähert, dürften die beiden aber auch ideologisch mehr Schnittmenge haben, als Musk und die eher als liberal geltende "Onion". Beide sind eng mit dem kommenden Präsidenten Donald Trump verknüpft. Dass weiter Jones und nicht ein Satire-Magazin die Kontrolle über den Account hat, ist also auch in Musks Interesse. 

Die Begründung könnte Musks Firma auf längere Sicht aber noch Kopfschmerzen bereiten. Wenn die Accounts nicht im Besitz der Benutzer sind – wer trägt dann letztlich die Verantwortung für rechtlich problematische Inhalte? Vor allem, wenn die Plattform unter Musk die Verantwortung bislang auf die Nutzer verlagerte. Echte Konsequenzen muss Musk aber wohl nicht fürchten – zumindest auf kurze Sicht. Die Trump-Administration dürfte zunächst wenig Interesse haben, X für die Posts der Nutzer verantwortlich zu machen. Zumal die in immer größerem Ausmaß aus dem rechten Spektrum kommen. 

Als Signal an die Nutzer ist die Aussage trotzdem fatal. Egal wie viel Arbeit man in seinen Account steckt und wie erfolgreich man ist: Am Ende gehört der Account doch dem Unternehmen. Und kann theoretisch jederzeit den Besitzer wechseln. Vorgemacht hat das Elon Musk selbst. Als er Accounts für die Firma X, seine Wahlkampforganisation AmericaPAC oder die neue Trump-Behörde DOGE brauchte, gab es diese bereits. Also übernahm er sie kurzerhand selbst. Die Meinungsfreiheit der vorigen Account-Betreiber spielte da keine Rolle mehr.

Quellen:Gerichtsunterlagen, Axios, AP

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