Ein virales Video zeigt, wie Bundeskanzler Olaf Scholz SPD-Parteichefin Saskia Esken im Bundestag ignoriert und einfach links liegen lässt. Böse Absicht? Nein, sagt Esken jetzt.
Es war ein Moment, der im Internet viral ging und für ordentlich Diskussionen und Häme sorgte: Nach seiner verlorenen Vertrauensfrage am Montag im Bundestag steht Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz mit seinem Parteigenossen, SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, zusammen und unterhält sich. Von hinten nähert sich Parteichefin Saskia Esken. Scholz sieht kurz in ihre Richtung, kehrt ihr aber den Rücken zu und dampft wortlos mit Mützenich ab. Esken steht kurz ratlos da und macht mit ihren Händen eine Geste, die man als "Du gehst? Dann halt nicht" interpretieren könnte.
Hat Scholz, der zuvor noch im Bundestag von "Respekt" sprach, seiner Parteivorsitzenden hier die eiskalte Schulter gezeigt? Bewusst ignoriert?Kein Handschlag von Scholz 22.30
Scholz lässt Esken stehen – Häme im Netz
In sozialen Medien wie etwa auf der Plattform X wurde mit Spott reagiert. Auch die politische Konkurrenz kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. Der frühere CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak schrieb auf X: "Hier erlebt Saskia Esken als Vorsitzende der SPD persönlich, was 'Respekt für Dich' für Bundeskanzler Scholz bedeutet."
Andere wiederum interpretierten in die peinliche Szenerie hinein, dass es um den Status von Esken innerhalb der Partei nicht gutstehe.
Doch so soll es alles nicht gewesen sein – sagt jetzt auch die Stehengelassene selbst. Nach eigenen Worten hat Esken dem Kanzler verziehen, dass er ihr die kalte Schulter gezeigt hat.
Saskia Esken kritisiert Medien
"Olaf Scholz hat sich sehr warmherzig und umfangreich bei mir entschuldigt und damit ist es für mich auch erledigt", sagte sie der Nachrichtenagentur DPA.
"Ich weiß, wenn man solche Reden hält, dass man sich dann in einer Art Tunnel befindet, wie auch jeder Künstler vor und nach dem Auftritt. Die Wahrnehmung nach außen ist ein Stück weit eingeschränkt und insofern habe ich Verständnis", so die SPD-Vorsitzende. Vergeben und vergessen also.
Ganz vergeben kann Saskia Esken aber nicht, und zwar den Medien. Sie kritisierte die große mediale Aufmerksamkeit, die der Peinlich-Moment bekommen hat.
"Dass die Medien da so eine große Sache draus machen und (...) auch in den sozialen Medien das auf eine Art und Weise missbraucht wird, das zeigt, auf welchem Niveau unsere Debatte stattfindet."Peinliche Szene: Olaf Scholz lässt Saskia Esken links liegen 18:49
Olaf Scholz reagierte bereits auf Video
Esken versicherte, dass sie kein grundsätzliches Problem zwischen sich und Scholz sehe. "Ich arbeite mit Olaf Scholz seit fünf Jahren sehr, sehr eng und sehr vertrauensvoll zusammen. Und ich habe gar keinen Grund zu unterstellen, dass er mit mir anders umgeht als mit anderen."
Scholz hatte bereits sehr schnell auf der Plattform X auf das Video reagiert. "Saskia und ich haben uns das Video angeschaut. Peinlich von mir – zum Glück konnten wir beide drüber lachen…", schrieb er zu einem Foto, das ihn zusammen mit Esken zeigt.