Die französische Staatsanwaltschaft hat den Chef der Messenger-App Telegram, Pawel Durow, aus der Untersuchungshaft entlassen. Ihm werden Straftaten in Verbindung mit organisierter Kriminalität vorgeworfen.
Wegen angeblicher Beihilfe zu Straftaten haben die französischen Behörden formelle Ermittlungen gegen den Telegram-Gründer Pawel Durow eingeleitet. Französische Ermittlungsrichter sehen ausreichende Anhaltspunkte hierfür, wie die Staatsanwaltschaft bekannt gegeben hat. Durow sei gegen Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro auf freien Fuß gesetzt worden, müsse jedoch unter Aufsicht der Justizbehörden bleiben und dürfe Frankreich nicht verlassen. Eine Stellungnahme von Durow lag zunächst nicht vor.
Das Ermittlungsverfahren gegen Durow könnte zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise gegen den Beschuldigten sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen.
Vorwurf gegen Telegram wegen Beihilfe zu schweren Straftaten
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft laufen bereits seit längerem Vorermittlungen gegen Durow. Der Verdacht soll dabei lauten, dass er sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs, und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht habe. Auch die mangelnde Kooperation mit Behörden bei gesetzlich zulässigen Abhörmaßnahmen werde ihm vorgeworfen.STERN C Durow Verhaftung Kommentar 20.11
Der Franko-Russe sei deshalb von den Behörden gesucht worden. Am Samstagabend wurde Durow an einem Flughafen nahe Paris festgenommen.
Gewalttaten gegen eines seiner Kinder?
Nach AFP-Informationen werden ihm auch "schwere Gewalttaten" gegen eines seiner Kinder beschuldigt. Gegen den 39-Jährigen sei deshalb nun eine Untersuchung eröffnet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch aus mit dem Fall vertrauten Kreisen. Es gehe um Gewalttaten gegen einen im Jahr 2017 geborenen Sohn Durows, die begangen worden sein sollen, als dieser in Paris zur Schule ging.
Telegram wehrte sich gegen die Vorwürfe. Alle geltenden Regeln würden eingehalten, hieß es vom Unternehmen. Durow «hat nichts zu verbergen». Außerdem sei es "absurd", eine Plattform oder ihren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen.
Telegram wird bereits seit längerem vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und andere illegale Aktivitäten vorzugehen. Das Unternehmen selbst betont, man liege dabei innerhalb "der Standards der Branche".