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Aufrüstung: Finnland prüft Landminen: Wie eine vergessene Waffe den Krieg revolutioniert



Antipersonenminen sind seit 25 Jahren geächtet, nun erleben Landminen im Ukrainekrieg eine Renaissance. Auch Finnland will die Waffe zum Schutz vor Russland einsetzen.

Skandinavien macht mobil. In Schweden werden Fibeln verteilt, die erklären, wie sich jeder auf den Kriegsfall vorbereiten kann. Dazu gibt es patriotische Berichte über junge Schweden, die beteuern, dass sie ihr Land mit der Waffe verteidigen würden. Das dient vor allem dazu, in der Bevölkerung die Wehrbereitschaft zu fördern, indem das lange Zeit verdrängte Thema wieder auf die Tagesordnung gesetzt wird. Es ist ein Äquivalent zu dem, was Putins Verteidigungsminister die mobilisierte Gesellschaft nennt.

Nun sieht es so aus, als würde Finnland in der Zukunft wieder Landminen einsetzen wollen. Eine Gruppe von Politikern und prominenten Politikexperten hat eine entsprechende Initiative gestartet. Sie fordern, dass Finnland die Ottawa-Konvention verlassen soll. Das Abkommen, das 1999 in Kraft trat, ächtet Antipersonenminen, und die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich, sie nicht einzusetzen.

Ächtung heißt nicht, dass sie völkerrechtlich verboten sind. Die USA und Russland, aber auch Staaten wie China und Indien sind der Konvention nie beigetreten. Russland als potenzieller Gegner wäre an die Konvention nicht gebunden, Finnland aber schon. Diese Einschränkung kann im Ernstfall missachtet werden, so wie es etwa der Unterzeichnerstaat Ukraine macht, allerdings würde sich Finnland dann kaum auf einen Minenkrieg vorbereiten können.

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Landminen wurden zur entscheidenden Waffe 

Warum sind Minen wieder im Gespräch? In der Ukraine hat der Minenkrieg eine Renaissance erlebt, genau genommen hat die beinahe vergessene Waffe eine Bedeutung erlangt, die sie zuvor nie gehabt hat. Dabei werden zwei unterschiedliche Arten eingesetzt. Große Landminen, die Fahrzeuge bis hin zu Kampfpanzern vernichten oder zumindest beschädigen. Und Minen gegen weiche, also nicht gepanzerte Ziele, vornehmlich Menschen. In der Regel sind Antipersonenminen sehr viel kleiner. Typisch sind Modelle mit Drahtauslösern, wird der Draht berührt, springt die Mine in die Höhe und explodiert mit einem Splitterregen.

Warum sind Landminen so effektiv? Standardminen sind billig herzustellen, sie sind zuverlässig und können "Ewigkeiten" gelagert werden. Sie töten allerdings wahllos – eine Antipersonenmine wird auch von einem Reh ausgelöst. Und sie sind sehr lange wirksam. Einmal ausgebracht, sperren sie einen Geländestreifen jahrelang, solange bis sie mühsam wieder eingesammelt werden. Das macht Minen heute so attraktiv, sie sperren das Gelände, verlangsamen den Gegner und engen ihn in seinen Bewegungen ein. Zuerst haben das die Russen erkannt. Die mit großen Hoffnungen begonnene Sommeroffensive der Ukrainer 2023 blieb schon in den Ansätzen in den Minenfeldern der Russen stecken.

Russlands Minenkrieg 

Die westlichen Unterstützer und die ukrainischen Militärs wussten, dass sie auf Minenfelder treffen werden. Doch haben sie unterschätzt, was auf sie wartet. Die Nato-Planung sah vor, Minenfelder zu umfahren. Und falls das nicht möglich ist, sie zu durchbrechen. Dazu gibt es spezielles Räumgerät oder Sprengmittel, die eine Gasse in dem Feld zur Explosion bringen. Soweit die Planung. 

Das Gegenmittel der Russen war ganz einfach. Es hieß: mehr Minen, sehr viel mehr Minen. Die Felder waren Kilometer breit und teils fast ebenso so tief. Als die Ukrainer versuchten durchzubrechen, gerieten sie nur tiefer in die tödliche Falle. Für das Räumgerät hatten die Russen Sprengfallen errichtet. Geballte Ladungen mehrerer Panzerminen, die das Räumgerät in Stücke sprengte. In diese Felder von Panzerminen wurden Antipersonenminen verteilt. Als die Ukrainer versuchten, sich aus ihren beschädigten Fahrzeugen zu retten, gerieten sie in eine Umgebung, die zusätzlich von Antipersonenminen verseucht war. In solchen Mengen, dass man kaum einen Schritt machen konnte.

Seitdem hat sich der Minenkrieg noch verfeinert. Heute werfen Drohnen Landminen weit hinter den Linien des Gegners ab. Nachts werden sie auf Nachschubwegen ausgebracht. In den umkämpften Städten werden sie großzügig eingesetzt. In der Hoffnung, dass ein Soldat unter Artilleriebeschuss, einen Augenblick unachtsam ist.Smarte Rus Mine 14.25

Tödliches Erbe

Gerade für Finnland ist diese Art der Kriegsführung attraktiv. Verteidigungsminister Antti Häkkänen prüft derzeit den Bedarf an Antipersonenminen im Lichte der Lehren aus dem Krieg in der Ukraine. Er sagte: "Finnland hat traditionell eine Geografie – verstreute Seen, enge Passagen – die für Antipersonen- und Antifahrzeugminen sehr geeignet und relevant ist. In Finnland sind Minen traditionell eine sehr wirksame Verteidigungswaffe. Dies ist die Grundlage für diese Bewertung." Der größte Teil der Grenze ist mit schwerem Gerät nicht zu überqueren. Er ist bewaldet mit nur wenigen Straßen, dazu kommen Tausende von Seen, Sümpfen und Wasserläufen. Finnland müsste nur bestimmte Zonen, die für eine Invasion geeignet sind, sperren.

Landminen sind nicht wegen ihrer Wirkung im Krieg so in Verruf geraten, sondern wegen ihrer Gefahr für die Zivilbevölkerung. Sie machen ganze Regionen praktisch unbewohnbar, bis sie systematisch geräumt werden. Je einfacher die Mine, umso langlebiger ist sie. Die USA haben der Ukraine Minen mit einer begrenzten Einsatzdauer geliefert. Sie kann zwischen wenigen Stunden und 15 Tagen liegen. Für einen beweglichen Krieg, wie ihn die Nato sich vorstellte, reicht das aus. Für einen Krieg wie in der Ukraine ist der Zeitrahmen unbrauchbar. Die Herausforderung für Länder wie Finnland liegt nun darin, Minen zu entwickeln, die länger einsatzfähig sind, sich aber dennoch zuverlässig nach einer bestimmten Zeit entschärfen.

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