Wegen der Nord-Stream-Sprengung hat die Bundesanwaltschaft einen Haftbefehl erlassen. Mindestens einer der Verdächtigen soll sich in der Ukraine befinden.
Aufgrund der Sabotage auf die Ostseepipeline Nord Stream erlässt der Generalbundesanwalt einen ersten Haftbefehl gegen einen ukrainischen Staatsbürger. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Polen bestätigt entsprechende Berichte. Allerdings habe der in Polen lebende Verdächtige das Land bereits Richtung Ukraine verlassen, hieß es. Als Grund wird angegeben, dass Deutschland zwar einen europäischen Haftbefehl erlassen, nicht aber dessen Namen in das Fahndungsregister aufgenommen habe.
Nordstream-Sprengung: Drei Verdächtige
Der Mann, der Volodymyr Z. genannt wird, soll Tauchlehrer sein. Neben ihm wurden zwei weitere Verdächtige, ein Mann und eine Frau, im Zusammenhang mit der Sabotage der Erdgas-Leitung identifiziert. Gegen sie wurde bisher kein Haftbefehl erlassen. Die beiden sollen ebenfalls ukrainische Tauchlehrer sein. Die Frau – Svitlana U. – beteuert im Interview mit RTL/ntv aber ihre Unschuld.
Sie kenne Volodymyr Z. sagte sie im Interview per Videocall. "Ich habe mit ihm nicht gearbeitet, aber ich kenne ihn, er ist ein Freund und Pate meines Kindes", so Svitlana U. Über den Aufenthaltsort von Z. sagte sie: "Sicher weiß ich es nicht. Nach dem, was mir bekannt ist, ist er derzeit in der Ukraine, in Kiew." Sie habe nach der Veröffentlichung des Berichts mit ihm telefoniert. "Er sagte mir, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er damit etwas zu tun hat. Denn er hat kleine Kinder."
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Echtheit von Beweismaterial bleibt unklar
Als Beweis für ihre Unschuld gab sie an, über Fotos und Videos zu verfügen, "die beweisen, dass ich im September 2022 in der Ukraine war". RTL/ntv liegen die Fotos vor, die U. mit ihrer Tochter zeigen. Ob diese authentisch sind, ist aber unklar. Im September 2022 wurden vor der dänischen Insel Bornholm Lecks in den Nord-Stream-Röhren entdeckt. Zuvor waren zwei Explosionen unter Wasser aufgezeichnet worden. Schwedische Ermittler fanden zudem Spuren von Sprengstoff am Tatort, was auf eine absichtliche Sprengung hinweist.
U. kündigte zudem an, gerichtlich gegen die Journalisten vorzugehen, "die voreilig diesen Artikel verfasst haben". "Denn ich habe zahlreiche Dokumente aus dem September 2022, die beweisen, dass ich mich in Kiew aufgehalten habe und nicht verreist bin", sagte sie.
Zu ihrer Familie sagte U., dass sich ihre Eltern seit Beginn des russischen Überfalls im Februar 2022 in der Ukraine aufhielten. Der Ehemann sei "in den ersten Tagen" der Nationalgarde beigetreten, um das Land zu verteidigen. Sie selbst habe am 3. März mit dem Kind Kiew verlassen - wegen der Gefahr einer Besetzung der ukrainischen Hauptstadt. "Wir hielten uns zunächst zwei Monate in Polen auf, dann eine Woche in Österreich, einen Monat in München, zwei Monate in Bulgarien und am 2. September 2022 kehrten wir nach Hause zurück", sagte U. RTL/ntv.
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Angesprochen auf die Ermittlungen in Deutschland sagte U.: "Es fällt mir schwer, sich derzeit darüber Gedanken zu machen, da erst an diesem Morgen die Artikel veröffentlich wurden. Ich wundere mich, dass mich keine Ermittlungsbehörden aus Deutschland kontaktiert haben." Bis jetzt habe sich keine Behörde, weder aus Polen, Deutschland oder der Ukraine mit ihr in Verbindung gesetzt. "Dabei reise ich beruflich als Tauchlehrerin praktisch jeden Monat durch Europa. Da wundert es mich, dass man mich nirgendwo kontaktiert hat." Von dem medialen Wirbel um ihre Person will sie sich nicht einschüchtern lassen. In den kommenden Tagen plant sie eine Reise auf die portugiesischen Azoren, um dort Tauchunterricht zu geben.
Dieser Artikel erschien zuerst bei ntv.de