Waren die explodierenden Funkgeräte nur ein Versuch, die Hisbollah zu schwächen? Oder gar die Vorbereitung einer Militärintervention im Süden Libanons? Viel deutet auf letzteres.
Israel hat die Vorbereitungen für eine Offensive gegen die radikal-islamische Hisbollah-Miliz im Süden des Libanon abgeschlossen. Der Generalstabschef habe die entsprechenden Pläne gebilligt, hieß es am Donnerstagnachmittag in einer Erklärung des Militärs. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Der Chef der Hisbollah, Sajjed Hassan Nasrallah, erklärte fast zeitgleich, die Einwohner der nördlichen Regionen Israels an der Grenze zum Libanon würden nicht wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren können. Dies werde die Miliz nicht zulassen. Die Hisbollah hoffe auf einen Einmarsch Israels in den Südlibanon, da dies seiner Organisation eine "historische Chance" bieten würde.
Zufa Libanon nach Walkie-Talkie-Explosionen 06.11
Seit elf Monaten fast täglich Schüsse von Artillerie und Raketen
Seit Ausbruch des Gazakrieges vor knapp einem Jahr greifen sich Hisbollah-Miliz und Militär im Grenzgebiet fast täglich gegenseitig mit Artillerie-Beschuss und Raketen oder Drohnen an. Tausende Israelis sind vor der Gefahr aus ihren Heimen geflohen. Der unter innenpolitischem Druck stehende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat versprochen, die Voraussetzung für eine sichere Rückkehr der Vertriebenen zu schaffen. Dies soll nun das Militär umsetzen.
"Die terroristische Organisation Hisbollah hat den Südlibanon in ein Kampfgebiet verwandelt", hieß es in der Erklärung des israelischen Militärs. Die Islamisten hätten Häuser als Waffenlager genutzt, Tunnel darunter gegraben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde eingesetzt. Der israelische Militäreinsatz solle die Sicherheit im Norden Israels wiederherstellen. Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant hatte am Mittwoch erklärt, der Krieg trete in eine neue Phase ein. Daher würden nun mehr militärische Einheiten an die nördliche Grenze verlegt.
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Hisbollah: Israel habe rote Linien überschritten
Nasrallah nannte die jüngsten Angriffe durch explodierende Funkempfänger und Walkie-Talkies am Dienstag und Mittwoch ein Massaker und eine Prüfung für die Hisbollah. Zwar habe diese einen schweren Schlag erlitten, werde jedoch dadurch nicht gestürzt werden. Die Hisbollah habe nun die Bereitschaft ihrer Mitglieder und Waffensysteme erhöht. Israel habe rote Linien überschritten, sagte er. Die Regierung in Jerusalem hat sich zu den Explosionen der Geräte weder bekannt noch eine Verantwortung dementiert. Während Nasrallahs Rede löste die israelische Luftwaffe einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters zufolge Überschallknalls über Beirut aus.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober ihren Raketenbeschuss von Israel verstärkt. Seitdem liefern sich beide Seiten nahezu tägliche Schusswechsel. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze haben ihre Häuser und Wohnungen in der Region verlassen. Die Kampfhandlungen an der Grenze schüren Sorgen, dass sich der Gaza-Konflikt zu einem regionalen Flächenbrand ausweiten könnte. Dabei könnten auch der Iran und die USA hineingezogen werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefonierte seinem Büro zufolge am Donnerstag mit hochrangigen Politikern und Militärs im Libanon. Sie sollten auf die Hisbollah-Miliz einwirken, eine Eskalation zu vermeiden.