Bei der Aufstellung seines Regierungsteams bricht Donald Trump mit Konventionen. TV-Moderatoren werden Verteidigungsminister, Impfgegner zum Gesundheitsminister. Sein Team ist nun komplett.
Fast drei Wochen nach der Wahl hat der designierte US-Präsident Donald Trump alle Kandidaten für die Ministerposten nominiert. Am Samstag nominierte er als letztes Kabinettsmitglied Brooke Rollins als Landwirtschaftsministerin. Bereits am Freitag hatte er den Hedgefonds-Manager und Milliardär Scott Bessent für den wichtigen Posten des Finanzministers nominiert. Der US-Senat muss den Personalentscheidungen zustimmen, hier haben die Republikaner aber die Mehrheit. Ein Überblick:
Außenminister - Marco Rubio
Der Senator aus Florida hält China für die größte Herausforderung der US-Außenpolitik und ist ein Verfechter einer harten Gangart gegenüber dem Iran. Wie Trump sieht der 53-Jährige keinen Sinn darin, die Ukraine weiterhin mit Milliardensummen zu unterstützen.
Verteidigungsminister - Pete Hegseth
Der 44-jährige Moderator des konservativen Senders Fox News verfügt über keine Regierungserfahrung, war aber Infanterie-Offizier der Nationalgarde in Afghanistan und im Irak. Seine Nominierung ist umstritten: Bei der Vereidigung von Joe Biden 2021 wurde er wegen Sicherheitsbedenken aus dem Korps ausgeschlossen.
Finanzminister - Scott Bessent
Der Hedgefonds-Manager Bessent würde im Falle der Zustimmung durch den Senat die politische Strategie für die größte Volkswirtschaft der Welt beaufsichtigen. Er hat eine Verlängerung der Steuersenkungen aus Trumps erster Amtszeit und eine Überprüfung des Haushaltsdefizits des Landes gefordert.
Abteilung für effizientes Regieren - Elon Musk
Der 53-jährige Hightech-Milliardär Elon Musk leitet gemeinsam mit dem Geschäftsmann Vivek Ramaswamy als externer Berater eine Abteilung für effizientes Regieren. Die beiden Unternehmer treiben Pläne für den radikalen Umbau des Regierungsapparates voran, der einen massiven Personalabbau vorsieht. Musk will die sieben Billionen Dollar umfassenden Regierungsausgaben um zwei Billionen Dollar senken.
CIA-Chef - John Ratcliffe
Zum Ende von Trumps erster Amtszeit war John Ratcliffe Geheimdienstkoordinator. Der 59-Jährige aus Texas unterstützte den Rechtspopulisten während seines ersten Amtsenthebungsverfahrens, in dem Trump vorgeworfen wurde, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erpresst zu haben.
Geheimdienstkoordinatorin - Tulsi Gabbard
Die frühere demokratische Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard soll künftig die Oberaufsicht über 18 US-Geheimdienste haben. Die Nominierung der 43-Jährigen, die unter anderem im Irak diente, ist unter anderem deshalb umstritten, weil sie im Ruf steht, kreml-nahe Positionen zu vertreten.
Justizministerin - Pam Bondi
Die 59-jährige frühere Generalstaatsanwältin aus Florida zählt ebenfalls zu den treuen Verbündeten Trumps. Wie der künftige CIA-Chef unterstützte sie Trump im ersten Amtsenthebungsverfahren, wie der designierte Präsident steht sie für die rigorose America-First-Agenda.
Heimatschutzministerin - Kristi Noem
Die 52-jährige Gouverneurin aus South Dakota hat auf diesem Posten eine Schlüsselfunktion bei Trumps Vorhaben, die Massendeportation von Migranten ohne Papiere zu organisieren. Zu seinem Grenzschutzbeauftragten will Trump den ehemaligen Leiter der US-Grenzschutzbehörde ICE ernennen, den 62-jährigen Hardliner Tom Homan.
Innenminister - Doug Burgum
Der Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum, soll Innenminister und auch Chef eines neu geschaffenen Nationalen Energierates werden. Der 68-jährige Milliardär hat den Auftrag, alle Formen der Energieproduktion auszuweiten, um den "sagenhaften Öl- und Gasvorteil" der USA wiederherzustellen.
Energieminister - Chris Wright
Als Fracking-Unternehmer und Klimawandel-Skeptiker soll auch Chris Wright Trumps Agenda voranbringen, im großen Stil klimaschädliche fossile Brennstoffe zur Energiegewinnung zu nutzen. Der Chef des Öl-Dienstleisters Liberty Energy soll Investitionen in diesem Sektor ankurbeln.
Gesundheitsminister - Robert F. Kennedy Jr.
Der 70-Jährige ist ein erklärter Impfgegner und bekannt dafür, Verschwörungserzählungen zu wichtigen gesundheitlichen Themen zu verbreiten. Zu seinen Thesen zählt, dass Impfungen bei Kindern Autismus verursachten und WLAN Krebs erzeuge.
Bildungsministerin - Linda McMahon
Die 76-Jährige frühere Wrestling-Chefin soll Bildungsministerin werden und ist damit für einen Posten vorgesehen, auf dem sie sich selbst abschaffen soll. Trump will die Bildungspolitik in die alleinige Verantwortung der US-Bundesstaaten legen und die Bundesbehörde schließen.
Nationaler Sicherheitsberater: China-Kritiker Michael Waltz
Waltz ist ein Mitglied des US-Repräsentantenhauses aus Florida. Er unterstützte 2020 Trumps Bemühungen, die Ergebnisse der US-Wahl zu kippen, und hat auch seine Beschwerden über ein zu "wokes", ein politisch aufmerksames, Militär wiederholt. Trump sagte, das US-Militär sei weich und zu sehr auf Programme zur Förderung von Vielfalt und Gleichberechtigung fokussiert. In einer Erklärung aus dem vergangenen Jahr sagte Waltz: "Ich bin bereit, mich an die Arbeit zu machen, um unser Militär besser auszurüsten und unseren Fokus weg von "woken" Prioritäten und zurück zum Gewinnen von Kriegen zu lenken. Unsere nationale Sicherheit hängt davon ab." Waltz kritisierte unter anderem den Rückzug der USA aus Afghanistan und forderte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Er ist auch für seine harte Haltung gegenüber China bekannt.
Handelsminister: Wall-Street-Investor Howard Lutnick
Lutnick ist Chef des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald und war ursprünglich als Favorit für das Amt des Finanzministers gehandelt worden. Er ist Co-Vorsitzender von Trumps Übergangsteam, das die Übernahme der Regierungsgeschäfte steuern soll. Lutnick soll unter anderem seine Pläne für Zölle umsetzen. Trump will mit höheren Zöllen das Handelsdefizit der USA senken und dabei alle Länder ins Visier nehmen, die "uns seit Jahren abzocken", wie er sagt. Nach seinen Plänen sollen alle Importe in die Vereinigten Staaten mit Zöllen in Höhe von mindestens zehn Prozent belegt werden, für chinesische Produkte soll der Zoll sogar 60 Prozent oder mehr betragen.
Landwirtschaftsministerin: Brooke Rollins
Die 52-jährige Rollins ist die Gründerin des America First Policy Instituts, das sich der Förderung von Trumps Agenda widmet und oft als sein "Weißes Haus im Wartestand" bezeichnet wird. Sie war während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 zeitweise Leiterin des Domestic Policy Council, der den Präsidenten bei innenpolitischen Angelegenheiten berät. Das US-Landwirtschaftsministerium beschäftigt rund 100.000 Menschen und überwacht Agrarprogramme, Forschung und Handel, Lebensmittelsicherheit, Tier- und Pflanzengesundheit und die Wälder des Landes. Zudem ist es für das Lebensmittelhilfe-Programm mit rund 40 Millionen Empfängern zuständig.
Verkehrsminister: Ex-Abgeordneter und Fox-News-Moderator Sean Duffy
Wie auch der von Trump für das Amt des Verteidigungsministers vorgesehene Pete Hegseth ist Duffy TV-Moderator. Er arbeitet für den Sender Fox Business, Hegseth für den erzkonservativen Kanal Fox News. Duffy ist laut Trumps Erklärung Vater von neun Kindern. Erfahrung soll der TV-Mann bereits haben. Laut Trump habe der Ex-Abgeordnete aus Wisconsin mit demokratischen Kollegen im Kongress an wichtigen Straßen- und Brückenprojekten gearbeitet.
Veteranen-Minister: Irak-Veteran und Ex-Abgeordneter Doug Collins
Collins ist Militärkaplan in der Luftwaffe der Reserve der US Air Force. Der Republikaner aus Georgia saß von 2013 bis 2021 im Kongress und unterstützte Trump während seines ersten Amtsenthebungsverfahrens.
Leiter der Medienaufsichtsbehörde: Brendan Carr
Carr ist Verfasser eines Kapitels des von der ultrakonservativen Denkfabrik Heritage Foundation konzipierten "Project 2025". Das knapp 900 Seiten umfassende Dokument liefert eine Blaupause für einen umfassenden Umbau des Regierungsapparates. Er befürwortet Pläne des künftigen Präsidenten zum Abbau von Regulierungen und für Strafen gegen Fernsehsender wegen ihrer angeblichen politischen Voreingenommenheit.
Leiter der US-Umweltbehörde EPA: Ex-Abgeordneter Lee Zeldin
Zeldin gehörte indes zu jenen Republikanern im Parlament, die gegen die Beglaubigung des Sieges des scheidenden Präsidenten Joe Biden bei der Wahl 2020 stimmten, die Trump verloren hatte. 2022 trat Zeldin im Rennen um das Gouverneursamt des Staats New York gegen die Demokratin Kathy Hochul an und unterlag zwar, schlug sich aber besser, als von vielen erwartet.
Stabschefin im Weißen Haus: ehemalige Kampagnen-Managerin Susie Wiles
"Susie ist zäh, klug, innovativ und wird allgemein bewundert und respektiert", erklärte Trump nach seinem Wahlsieg. "Wir nennen sie das 'Eis-Baby'", sagte Trump. "Susie hält sich gerne im Hintergrund." Wiles wird die erste weibliche Stabschefin in der Geschichte der Vereinigten Staaten.
Sprecherin des Weißen Hauses: ehemalige Kampagnen-Sprecherin Karoline Leavitt
Schon während Trumps erster Amtszeit hatte die 27-jährige Leavitt als stellvertretende Pressesprecherin gearbeitet. Nun kehrt sie ins Weiße Haus zurück und wird die bislang jüngste Frau in dem hochrangigen Job. Auf dem Posten wird sie unter enormen Druck von Trump stehen, der dafür bekannt ist, die Berichterstattung des Kabelfernsehens genau zu beobachten. 2020 kandidierte Leavitt bei den Zwischenwahlen im Jahr 2022 erfolglos für ein Mandat im US-Repräsentantenhaus. Auch arbeitete sie als Kommunikationsdirektorin für die Abgeordnete Elise Stefanik, die Trump für den Posten der US-Botschafterin bei der UNO vorgesehen hat.
UN-Botschafterin: Israel-Unterstützerin Elise Stefanik
Die 40-jährige Stefanik gilt seit langem als eine von Trumps treuesten Verbündeten im Repräsentantenhaus und war als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin im Gespräch. Sie ist als UN-Botschafterin nominiert. Als UN-Botschafterin müsste Stefanik vom US-Senat bestätigt werden. Trumps Republikaner nahmen den Demokraten bei der Wahl die Mehrheit in der Parlamentskammer ab.
US-Botschafter in Israel: Ex-Gouverneur Mike Huckabee
Huckabee war von 1996 bis 2007 Gouverneur von Arkansas. Im Jahr 2008 trat er als Präsidentschaftsbewerber im Kampf um die Nominierung der Republikaner an, konnte sich jedoch nicht gegen John McCain durchsetzen. 2016 unternahm er einen zweiten Versuch, unterstützte nach kurzer Zeit aber Donald Trump. Der frühere Pastor gilt als lautstarker Befürworter Israels. Er unterstützte in der Vergangenheit den Siedlungsbau der israelischen Regierung im Westjordanland.
NATO-Botschafter: Matthew Whitaker
Whitaker gilt als treuer Gefolgsmann Trumps, während dessen erster Amtszeit hatte er für wenige Monate geschäftsführend das Amt des Justizministers inne. Der 55-Jährige wird beim atlantischen Bündnis sicher für Schlagzeilen sorgen. Trump wirft den Verbündeten in der westlichen Militärallianz immer wieder vor, zu wenig Geld für ihre Verteidigung auszugeben, und verfolgt eine rigorose America-First-Politik.