Der ukrainische Präsident kämpft trotz geringer Aussichten weiter um eine Einladung für die Nato-Mitgliedschaft. Nun bittet er in Island mehrere Regierungschefs, auf Deutschland einzuwirken.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Treffen mit Regierungschefs des Nordischen Rates in Island erneut mit Nachdruck auf eine Einladung für sein Land zur Nato-Mitgliedschaft gedrungen. Kiew erwarte keinen Nato-Beitritt während des laufenden russischen Angriffskriegs, sehr aber wohl eine Einladung zur Mitgliedschaft als konkretes Zeichen, sagte Selenskyj in seiner auch im sozialen Netzwerk X veröffentlichten Rede in Reykjavik.
Selenskyj bat die Regierungschefs des Nordischen Rates, zu dem Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden gehören, auch Druck auf Deutschland auszuüben. Er erwarte "eine politische Entscheidung, die geopolitische Klarheit für die Ukraine und ganz Europa bringen und uns in der Diplomatie mit Russland stärken würde", sagte er. "Wenn die Ukraine eine Einladung in die Nato erhält, wird sie zu einem unüberwindbaren Schutzwall gegen Russlands imperiale Ambitionen."
Sein Land verdiene eine ehrliche Antwort, betonte Selenskyj. "Bitte arbeiten Sie mit Partnern in ganz Europa - insbesondere in Berlin - zusammen, damit wir diese geopolitische Klarheit gemeinsam erreichen können."
Selenskyj hatte in diesem Monat auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) und andere europäische Staats- und Regierungschefs getroffen, um für die rasche Einladung in die Nato zu werben. Die Forderung ist Kernpunkt des von ihm so bezeichneten Siegesplanes in dem Kampf gegen den seit fast 1.000 Tage andauernden russischen Angriffskrieg. Auch bei einem Treffen mit den Verteidigungsministern der Nato-Staaten in Brüssel am Montag gab es für Kiew keine Fortschritte auf dem Weg zu einer Einladung.