6 days ago

Militär-Startups boomen: "Krieg der Roboter" soll ukrainische Soldaten schützen



Drohnen, Künstliche Intelligenz und Roboter: Die Ukraine setzt auf dem Schlachtfeld zunehmend auf neue Technologien. Militär-Startups schießen aus dem Boden, trotzdem sind viele Produktionsanlagen derzeit nicht ausgelastet. Zugleich investiert auch Russland kräftig.

Knapp drei Jahre nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine gewinnen Kampfdrohnen und Systeme zu deren Abwehr zunehmend an Bedeutung. Sie sollen auf beiden Seiten der Front die Truppe entlasten. "Der Krieg der Roboter ist die Hauptrichtung der Entwicklung", sagte der ukrainische Verteidigungsminister Herman Smetanin. Es gehe um den Schutz der Soldaten. Die beiden Kriegsparteien werden im laufenden Jahr voraussichtlich insgesamt 1,5 Millionen Drohnen produzieren.

"Moderner Krieg ist eine Konfrontation von Technologien zum Aufspüren, Stören und Zerstören aus der Ferne", erläuterte Ostap Flyunt, Offizier der ukrainischen 67. mechanisierten Brigade. Durch den Einsatz von Drohnen sei die Zahl der Infanteristen in den Schützengräben bereits erheblich gesunken. Dem staatlich unterstützten ukrainischen Wagniskapitalgeber Brave1 zufolge verfügt die Armee über 160 Kompanien mit unbemannten Bodenfahrzeugen, die Nachschub an die Front bringen, Verletzte abtransportieren oder mit ferngesteuerten Maschinengewehren ausgerüstet sind. Diese Systeme kosten meist nur wenige Hundert Dollar pro Stück.

Triebfeder der wachsenden Bedeutung elektronischer Kriegsführung sei die gescheiterte ukrainische Gegenoffensive von 2023, sagte Jurij Schelmuk, Mitgründer eines Produzenten von Störsendern. "Konzentrierte Angriffe mit billigen Flugdrohnen haben alle unsere Vorstöße gestoppt." Seither könne sich seine Firma Unwave vor Aufträgen kaum retten. Von dem Trend will auch ein ehemaliger ukrainischer Oberst mit dem Kampfnamen "Hephaistos" profitieren. Sein Unternehmen bietet automatisierte Maschinengewehre an, von denen seinen Angaben zufolge sechs Stück an der Front im Einsatz sind.

Startups boomen in der Ukraine

Seit Anfang 2022 sind in der Ukraine mehr als 800 neue Militär-Startups aus dem Boden geschossen. Neben Kampfgeräten entwickeln sie auch Künstliche Intelligenz (KI), um Drohnen effektiver einzusetzen. "Der ukrainische militärisch-industrielle Sektor ist derzeit der weltweit innovativste", betonte die ukrainische Abgeordnete Halyna Jantschenko, die sich für dortige Waffenhersteller einsetzt. Auch Russland hat bei der elektronischen Kriegsführung aufgerüstet. Unter anderem deshalb konnte es in den vergangenen Monaten größere Gebiete und strategisch wichtige Orte im Osten der Ukraine erobern.

Die Regierung in Kiew hat zudem mit weiteren Problemen zu kämpfen: Zwar habe sich die Fertigungskapazität seit 2022 auf 20 Milliarden Dollar verzwanzigfacht, sagte Verteidigungsminister Smetanin. Allerdings reichten die Mittel seines Landes nur dazu, die Hälfte der Produktion aufzukaufen. Dadurch seien die Anlagen vieler Hersteller nicht ausgelastet. Einige Firmen beklagen zudem die staatliche Begrenzung von Gewinnmargen, fehlende langfristige Lieferverträge und den Mangel an Fachkräften.

Daher dächten 85 Prozent von 38 befragten Firmen darüber nach, Produktion ins Ausland zu verlagern oder wanderten bereits ab, warnte Kateryna Michalko, Chefin des Branchenverbands Tech Force UA. Unternehmen fordern außerdem eine Aufhebung des Verbots von Waffenexporten, um das nötige Geld für eine weitere Expansion zu verdienen. Die ukrainische Regierung befürchtet allerdings einen öffentlichen Aufschrei, wenn Waffen mitten im Krieg ins Ausland geliefert werden.

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