Russlands Präsident Wladimir Putin versucht nach Ansicht des Politologen Christian Mölling, den Preis für einen Waffenstillstand zu erhöhen. Nun komme es auf zwei Faktoren an.
Russlands Reaktion auf das Waffenstillstandsangebot des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist nach Ansicht des Berliner Politologen Christian Mölling nicht nur ein Versuch, Zeit zu schinden: "Sie versuchen, in die Verhandlungen ein viel größeres Paket reinzuschnüren."
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag in einer Pressekonferenz erklärt, er sei für einen Waffenstillstand. Es gebe aber "Nuancen". So müssten die "Grundursachen" des Konfliktes mit der Ukraine bekämpft werden. Außerdem dürfe diese während des Waffenstillstands keinerlei militärische Unterstützung erhalten.
Die rote Linie von Donald Trump
Dies sei "der Versuch, ein viel größeres Fass aufzumachen", sagte Mölling im stern-Podcast "Die Lage International". US-Präsident Donald Trump habe "eine rote Linie festgelegt, hinter die er nicht mehr zurückkann". Putin versuche nun, "den Preis für einen Waffenstillstand zu erhöhen". So werde Russland erwarten, dass währenddessen auch keine amerikanischen Geheimdienst- und Aufklärungsinformationen mehr an die ukrainische Seite geliefert würden. Das verschlechtere die Möglichkeiten der Ukraine, aufzuklären, was bei den russischen Truppen passiert.
Moskau geht nach Ansicht von Mölling dabei nicht in die Konfrontation mit den USA, sondern versuche vorsichtig und schrittweise die Gespräche in eine Richtung zu schieben, die Russland strategisch helfe.
Nach Ansicht von Mölling kann dies auch US-Präsident Trump und seine Rolle als "Dealmaker" schwächen.
Putin ist der bessere Dealmaker – zu seinem Vorteil
Nun beginne eine "neue Phase der Gespräche", die von zwei Unsicherheiten geprägt sei: "Wie groß ist Trumps Wille nach Frieden? Und was fällt Russland Cleveres ein, um das in die Verhandlungen einzubringen und auf der anderen Seite ein Dilemma zu erzeugen und ein mögliches Aneinanderrücken von Ukraine und den USA wieder auseinanderzudividieren."
Dabei sieht Mölling, der bei der Bertelsmann-Stiftung das Programm "Europas Zukunft" leitet, Russland im Vorteil: "Das muss man ganz klar sehen: Wenn Russland eines kann, dann ist es die Fähigkeit, über Diplomatie Leute auseinanderzubringen. Da sind die einfach Profis."
Mitte dieser Woche hatte sich Selenskyj auf Druck der US-Regierung nach einemTreffen von ukrainisch-amerikanischen Unterhändlern in der saudischen Hafenstadt Djidda zu einem 30-tägigen Waffenstillstand bereit erklärt.