Der frisch gekürte Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, äußert sich im "RTL Direkt spezial" zu seinem möglichen Gegner aus der SPD. Er kritisiert Olaf Scholz scharf und deutet auf Unstimmigkeiten innerhalb der Partei hin. Außerdem äußert er sich zu Vorwürfen, seine Politik sei rückwärtsgewandt.
Der heute gekürte Kanzlerkandidat der Union, Friedrich Merz, hat sich in einem "RTL Direkt spezial" mit Pinar Atalay zu seinen möglichen Gegnern aus der SPD bei der kommenden Bundestagswahl 2025 geäußert. Olaf Scholz hatte zuvor gesagt, es sei ihm recht, wenn Merz der Kanzlerkandidat der Union sei.
Merz dazu: "Ich kann nur von meiner Seite aus sagen, mir ist es auch recht, wenn Scholz der Kanzlerkandidat der SPD wird." Darauf habe sich die SPD bislang nicht verständigt. "Es gibt massive Kritik an ihm, es gibt Stimmen aus der SPD, die sagen: Wir würden ihn besser auswechseln. Für das Land ist das alles andere als schön, ein Kanzler, der so in der Kritik steht." Nach den guten Umfragewerten für Verteidigungsminister Boris Pistorius gefragt, sagte Merz: "Das ist eine Frage, die muss die SPD entscheiden. Es wäre für das Land ein Gewinn."
Merz verwies auf seine guten Umfragewerte im Vergleich zu Olaf Scholz, wenn es um Fragen nach der Kompetenz gehe: "Das ist neu, das hat es in Deutschland noch nie gegeben, dass ein Herausforderer so stabil mit seiner eigenen Partei doppelt so stark ist wie die Partei des Bundeskanzlers, und dass ein Herausforderer in allen Kompetenzwerten vor dem Amtsinhaber liegt, das haben wir auch in Deutschland noch nie erlebt."
Zu der Kritik, dass zum Beispiel ein Cannabis-Verbot und die weitere Produktion von Verbrennern rückwärtsgewandt sei, entgegnet Merz im Interview: "Dass wir gegen das Kiffen sind, ist nicht unmodern. Das ist ein schwerer Fehler und eine Versündigung an unseren Kindern. Deshalb werden wir das wieder ändern. Das ist nicht altmodisch, sondern Gesundheitsschutz für die jüngere Generation." Für den Verbrenner gelte: "Dass wir umweltfreundlich sein wollen, dass hinten aus dem Auspuff kein CO2 mehr herauskommen darf, das ist unsere Meinung. Aber wir bestimmen in der Politik, nicht die Technologie."
Darauf angesprochen, dass die Zahl der Asylsuchenden voraussichtlich deutlich über 200.000 liegen wird, sagt der designierte Kanzlerkandidat von CDU und CSU: "Das ist nun eindeutig zu viel, vor allem, wenn darunter junge Männer sind, die sich an die Regeln des Landes nicht halten wollen, und dann sind von denen zwei zu viel, und nicht 10.000 oder 20.000." Entscheidend sei für ihn, dass die, die kommen, integrationsfähig sind, dass sie Arbeit finden, dass die Kinder zur Schule gehen, dass sie die Sprache lernen.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder hatte dieser zuvor erklärt: "Um es kurz zu machen, die K-Frage ist entschieden, Friedrich Merz macht's", sagte Söder. "Ich bin damit fein und ich unterstütze dies ausdrücklich. Die Hoffnung der Ampel und unserer politischen Wettbewerber, dass sich die Union in der wichtigsten, entscheidendsten Personalfrage in der deutschen Politik zerlegt, die kann, muss und will ich auch enttäuschen, wir beide sind uns komplett einig."
Den Gesprächen war am Montagabend eine Erklärung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst vorausgegangen, seinerseits auf eine Kanzlerkandidatur zu verzichten und Merz zu unterstützen. Söder hatte bislang seine Bereitschaft zu einer Kandidatur bekundet.