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Meinung: Der Klimagipfel in Baku könnte einer der letzten werden



Was bringt die COP noch? Jedes Jahr stellt sich unsere Autorin dieselbe Frage. Beim Klimagipfel in Baku sprechen Politiker nun endlich Tacheles. Es muss sich was ändern.

Bevor Sie diesen Artikel augenrollend wieder schließen: Ja, Kritik an der Klimakonferenz (COP) ist nicht neu. Und trotzdem sollte man sich die Perversion dieser gut gemeinten Veranstaltung noch einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Dass die COP zum vierten Mal in einem Petrostaat stattfindet, geschenkt. Aber wussten Sie, dass sich mehr Öl-, Gas- und Kohlelobbyisten auf dem Veranstaltungsgelände in Baku tummeln (knapp 1800), als Delegierte der zehn am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder? Anders gesagt: Es laufen mehr fossile Lobbyisten auf dem Klimagipfel herum als Menschen, deren Existenz durch Öl-, Gas- und Kohle bedroht ist.FAQ Darum geht's bei der Klimakonferenz 2024 10:16

Dazu kommt: Die meisten Delegierten bei den Verhandlungen stammen unter anderem aus Aserbaidschan, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Brasilien, Nigeria China und Russland. Kürzlich wurde der Chef des Klimagipfels bei Öldeals erwischt. Klingt mehr nach Opec (Verbund der erdölexportierenden Länder) als nach COP.

Ein Klimagipfel ist das jedenfalls nicht mehr, sondern der Gipfel höhnischer Lächerlichkeit. Vielleicht wäre COPec der bessere Name für diese Veranstaltung.

Es ist die ehrlichste COP seit mindestens zwei Jahren

Dem albanischen Ministerpräsidenten ist deshalb am Mittwoch der Kragen geplatzt. Er warf seine geplante Rede um und stellte die COP infrage. "Was um alles in der Welt tun wir bei diesem Treffen, immer und immer und immer wieder, wenn kein gemeinsamer politischer Wille am Horizont ist, den Worten echte Taten folgen zu lassen?", schleuderte Edi Rama dem Plenum entgegen. Er kenne Staats- und Regierungschefs, die auf gemütlichen Sofas säßen, während die Reden im Hintergrund auf stumm geschaltet seien. "Für mich ist das genau das, was jeden Tag in der Welt passiert. Das Leben geht weiter mit alten Gewohnheiten, und unsere großen Reden über den Kampf gegen den Klimawandel ändern nichts."

Gut, dass das endlich jemand offiziell ausspricht– auch wenn die auf dem Sofa vor dem stummen Fernseher lümmelnden Regierungschefs die Wutrede wahrscheinlich nicht gehört haben. Trotzdem ist Ramas Ausbruch ein Signal, denn es zeigt: Die Stimmung kippt.Hat die Klimakonferenz als Format ausgedient? 21.55

Viele wichtige Staatschefs sind gar nicht erst nach Baku geflogen. Mit den gesparten Flugmeilen haben sie dem Klima bestimmt einen größeren Gefallen getan als mit langwierigen Verhandlungen, von denen niemand mehr Wunder erwartet.

Auch Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew schreckte mit ungewohnter Ehrlichkeit auf. Er bezeichnete fossile Energieträger beim Klimagipfel als "Gottesgeschenk". Dass man in Baku so denkt, ist wenig überraschend. Dass er das bei der COP so deutlich klarstellt, dagegen schon. Selbst Katar, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten sich mehr unter Kontrolle.

Die Klimaverhandlungen brauchen ein neues Format

Es ist leicht, die Golfstaaten für ihren gierigen Ölrausch zu kritisieren. Aber am Ende erledigen sie auch die Drecksarbeit für uns Europäer. Statt aus Russland beziehen wir unser Gas und Öl zum Heizen nun aus Aserbaidschan. Und ja, auch in Ihrem Smartphone, Ihrem Lastenrad, Ihren Klamotten oder im Duschgel steckt das schwarze, klimaschädliche Gold. Ohne wären Produkte aus Kunststoff und Plastik undenkbar. Das Erdöl haftet viel stärker an uns, als wir hier zwischen Windrädern und Solarpaneelen denken.Noch nie hat der Mensch so viel Öl, Gas und Kohle verbrannt wie 2024 12.48

Die Klimakonferenz sollte Lösungen liefern, damit wir davon loskommen. Wenn Lobbyisten statt Transformer in Baku herumturnen, ist klar, dass nichts weitergeht. Nur so eine COP will niemand, so etwas braucht niemand, und so etwas hat ganz gewiss auch niemand verdient – weder die Ölstaaten- und -konzerne (die verdienen wahrlich genug) und auch nicht Menschen, die unter dem Klimawandel leiden.

Es ist höchste Zeit zu überlegen, wie weiter über internationale Klimapolitik verhandelt werden soll. Die COP29 hat den Anstoß gegeben, die COP30 wäre der optimale Ort, um das Forum neu zu gestalten oder zu begraben. Eine Abschaffung wäre zwar bitter für Klimageschädigte und alle, die sich in den letzten Jahrzehnten um eine bessere Welt bemüht haben. Aber keine COP ist vielleicht besser als eine COPec.

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