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Marktbericht: Trump sendet weiter Schockwellen durch die Märkte



marktbericht

Stand: 04.04.2025 09:44 Uhr

An den Börsen trennen sich die Anleger nach dem drastische Zollpaket von US-Präsident Trump weiter von Aktien. Nach dem größten Kurseinbruch seit 2020 an der Wall Street steht auch der DAX erneut unter Druck.

Nach den neuen Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump nehmen die Anleger an den globalen Aktienmärkten zum Wochenschluss weiter Reißaus. In Japan verbucht der Nikkei den zweiten Kurseinbruch in Folge - und auch an der Frankfurter Börse geht es erneut abwärts. Der DAX fällt in den ersten Handelsminuten bis zu 0,8 Prozent auf 21.533 Punkte.

Noch hält sich der DAX wacker über seiner Unterstützung von 21.500 Punkten. Damit wahrt er sich die Chance auf eine Stabilisierung. Sollte der deutsche Leitindex jedoch darunter fallen, würde sich die Abwärtsdynamik schlagartig wieder verstärken.

Hinzu kommt: Heute ist Freitag, der Tag mit der größten Wahrscheinlichkeit für Kursverluste an den Börsen. Hintergrund ist dabei auch die Furcht der Anleger vor der handelsfreien Zeit am Wochenende, an der sie auf neue Entwicklungen nicht reagieren können.

Unter den Anlegern ist die Sorge groß, dass Trumps protektionistische Handelspolitik das weltweite Wirtschaftswachstum gefährdet - einschließlich der USA selbst. Rezessionsängste machen sich breit.

"Die Börsen sind nun endgültig zum Spielball der Politik geworden", resümiert Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets das Marktgeschehen. "Donald Trump hat mit seiner Zolltafel Handelspartner und Investoren gleichermaßen kalt erwischt."

Die neuen US-Zölle von Präsident Donald Trump hatten am Donnerstag an der Wall Street einen Ausverkauf ausgelöst. Die drei wichtigsten Indizes verzeichneten ihre größten Tagesverluste seit der Anfangszeit der Corona-Pandemie.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Minus von 4,0 Prozent bei 40.545 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 verlor 4,8 Prozent auf 5.396 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 6,0 Prozent auf 16.550 Stellen nach.

"Die Ankündigung der Zölle war viel schlimmer als erwartet und infolgedessen befinden sich die Aktienkurse im freien Fall, was auf die erwarteten inflationären Auswirkungen dieser Zölle zurückzuführen ist", sagte Sam Stovall, Chef-Investmentstratege bei CFRA Research.

Trump selbst zeigte sich vom historischen Kurseinbruch an der Wall Street unbeeindruckt: "Ich denke, es läuft sehr gut", sagte er. Der US-Präsident behauptete, sein Kurs sei der richtige: "Die Märkte werden boomen, die Aktien werden boomen, das Land wird boomen."

Trump hatte am Mittwoch umfassende US-Zölle angekündigt. Geplant seien pauschale Basiszölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus allen Ländern sowie höhere Strafzölle für ein Dutzend Staaten mit Handelsdefiziten mit den USA, erklärte Trump.

Die asiatischen Märkte haben zum Wochenschluss ihre Talfahrt fortgesetzt. In Japan gab der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 2,8 Prozent auf 33.780 Punkte nach. Die konjunkturellen Sorgen der Anleger drückten sich auch in der Entwicklung der Anleiherenditen zehnjähriger Staatspapiere aus, die den stärksten Einbruch seit 2003 verzeichneten, wie die Marktstrategen der Deutschen Bank betonten.

Auch der australische Leitindex gab mit 2,4 Prozent merklich nach. In China und Hongkong wurde derweil feiertagsbedingt nicht gehandelt.

Keine Erholung bei den Industrieaufträgen

Negative Neuigkeiten kamen am Morgen unterdessen auch von der deutschen Industrie, konnte sich diese doch im Februar nicht von ihrem zu Jahresbeginn erlittenen Auftragseinbruch erholt. Ihre Bestellungen stagnierten auf dem Niveau des Vormonats - Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 3,5 Prozent gerechnet.

Auch in den kommenden Monaten sollten Anleger die Entwicklung der Industrieaufträge gut im Auge behalten. "Die von Donald Trump erhobenen Zölle werden in Deutschland wirtschaftliche Bremsspuren hinterlassen. Die erste konkret betroffene Zahl werden die Auftragseingänge sein", erläutert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Spannung steigt vor Powell-Rede

Im weiteren Handelsverlauf richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf US-Notenbankchef Jerome Powell, der sich heute in Arlington im US-Bundesstaat Virginia zum Wirtschaftsausblick äußern will. Von dem Auftritt Powells erhoffen sich Investoren Aufschluss über den weiteren geldpolitischen Kurs.

Eine Federal-Reserve-Direktorin hat jüngst für eine vorläufige Zinspause plädiert - auch wegen der von Trumps Zollpolitik heraufbeschworenen Inflationsrisiken. Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier warnte am Morgen im Deutschlandfunk, dass den USA ein "Inflationsschock" bevorstehe.

Die Fed gerät durch Trumps protektionistische Handelspolitik in ein Dilemma, denn diese lässt nicht nur die Inflation steigen, sondern dürfte zugleich das Wirtschaftswachstum in den USA erheblich belasten. Rezessionsängste machen sich breit.

Die Furcht vor einem weltweiten Konjunktureinbruch lässt die Preise für Öl zum Wochenschluss erneut abrutschen. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligen sich in der Spitze um mehr als ein Prozent auf 69,28 beziehungsweise 66,06 Dollar je Fass. Auf Wochensicht sacken die Preise um 5,7 beziehungsweise 4,8 Prozent ab.

Auch beim Industriemetall Kupfer stehen die Zeichen aufgrund der Konjunktursorgen auf Ausverkauf. Der Preis fällt um bis zu 1,1 Prozent auf 9.263 Dollar je Tonne und ist damit so billig wie zuletzt Mitte Februar.

Im frühen Devisenhandel profitieren Währungen wie der Yen von der Flucht der Anleger in sichere Anlagen. Der Dollar ist dagegen weiterhin nicht gefragt. Im Gegenzug zieht der Euro um 0,2 Prozent an auf 1,1063 Dollar.

Die Anleger am Goldmarkt nehmen nach der Rekordrally der vergangenen Tage Gewinne mit. Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.101 Dollar und damit 0,4 Prozent weniger. Die neuen US-Zölle hatten das gelbe Edelmetall gestern auf ein Rekordhoch von 3.167,74 Dollar getrieben.

Eine positive Meldung gibt es allerdings für die Aktienanlegern zum Wochenschluss: Deutschlands größte Börsenkonzerne zahlen Dividenden auf Rekordniveau an ihre Aktionäre. Die 40 Unternehmen im Leitindex DAX schütten für das abgelaufene Geschäftsjahr insgesamt 54 Milliarden Euro aus, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY berechnet hat. Das seien nur 0,2 Prozent weniger als im Rekordjahr zuvor - obwohl die Gewinne in Summe um ein Fünftel geschrumpft waren.

Der Autobauer Mercedes-Benz investiert einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in sein Werk in Sindelfingen. Entstehen soll damit eine neue und nachhaltige Lackieranlage. Diese Investition sei ein klares Bekenntnis von Mercedes-Benz zum Industriestandort Deutschland, teilte Produktionsvorstand Jörg Burzer mit.

Volkswagen investiert 580 Millionen Dollar in Argentinien. Ab 2027 soll dort im Werk Pacheco bei Buenos Aires ein neuer Amarok-Pick-up für Südamerika gebaut werden, kündigte Europa größter Autobauer an. VW will das neue Modell ausschließlich in Lateinamerika anbieten.

Nach dem Inkrafttreten der US-Zölle auf Autoimporte will der japanische Autobauer Nissan nach eigenen Angaben zwei in Mexiko hergestellte SUV-Modelle nicht mehr in den USA vermarkten. Nissan setzte die Bestellungen des Infini QX50 und des QX55 aus, die in einer Fabrik in Mexiko für den US-Markt hergestellt werden.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

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