Von Deutschlandticket bis Restaurant-Besuch: Welche Auswirkungen die Pläne im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot auf die Finanzen von Otto-Normalbürger haben. Ein Überblick.
Die künftige Bundesregierung aus Union und SPD hat ihren Koalitionsvertrag vorgelegt. Es geht um große Themen wie die Aufrüstung der Bundeswehr, die Entlastung der Wirtschaft oder die Migrationspolitik. Es geht aber auch um viele kleine Themen, die normale Bürgerinnen und Bürger ganz konkret in ihrem Geldbeutel betreffen. Diese Pläne – sofern sie umgesetzt werden – dürften auch Ihr Konto betreffen. Ein Überblick:
Einkommensteuer
Die schwarz-rote Koalition plant eine Reform der Einkommensteuer, die "kleine und mittlere Einkommen" entlasten soll. Die Steuerreform soll 2027 kommen. Wer genau, wie viel entlastet wird, ist allerdings völlig offen. Alleinerziehende sollen ebenfalls stärker entlastet werden, auch hier fehlt Konkretes. Klar ist nur, dass der Solidaritätszuschlag für Besserverdienende bestehen bleibt, das betrifft aber 90 Prozent der Steuerzahler sowieso nicht.
Strom- und Gaspreise
Energie soll auch für private Verbraucher günstiger werden. Die künftige Bundesregierung will daher die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß senken. Eine Familie mit 4000 Kilowatt-Stunden Verbrauch würde somit unterm Strich 93 Euro im Jahr weniger für Strom zahlen, hat das Vergleichsportal Verivox berechnet. Ein Paar-Haushalt spart im Schnitt 65 Euro und ein Single 35 Euro im Jahr. Die angestrebte Deckelung der Netzentgelte könnte die Rechnung noch weiter senken. Erdgaskunden sollen zudem durch die Abschaffung der Gasspeicherumlage entlastet werden. Dies könnte laut Verivox einer Familie im Einfamilienhaus mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch 71 Euro im Jahr sparen.
Heizungstausch
Schwarz-Rot will die Sanierungs- und Heizungsförderung der Ampel fortsetzen. Wie die neue Förderung aussehen soll, muss aber offenbar erst noch erarbeitet werden. Das Gebäudeenergiegesetz soll jedenfalls "technologieoffener, flexibler und einfacher" werden. Man darf gespannt sein.
Mieten
Die Mietpreisbremse für angespannte Wohnungsmärkte wird um vier Jahre verlängert. In diesem Zuge sollen auch Wohnungen mit Indexmiete, möblierte Wohnungen und Kurzzeitvermietungen strenger reguliert werden. Die von der SPD geforderte "WG-Garantie" für Auszubildende und Studierende findet sich nur als vages Ziel im Koalitionsvertrag, auf das mit Investitionen in Wohnen für junge Menschen hingearbeitet werden soll.
Bafög
Zum Wintersemester 2026/2027 soll die Wohnkostenpauschale von 380 Euro auf 440 Euro pro Monat steigen. Außerdem soll der Grundbedarf in zwei Schritten zum Wintersemester 2027/2028 und 2028/2029 auf das Niveau der Grundsicherung angehoben werden und mit diesem dauerhaft gekoppelt bleiben.
Restaurant-Besuche
Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie wird zum 1. Januar 2026 "dauerhaft" von 19 auf 7 Prozent reduziert. Essengehen im Restaurant könnte also etwas günstiger werden. Ob die Gastronomen die Steuersenkung weitergeben und wirklich die Preise auf der Speisekarte senken, bleibt abzuwarten.
Elterngeld
Seit 2007 sind die Elterngeldsätze unverändert, nun soll das Elterngeld steigen. Die Koalition will die Einkommensgrenze sowie den Mindest- und Höchstbetrag "spürbar anheben". Pflegeeltern sollen ebenfalls künftig Elterngeld bekommen können. Auch bei Anzahl und möglicher Aufteilung der Elternmonate soll sich etwas tun – was genau, steht nicht im Koalitionsvertrag.
Pendlerpauschale
Für den Arbeitsweg bekommt man ab 2026 mehr von der Steuer zurück. Die Pendlerpauschale soll dann schon ab dem ersten Kilometer bei 38 Cent pro Kilometer liegen. Bisher liegt sie bei 30 Cent und erst ab dem 21. Kilometer bei 38 Cent, wobei jeweils der einfache Weg gezählt wird. Die Pendlerpauschale erhält man unabhängig davon, mit welchem Verkehrsmittel man den Weg zurücklegt.
Deutschlandticket
Das Deutschlandticket für den Nah- und Regionalverkehr bleibt erhalten. Ab 2029 soll der Preis laut Koalitionsvertrag "schrittweise und sozialverträglich erhöht" werden. Zu Beginn dieses Jahres war der Preis von 49 Euro auf 58 Euro im Monat gestiegen.
Führerschein
Der Führerschein wird immer teurer, wie das Statistische Bundesamt gerade erst für 2024 bestätigt hat. Laut einer ADAC-Umfrage sind Kosten zwischen 2500 und 3500 Euro mittlerweile die Regel. Schwarz-rot verspricht nun, die Fahrausbildung zu reformieren, "um den Führerscheinerwerb bezahlbarer zu machen". Wie das geschehen soll, dazu schweigt sich der Koalitionsvertrag allerdings aus.
Flugtickets
Die schwarz-rote Koalition will die Luftverkehrsteuer senken, was Flugtickets günstiger machen könnte. Die Ampel-Regierung hatte diese erst vergangenes Jahr erhöht – um etwa 3 Euro (Kurzstrecke) bis 14 Euro (Langstrecke) pro Fluggast und Reise. Die Senkung der Steuer steht aber wie so vieles unter Finanzierungsvorbehalt.
Rente
Das derzeitige Rentenniveau von 48 Prozent soll erhalten bleiben, die zunehmenden Kosten dafür aus Steuermitteln kommen. Die CSU hat zudem durchgesetzt, dass die sogenannte "Mütterrente" ausgeweitet wird: Rentner und vor allem Rentnerinnen, die vor 1992 geborene Kinder großgezogen haben, bekommen dadurch ebenfalls drei statt bisher 2,5 Rentenpunkte gutgeschrieben.
Außerdem findet sich im Koalitionsvertrag die Idee einer "Frühstart-Rente" für Kinder: Zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr will der Staat – sofern das Vorhaben beschlossen wird – 10 Euro pro Monat in eine private Altersvorsorge einzahlen.
Mit "Aktivrente" wiederum ist gemeint, dass Rentnerinnen und Rentner künftig bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen können sollen. Die soll den Anreiz erhöhen, auch im Rentenalter weiterzuarbeiten.
Steuerfreie Überstunden
Zuschläge für Überstunden sollen nach den Plänen der schwarz-roten Koalition "umgehend" komplett steuerfrei gestellt werden. Dies gelte für freiwillige Mehrarbeit, die "über die tariflich vereinbarte beziehungsweise an Tarifverträgen orientierte Vollzeitarbeit" hinausgeht. Zudem soll es steuerliche Anreize geben, um von Teilzeit auf Vollzeit aufzustocken.
Mindestlohn
Die SPD möchte den Mindestlohn schon im kommenden Jahr von derzeit 12,82 Euro auf 15 Euro erhöhen. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu, dass "ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar" sei. Festlegen soll die Erhöhung aber die von der Regierung unabhängige Mindestlohnkommission, deren Empfehlung für Mitte dieses Jahres erwartet wird. Sie soll sich an der allgemeinen Tarif- und Lohnentwicklung orientieren.
Ehrenamt
Wer sich als Trainer im Sportverein engagiert oder einer anderen ehrenamtlichen Tätigkeit nachgeht, soll dafür mehr Geld steuerfrei bekommen dürfen. Die Übungsleiterpauschale soll von 3000 auf 3300 Euro im Jahr steigen und die Ehrenamtspauschale von 840 auf 960 Euro.