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Marktbericht: DAX steuert auf Rekordhoch zu



marktbericht

Stand: 19.09.2024 09:37 Uhr

Gestern Abend hat die US-Notenbank die Zinswende in den Vereinigten Staaten eingeleitet. Das beflügelt am Morgen den DAX. Der deutsche Leitindex nimmt Kurs auf seine Bestmarke von Anfang September.

Der "XL-Zinsschritt" der US-Notenbank Federal Reserve bringt den DAX näher an sein Rekordhoch. Der deutsche Leitindex startete heute 0,8 Prozent höher bei 18.861 Punkten. Zur bisherigen Höchstmarke vom Monatsanfang bei 18.990 Zählern fehlen ihm damit nur noch 103 Punkte oder gut ein halbes Prozent.

"Das Allzeithoch beim DAX könnte am Morgen in Reichweite geraten, wenn das jüngste Hoch bei 18.805 Zählern übersprungen wird", meinen die Experten der Helaba. Die Marke von 19.000 Punkten und das Allzeithoch sollten jetzt wieder in Reichweite kommen, prognostiziert auch Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Gestern war das Börsenbarometer noch kaum verändert mit 18.712 Punkten aus dem Handel gegangen. Bis Börsenschluss war der deutsche Aktienindex nicht vom Fleck gekommen - zu groß war die Zurückhaltung der Anlegerinnen und Anleger vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank.

Am Abend hatte die Fed schließlich ihren Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf 4,75 bis 5,00 Prozent gesenkt. Davor hatte sie ihn 14 Monate in Folge nicht angetastet. Volkswirte hatten überwiegend eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte erwartet. An den Finanzmärkten war zuletzt allerdings die Erwartung gestiegen, dass es auch zu einer großen Senkung um 0,50 Prozentpunkte kommen könnte. Zudem wurde bekannt, dass eine knappe Mehrheit der stimmberechtigten Fed-Mitglieder für 2024 eine weitere große Zinssenkung erwartet.

Die Zinswende in den Vereinigten Staaten kommt Experten zufolge für das in einer hartnäckigen Konjunkturflaute steckenden Deutschland wie gerufen. "Das ist insgesamt eine gute Nachricht für unsere Wirtschaft", sagte der Konjunkturchef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Grömling, der Nachrichtenagentur Reuters. Besonders die Industrie und hier vor allem die Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeuge könnten von sinkenden Finanzierungskosten bei ihrem wichtigsten Exportkunden profitieren. "Da haben wir derzeit auch ernste Probleme", sagte Grömling.

Ganz ähnlich schätzt das ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski ein. "Das starke Eingreifen der Fed erhöht die Chance, dass die US-Wirtschaft eine sanfte Landung hinlegen wird", sagte der Ökonom. "Das wäre auch für die deutsche Wirtschaft eine gute Nachricht, denn knapp zehn Prozent unserer Exporte gehen in die USA." Niedrigere Zinsen und eine nur leicht abkühlende Konjunktur sollten die Nachfrage nach deutschen Autos und anderen Konsumgütern stärken.

Anhaltende und nennenswerte Zinssenkungen dürften die Finanzierungskosten der Investoren und deren Investitionsneigung positiv beeinflussen, fügte Grömling hinzu. Bei der relativ hohen Kreditfinanzierung beim US-Konsum dürfte sich dies ebenfalls belebend niederschlagen. "Damit geht von der US-Konjunktur eine deutlich stabilisierende Wirkung auf die Weltwirtschaft aus", sagte der IW-Konjunkturchef - zumal auch andere Zentralbanken mit einer Lockerung folgen dürften.

An den New Yorker Börsen sind die Kurse derweil nach ersten Gewinnen infolge der Zinssitzung bis Handelsende noch ins Minus gedreht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,25 Prozent auf 41.503 Punkte, nachdem er zunächst noch den dritten Tag in Folge einen Rekord markierte. Der breiter gefasste S&P 500 büßte 0,29 Prozent ein, der technologielastige Nasdaq 100 verlor bis Börsenschluss 0,45 Prozent.

"Dafür, dass die große Senkung nur von einem Teil der Akteure erwartetet worden ist, fallen die ersten Reaktionen an den Börsen eher überschaubar aus", kommentiert Altmann die Kursreaktion. Seit Jahresbeginn haben die drei Indizes allerdings in der Hoffnung auf sinkende Zinsen schon prozentual zweistellig zugelegt.

Die asiatischen Börsen haben dagegen mit teils kräftigen Kursgewinnen auf die deutliche Leitzinssenkung in den USA reagiert. Besonders in Tokio zogen die Kurse an. Dort profitierten sie von dem nachgebenden Yen, der den japanischen Exportwerten zugutekommt. Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss 2,13 Prozent im Plus bei 37.155,33 Punkten. Jetzt blicken die Investoren gespannt auf die geldpolitischen Entscheidungen der Bank of Japan am Freitag.

Der CSI 300 mit den chinesischen Festlandwerten legte kurz vor Handelsschluss um 0,81 Prozent zu. In Hongkong kam der Hang Seng mit einem Plus von zuletzt knapp 2 Prozent aus seiner Feiertagspause. Auch in der Sonderverwaltungsregion soll eine Zinssenkung die Wirtschaft ankurbeln.

Der Kurs des Euro ist nach der Zinswende in den USA gestiegen. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1148 Dollar gehandelt, nachdem der Kurs in der vergangenen Nacht zeitweise unter 1,11 Dollar gefallen war. Nachdem der Dollar in einer ersten Reaktion am Vorabend noch zeitweise deutlich unter Druck geriet und der Euro im Gegenzug kräftig zulegen konnte, hielten sich die Reaktionen auf die geldpolitischen Beschlüsse zuletzt aber in Grenzen.

Der Kurs des Bitcoin ist nach der deutlichen Zinssenkung durch die Fed weiter angezogen. Am Morgen wurde die älteste und bekannteste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bei 62.100 Dollar gehandelt. Am Vortag hatte sie bei etwa 60.000 Dollar notiert. Da Bitcoins keine Marktzinsen abwerfen, profitiert er, wenn die Zinsen beispielsweise für Staatsanleihen sinken.

UniCredit-Chef Andrea Orcel hat ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank ausgeschlossen. Das wäre ein zu aggressiver Schritt, sagte Orcel in einem Interview mit der italienischen Zeitung "Il Messaggero". Man habe keine Eile, den Anteil an der Commerzbank auf mehr als die bereits erworbenen neun Prozent auszubauen. Der Bund habe die Commerzbank-Aktien an die italienische Bank verkauft, weil er sie für eine verlässliche und geeignete Investorin halte. Man werde die übrigen vom Bund gehaltenen Commerzbank-Aktien kaufen, wenn sich die Bundesregierung zu einem Verkauf entschließe und wenn UniCredit willkommen sei.

Mitten im ersten Streik bei Boeing seit 16 Jahren beurlaubt der Flugzeugbauer Tausende seiner US-Mitarbeiter. "Wir leiten in den nächsten Tagen vorübergehende Beurlaubungen ein, die eine große Anzahl von Führungskräften, Managern und Mitarbeitern in den USA betreffen werden", erklärte Konzernchef Kelly Ortberg in einer E-Mail an die Belegschaft. Geplant sei, dass ausgewählte Mitarbeiter auf rotierender Basis alle vier Wochen für jeweils eine Woche beurlaubt werden.

Wacker Chemie dämmt seine Wachstumspläne für den Rest des Jahrzehnts etwas ein. Der Umsatz solle bis zum Jahr 2030 die Größenordnung von 10 Milliarden Euro erreichen, teilte der im MDAX gelistete Konzern am Donnerstag anlässlich seines Kapitalmarkttags in Burghausen mit. Im März 2022 hatte sich Vorstandschef Christian Hartel noch klar mehr als 10 Milliarden Euro zum Ziel gesetzt. Vom Erlös sollen aber wie geplant mehr als 20 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrigbleiben.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat mit seinem Mittel Xofluza einen Forschungserfolg bei der Behandlung von Grippe erzielt. Wie die neuesten Daten aus der zulassungsrelevanten Studie Centerstone zeigen, hat Xofluza die Übertragung der Grippe von einer infizierten Person auf Haushaltsmitglieder reduziert. Dies sei das erste Mal, dass ein Antivirus, das zur Behandlung einer Viruserkrankung der Atemwege eingesetzt werde, einen Nutzen zur Verringerung der Übertragung gezeigt habe, hieß es weiter dazu in einer Mitteilung des Unternehmens.

Die Deutsche Bank will ihr Filialnetz weiter ausdünnen. Von den 400 Filialen seien etwa 50 kleinere Standorte betroffen. Eine "mittlere zweistellige" Anzahl von Filialen werde geschlossen, teilte Deutschlands größtes Bankhaus mit. Die genaue Zahl müsse noch geklärt werden, Verhandlungen mit dem Betriebsrat würden zeitnah aufgenommen. "Die Deutsche Bank bleibt dabei weiterhin bundesweit mit einem flächendeckenden Filialnetz präsent", teilte das Institut weiter mit.

Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia will seine Tochter Deutsche Wohnen noch enger an sich binden. Ziel sei ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, teilten die Unternehmen mit. Außenstehende Aktionäre der Deutsche Wohnen sollen dabei ihre Aktien gegen neu auszugebende Vonovia-Aktien verkaufen. Zudem sei für die Dauer des Vertrages eine jährliche Ausgleichszahlung geplant. Die genaue Ausgestaltung werde noch festgelegt, hieß es weiter. Außerordentliche Hauptversammlungen von Vonovia und Deutsche Wohnen sollen den Schritt im Dezember 2024 besiegeln.

T-Mobile US will in den kommenden Jahren Milliarden an Dollar in Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe stecken. Bis 2027 sollen bis zu 50 Milliarden Dollar für Ausschüttungen und Aktienrückkäufe aufgewendet werden, verkündete Konzernchef Mike Sievert bei einer Investorenveranstaltung in San Francisco.

Das Sanierungsverfahren beim angeschlagenen Batteriekonzern Varta hat eine weitere Hürde genommen. "Wir haben lange verhandelt und nun auch eine Lösung mit den Schuldscheindarlehensgebern gefunden", sagte Konzernchef Michael Ostermann der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne damit, dass die Gruppe dem Konzept nun mehrheitlich zustimmen werde. Das ermögliche ein deutlich schnelleres und einfacheres Verfahren. Ostermann zufolge stehen jetzt fast alle von der Sanierung betroffenen Gruppen mehrheitlich hinter dem Mitte August verkündeten Konzept.

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