
marktbericht
Die Anleger hoffen heute auf eine Fortsetzung der jüngsten Kurserholung. Die starken Vorgaben der Wall Street dürften sich positiv auswirken, auch die Berichtssaison könnte für Impulse sorgen.
Der Broker IG taxiert den DAX vor dem Handelsstart rund 0,1 Prozent leichter auf 21.950 Punkten. Gestern hatte der deutsche Leitindex 3,1 Prozent höher bei 21.961 Punkten geschlossen. Wieder mal war US-Präsident Donald Trump der große Kursbeweger. Es hätten zwei kurze Schlagzeilen gereicht, um die Investoren wieder in Kauflaune zu versetzen: "Trump wolle 'nett' zu China sein und auch den Notenbankchef nicht entlassen", konstatierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.
Weitere Kursgewinne sind möglich: "Die Verspannungen an den Finanzmärkten haben sich zuletzt etwas gelöst, was wohl auch mit fehlenden Negativ-Schlagzeilen zum Thema Zölle zu erklären ist", heißt es von den Marktbeobachtern der Helaba. Es machten sich Hoffnungen auf eine Handelseinigung mit Indien und Japan breit, und es gebe Entspannungssignale im Zollstreit mit China. "Dennoch sind Konjunktursorgen präsent, und Stimmungsindikatoren tendieren zur Schwäche", so die Fachleute.
Die nächsten Impulse für den DAX könnten heute von der voranschreitenden Berichtssaison und dem am Vormittag anstehenden ifo-Geschäftsklimaindex ausgehen. Fraglich bleibt, inwieweit sich die Unsicherheit über Donald Trumps Zollpolitik bereits negativ auf das Stimmungsbarometer ausgewirkt hat.
Marktbeobachtern zufolge bleiben die Märkte aber insgesamt auf Stabilisierungskurs. "Das Hauptthema bleibt eine Fortsetzung der Erholungsrally", schrieben am Morgen die Experten der Commerzbank.
Die jüngsten Aussagen von US-Präsident Donald Trump und die Aussicht auf niedrigere China-Zölle hatten gestern auch die Wall Street angetrieben. US-Finanzminister Scott Bessent hatte ferner erklärt, die hohen Zölle zwischen den USA und China seien auf die Dauer nicht haltbar. "Wir werden einen fairen Deal mit China abschließen", sagte Trump gestern vor Journalisten, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete mit einem Plus von 1,1 Prozent bei 39.606 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 1,7 Prozent auf 5.375 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,5 Prozent auf 16.708 Stellen an.
Die asiatischen Aktien legen am Morgen leicht zu. "Die kurzfristige Volatilität ist im Moment ziemlich extrem und wir werden in Zukunft noch mehr Volatilität erleben, weil sich die zugrunde liegenden Spielregeln des Marktes und die wirtschaftliche Weltordnung ändern", sagte Salman Ahmed, Chef der Abteilung Macro and Strategic Asset Allocation bei Fidelity International.
In Tokio legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,6 Prozent auf 35.063 Punkte zu. Die Börse Shanghai gewann 0,3 Prozent auf 3.306 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 0,3 Prozent auf 3.799 Punkte.
Der Sportartikelkonzern Adidas ist zum Jahresauftakt kräftig gewachsen. Der Umsatz legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um nahezu 700 Millionen auf 6,15 Milliarden Euro zu. Das entspreche einem währungsbereinigten Wachstum von 13 Prozent. Ohne die Verkäufe von Yeezy Produkten im Vorjahr liege das Wachstum währungsbereinigt bei 17 Prozent. Grund sei ein zweistelliges Wachstum in allen Märkten und allen Vertriebskanälen. Das Betriebsergebnis stieg von 336 auf 610 Millionen Euro.
Der Nahrungsmittelriese Nestle ist mit einem leichten Wachstum in das neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2025 stieg der Umsatz des Herstellers von Nespresso, Maggi und KitKat um 2,3 Prozent auf 22,6 Milliarden Franken. Treiber waren dabei vor allem Preissteigerungen, mit denen das Unternehmen teilweise deutlich gestiegene Einkaufskosten auszugleichen versuchte, nachdem die Preise für zwei der wichtigsten Rohstoffe, Kaffee und Kakao, auf Rekordniveau geklettert waren.
Dem Luxusgüterkonzern Kering macht die Krise bei seiner Kernmarke Gucci weiter schwer zu schaffen. Im ersten Quartal sackte der Konzernumsatz um 14 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro ab. Bei Gucci führten die Schwierigkeiten in Asien und insbesondere in China sogar zu einem bereinigten Umsatzschwund von einem Viertel. Das war etwas schwächer als von Experten erwartet.
Zum Jahresauftakt stiegen die Erlöse des Spezialisten für Analog-Chips den Angaben zufolge um elf Prozent auf 4,07 Milliarden Dollar. Der Reingewinn liege bei 1,28 Dollar je Aktie. Für das laufende zweite Quartal stellte die US-Firma Erlöse von 4,17 bis 4,53 Milliarden Dollar und einen Gewinn zwischen 1,21 und 1,47 Dollar je Aktie in Aussicht. Zahlen von TI werden als Indikator für die Nachfrage in einer Vielzahl von Branchen genau beobachtet, da die Chips in zahlreichen Produkten verbaut werden.
IBM-Chef Arvind Krishna fürchtet, dass die "America-First"-Politik von Präsident Donald Trump US-Unternehmen international schaden könnte. "Wenn sich die Wahrnehmung durchsetzt, dass amerikanische Unternehmen nur machen, was für das Land Amerika gut ist, wird das ein Problem auslösen", sagte Krishna dem US-Wirtschaftssender CNBC. Noch sehe IBM in den Daten aber keine Anzeichen dafür, schränkte er ein. Im vergangenen Vierteljahr legte der Umsatz im Jahresvergleich um ein Prozent auf 14,54 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn sank um gut ein Drittel auf knapp 1,06 Milliarden Dollar.