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Marktbericht: DAX korrigiert deutlich



marktbericht

Stand: 19.02.2025 16:13 Uhr

Die lang erwartete Korrektur nach der atemlosen Rekordjagd des DAX ist da. Ob dies das Ende der Rally bedeutet, ist aber nicht ausgemacht. Auch die US-Börsen müssen im frühen Handel Federn lassen.

Es war eine atemlose Rally: Wie auf Schienen war der DAX zuletzt unterwegs, stellte insgesamt 19 Kursrekorde auf und machte viele Expertinnen und Experten ratlos. Nach dem jüngsten Rekord bei 22.935 Punkten heute Morgen war allerdings vorerst Schluss. Die von vielen Beobachtern schon lange erwarteten Gewinnmitnahmen setzten recht abrupt ein und halten zur Stunde noch an. Das vorläufige Tagestief lag bei 22.444 Zählern, das entspricht einem Minus von 1,7 Prozent.

Zuvor waren die Warnungen vor einem Rückschlag am deutschen Aktienmarkt immer lauter geworden. Fast schon gebetsmühlenartig warnten Experten vor einer drohenden Korrektur, der DAX sei nach seinem langen, rasanten Anstieg deutlich "überkauft". Tatsächlich haben die deutschen Standardwerte seit ihrem Schlussstand bei 19.909 Punkten am 30. Dezember in der Spitze bereits um 15,2 Prozent zulegen können. Zum Vergleich: Im gesamten Börsenjahr 2024 hatte der DAX einen Gewinn von 18,9 Prozent geschafft.

"Vor allem ging es zuletzt für den DAX zu schnell aufwärts", gab IG-Analyst Christian Henke zu bedenken. Allein schon der parabelförmige Kursanstieg mahne zur Vorsicht. "Aber auch der Abstand des deutschen Leitindex zum einfachen 200-Tage-Durchschnitt lässt einen technisch orientierten Anleger schwindelig werden", so der Experte.

Die Frage ist nun, ob dies das Ende der atemlosen Rally oder nur ein gesundes Verschnaufen ist. Eine Korrektur war jedenfalls überfällig und stellt per se noch keine Richtungsentscheidung dar. Möglicherweise rücken mit dem Ergebnis der Bundestagswahl am Sonntag und den dann anstehenden Koalitionsverhandlungen wieder greifbarere fundamentale Einflussfaktoren in den Vordergrund.

Auch an der Wall Street stehen die Zeichen auf Korrektur. Der Dow Jones büßt aktuell rund 0,4 Prozent ein, die Technologietitel an der Nasdaq halten sich etwas besser.

Anleger warten nun gespannt auf die Veröffentlichung der Fed Minutes - das Protokoll der US-Notenbank zu ihrer jüngsten Sitzung. Diese Protokolle sind für Anleger von großer Bedeutung, geben sie doch Hinweise auf künftige geldpolitische Entscheidungen. Aktuell liegt der US-Leitzins in einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent, die Fed hatte zuletzt eine vorsichtige Haltung signalisiert.

Im Devisenhandel tendiert der Euro bei 1,0433 Dollar um 0,14 Prozent tiefer. Der Goldpreis zieht derweil um 0,1 Prozent auf 2.936 Dollar je Feinunze an. Das gelbe Edelmetall hatte zuvor bei 2.946 Dollar eine neue Bestmarke aufgestellt.

Die Ölpreise ziehen zur Wochenmitte an, die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee steigt am Nachmittag um 1,2 Prozent auf 76,71 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuletzt hatten Händler noch über mögliche Angebotssteigerungen spekuliert, falls Washington sich bereit erklärt, die Sanktionen gegen russisches Öl aufzugeben.

Der Münchner Triebwerksbauer MTU hat nach dem ersten Jahresverlust seiner Geschichte wieder ein Rekordjahr hingelegt. Unter dem Strich stand 2024 ein Gewinn von 642 Millionen Euro nach fast 100 Millionen Verlust im Vorjahr. Die MTU-Aktie ist dennoch mit einem Minus von über fünf Prozent der größte Verlierer im DAX, Analysten bemängeln den Mittelabfluss im vierten Quartal.

Die drohenden Importzölle der USA auf Autos sorgen bei den Anlegern für Zurückhaltung mit Blick auf die Branche. Im dem schwachen Marktumfeld geben Papiere von Volkswagen, Porsche AG, BMW und Mercedes-Benz jeweils um rund zwei Prozent nach. Volkswagen-Chef Blume hatte bereits am Sonntag angekündigt, kurzfristig den direkten Draht zur Regierung in Washington zu suchen und für ein Entgegenkommen zu werben.

Ein pessimistischer Analystenkommentar setzt Delivery Hero unter Druck. Die Titel des Berliner Essenslieferdienstes sind mit einem Minus von fast sieben Prozent der größte Verlierer im MDAX. Die Experten des US-Finanzdienstleisters Citigroup haben sie auf "Sell" nach zuvor "Neutral" herabgestuft. Das Kursziel wurde auf 26 von 28 Euro gesenkt. Hintergrund sei der wachsende Erfolg des chinesischen Konkurrenten Meituan im Nahen Osten und Nordafrika.

Der Lkw-Zulieferer SAF-Holland hat wegen des Abschwungs auf den Lkw-Märkten in Europa und Nordamerika operativ weniger verdient. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) um sechs Prozent auf rund 190 Millionen Euro. Angesichts eines Umsatzrückgangs um fast elf Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro verbesserte sich allerdings die bereinigte Ebit-Marge auf 10,1 von 9,6 Prozent.

BAE Systems sitzt auf Aufträgen in Rekordhöhe

Die aktuell schwierige geopolitische Wetterlage lässt den britischen Rüstungskonzern BAE Systems positiv in die Zukunft blicken. Die allgemeine Nachfrage nach Artilleriesystemen und anderen Waffen gewinne an Schwung, teilte der Hersteller in Farnborough mit. Im vergangenen Jahr schnitt der Konzern überraschend stark ab. Dabei profitierte BAE mit einem Rekordauftragsbestand von fast 78 Milliarden Pfund von zahlreichen Regierungsprogrammen.

Die britische Großbank HSBC tritt trotz eines Rekordgewinns im vergangenen Jahr auf die Kostenbremse. Vorstandschef Georges Elhedery will die jährlichen Aufwendungen bis Ende 2026 um 1,5 Milliarden Dollar drücken und dazu auch Stellen streichen. 2024 war der Gewinn vor Steuern um sechs Prozent auf das Rekordniveau von etwas mehr als 32 Milliarden Dollar gestiegen.

Der ambitionierte Versuch eines Start-ups zweier ehemaliger Apple-Manager, mit einem kleinen KI-Gerät dem Smartphone Konkurrenz zu machen, ist gescheitert. Die bisher verkauften "AI Pins" werden nur noch bis Ende des Monats funktionieren. Die Entwicklerfirma Humane wird für 116 Millionen Dollar vom Computer-Konzern HP gekauft, zumindest ein Teil der Mitarbeiter wird übernommen.

Der Ölkonzern BP erwägt einem Medienbericht zufolge einen Verkauf seiner Schmierstoffsparte Castrol. Das Geschäft könnte dem Unternehmen rund zehn Milliarden Dollar einbringen, berichtete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Mit einer Veräußerung würde der britische Konzern dem aktivistischen US-Investor Elliott Investment entgegenkommen.

Der Fast-Food-Riese Kentucky Fried Chicken (KFC) wird seinen Hauptsitz nicht mehr länger im US-Staat Kentucky haben. Die Geschäftsstelle werde von Louisville nach Plano in Texas verlegt, so das Tochterunternehmen der Konzerngruppe Yum! Brands, zu der auch Pizza Hut und Taco Bell gehören.

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