
marktbericht
Vor der Zinssitzung der US-Notenbank am Abend ziehen sich die Anlegerinnen und Anleger an der Frankfurter Börse zurück. Der DAX bewegt sich zu Handelsbeginn kaum.
Der deutsche Aktienmarkt tritt auf der Stelle. Kurz vor der allgemein erwarteten Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve am Abend halten sich die Investoren bedeckt und gehen kein Risiko ein. Zudem hatten die Kurse gestern an der Wall Street im späten Handel nachgegeben. Das bremst auch den deutschen Leitindex.
Der DAX startete mit einem Plus von 0,05 Prozent bei 18.735 Punkten, drehte in den ersten Handelsminuten aber minimal im Minus. Damit hält er sich trotzdem weiter in Schlagweite zum Rekordhoch vom Monatsanfang bei knapp 19.000 Zählern. Gestern war das Börsenbarometer zeitweise über 18.800 Punkte gestiegen und hatte letztlich 0,5 Prozent höher bei 18.726 Punkten geschlossen.
Damit habe der DAX die Verluste vom Wochenanfang aufgeholt, schreiben die Experten der Helaba. Allerdings sei der Handel im Vorfeld der heutigen Fed-Entscheidung von Zurückhaltung und Unsicherheit geprägt gewesen. "Ein behutsames Vorgehen der Fed und die Aussicht auf weitergehende Zinssenkungen würde sich auf die Stimmung der Anleger vermutlich günstig auswirken", so die Fachleute. Ein großer Zinsschritt hingegen könne Konjunktursorgen schüren und bei einigen Investoren für Verstimmung sorgen. Am technischen Bild des DAX habe sich indes wenig verändert.
Zumindest kurzfristig dürfte die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend nach dem europäischen Handelsende den Börsen den weiteren Weg weisen. Als sicher gilt, dass die Fed die Zinswende in den Vereinigten Staaten heute einläutet. Das Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte sind jedoch offen. Selbst eine "XL-Zinssenkung" um gleich 0,5 Prozentpunkte scheint möglich.
In diesem Fall müssten aber Wirtschaft und Wachstum in der Folge auch positiv reagieren, mahnt Stephen Innes von SPI Asset Management. Nicht zuletzt, um die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten zu rechtfertigen. Die Marktakteure dürften also im weiteren Verlauf des Jahres die Konjunkturdaten darauf abklopfen, ob sie auch Wachstum abbilden.
In der deutschen Industrie ist derweil der Auftragsbestand zum ersten Mal in diesem Jahr wieder gewachsen. Er stieg im Juli gemessen am Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Das war der erste Anstieg des Auftragsbestands im Vormonatsvergleich seit Dezember 2023", so die Behörde. Zum Vorjahresmonat gab es allerdings kalenderbereinigt ein Minus von 4,3 Prozent. Beim Anstieg des Auftragsbestands im Juli halfen insbesondere Zuwächse beim Bau von Flugzeugen, Schiffen, Zügen und Militärfahrzeugen.
Die US-Börsen haben gestern ihre anfänglichen Gewinne abgegeben und kaum verändert geschlossen. Damit zollten sie der jüngst guten Entwicklung vor dem US-Zinsentscheid ein wenig Tribut. Der Leitindex Dow Jones, der gleich zu Beginn erneut ein Rekordhoch erreicht hatte, sank letztlich um 0,04 Prozent auf 41.606 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es lediglich um 0,03 Prozent auf 5.635 Zähler hoch - er hatte im Handelsverlauf ebenfalls eine Bestmarke aufgestellt. Der zum Wochenauftakt schwächelnde, technologielastige Nasdaq 100 gewann 0,05 Prozent auf 19.432 Punkte.
Die asiatischen Börsen haben sich angesichts der anstehenden US-Zinsentscheidung ebenfalls kaum verändert. In Japan galt der Blick auch den Exportdaten. Die Ausfuhren des exportorientierten Landes hatten sich im August merklich abgeschwächt und waren klar hinter den Erwartungen geblieben, wie die Marktstrategen der Deutschen Bank betonten. Die Daten unterstrichen die Erwartung, dass die japanische Notenbank die Zinsen bei ihrer Sitzung am Ende der Woche unverändert lassen dürfte. Der Leitindex Nikkei 225 schloss nach den Vortagsverlusten 0,49 Prozent höher mit 36.380 Punkten.
Ähnlich waren die Veränderungen in China. Der CSI-300-Index, der die wichtigsten chinesischen Festlandsaktien enthält, gewann zuletzt 0,33 Prozent auf 3.170 Punkte. Gefragt waren Halbleiterwerte, nachdem ein technologischer Durchbruch bei der Herstellung von Halbleiterausrüstungen gemeldet worden war. Dies könnte helfen, die US-Sanktionen gegen China besser zu bewältigen.
Auch der Kurs des Euro hat vor der Zinsentscheidung wenig bewegt. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1117 US-Dollar gehandelt und damit etwa auf dem gleichen Niveau wie am Vorabend.
Das Bundesfinanzministerium will die restlichen Commerzbank-Aktien des Bundes Insidern zufolge trotz des Interesses von UniCredit wie geplant verkaufen. Ziel sei, die Papiere zum höchstmöglichen Preis abzustoßen, selbst wenn das italienische Geldhaus dabei noch mehr Anteile erwerbe, sagten mit der Sache vertraute Quellen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp forderte den Bund hingegen auf, angesichts einer möglichen Übernahme der Bank mit weiteren Aktienverkäufen abzuwarten. Das Finanzministerium hat in dieser Angelegenheit nicht das alleinige Sagen. Über den Verkauf weiterer Anteile entscheidet ein Gremium, dem weitere Vertreter der Regierung angehören - auch vom Bundeskanzleramt. Der Staat hält noch zwölf Prozent der Commerzbank-Aktien.
Nach den mutmaßlich koordinierten Explosionen Hunderter tragbarer Funkempfänger im Libanon setzen die Lufthansa und Air France-KLM ihre Flüge nach Israel bis mindestens einschließlich Donnerstag aus. Beide Fluggesellschaften machten dafür die kurzfristige Veränderung der Sicherheitslage verantwortlich. Die Airlines der Lufthansa Group hätten mit sofortiger Wirkung entschieden, nicht nur alle Verbindungen von und nach Tel Aviv auszusetzen, sondern auch von und in die iranische Hauptstadt Teheran, teilte das Unternehmen mit. Der gesamte israelische und der iranische Luftraum würden umflogen. Air France gab bekannt, dass die Flüge nach Tel Aviv und in die libanesische Hauptstadt Beirut eingestellt worden seien.
Der weltgrößte Ölproduzent Saudi Aramco will zu einem bedeutenden Akteur im Flüssigerdgas-Geschäft (LNG) werden. Erste Schritte dazu habe das Unternehmen bereits unternommen, sagte der Chef der Erdgassparte von Aramco, Abdulkarim Al-Ghamdi. Im vergangenen Jahr erwarb der saudische Ölgigant für 500 Millionen Dollar eine Minderheitsbeteiligung an MidOcean Energy von EIG Global Energy Partners - sein erster Vorstoß in den ausländischen LNG-Markt. Diesen Monat erhöhte Aramco seinen Anteil auf 49 Prozent.
Der Softwarekonzern Microsoft und der Vermögensverwalter BlackRock wollen einen mehr als 30 Milliarden Dollar schweren Investmentfonds für Künstliche Intelligenz (KI) auflegen. Das Kapital des Fonds solle in den Bau von Rechenzentren und Energieprojekten fließen, die den wachsenden Anforderungen im Bereich KI gerecht würden, teilten die beiden Unternehmen mit. MGX, die in Abu Dhabi ansässige Investmentgesellschaft, werde als Partner fungieren, der KI-Chiphersteller Nvidia werde sein Fachwissen zur Verfügung stellen.
Von den Machern der populären Foto-App Snapchat gibt es die nächste Brille, die digitale Objekte in reale Umgebungen einblenden kann. Die neue Generation der "Spectacles" mit durchsichtigen Gläsern bietet eine bessere Qualität bei der Anzeige und schnellere Reaktionszeiten. Wie schon das vergangene Modell 2021 soll sie allerdings vorerst nicht an Verbraucher verkauft werden, sondern wird nur an Entwickler vermietet. Bei der sogenannten "erweiterten Realität" (AR, Augmented Reality) werden digitale Inhalte mit Hilfe von Projektoren und Lichtleitern ins Sichtfeld der Nutzer eingeblendet, während sie Brillen mit durchsichtigen Gläsern tragen.
Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer verkauft die Mehrheit an dem erst im vergangenen Jahr erworbenen Nürnberger Kabel- und Bordnetzspezialisten Leoni nach China. 50,1 Prozent der Anteile an der Leoni AG sollen an den Elektronik-Zulieferer Luxshare gehen, teilte Leoni mit. Eine entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden. Die Vereinbarung habe einen "mittleren dreistelligen Millionenwert", sagte ein Sprecher. Die Kabelsparte von Leoni gehe zudem zu 100 Prozent an ein Joint-Venture unter Führung von Luxshare. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen.