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Marktbericht: DAX erstmals über 22.000 Punkte gestiegen



marktbericht

Stand: 11.02.2025 16:07 Uhr

Der DAX lässt sich in seinem Rekordlauf auch durch die neu eingeführten US-Zölle nicht aufhalten. Erstmals in seiner Geschichte hat der deutsche Leitindex die Marke von 22.000 Punkten überschritten.

Die Kauflust der Anleger am deutschen Aktienmarkt ist ungebrochen. Während die deutsche Wirtschaft in der Krise steckt, eilt der DAX weiter von Rekord zu Rekord. Erst im Dezember hatte der deutsche Leitindex die Marke von 20.000 Punkten geknackt und im Januar war er über 21.000 Punkte gestiegen - nun also der nächste Rekord.

Am frühen Nachmittag hat der deutsche Leitindex mit zeitweise 22.003 Punkten erstmals die Marke von 22.000 Punkten übersprungen. Aktuell fällt der Index aber wieder unter die runde Marke zurück und steht nur noch leicht Plus. "Der DAX ist aktuell der Börsenstar des Jahres", sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Getrieben wird der Index durch die Tatsache, dass die im Leitindex enthaltenen Unternehmen ihre Gewinne überwiegend im Ausland erwirtschaften, von der schwachen heimischen Konjunktur also weniger stark abhängig sind als andere. So wie die Börsenschwergewichte SAP oder Siemens, die auf Rekordhoch stehen, oder zuletzt auch die Telekom, die vor allem über ihre Tochter T Mobile US in den USA stark wächst.

Zudem setzt die Europäische Zentralbank (EZB), anders als die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), ihren Zinssenkungszxyklus konsequent fort.

Zuletzt konnte sogar die Wall Street nicht mit dem deutschen Börsenbarometer mithalten. Während der DAX im Jahr 2025 von Rekordhoch zu Rekordhoch eilt, hat es unter den großen US-Börsenindizes bislang nur der S&P 500 zu einer historischen Bestmarke geschafft. Sowohl im Leitindex Dow Jones als auch in den Nasdaq-Indizes lassen neue Höchststände weiter auf sich warten.

Experten setzen allerdings das eine oder andere Fragezeichen hinter die Rekordjagd im DAX. So seien die Sorgen rund um die KI-Konkurrenz aus China sowie die Zollängste der Anleger nur vorübergehend in den Hintergrund gerückt.

Konkret hat US-Präsident Trump am Wochenende neue Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in die USA in Höhe von 25 Prozent bekanntgegeben. Es werde keine Ausnahmen oder Befreiungen geben, hieß es. Zudem zögen die USA Sonderzölle auf Fahrzeuge, Computerchips und Pharmaprodukte in Betracht.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte eine entschlossene Reaktion an. Damit droht mehr denn je ein Wirtschaftskrieg, bei dem meist nur Verlierer gibt.

Auf Rückenwind von der Wall Street hoffen die DAX-Anleger heute jedoch zunächst vergebens. Die US-Börse liegen zur Eröffnung zwischen 0,2 und 0,3 Prozent im Minus. Ein Blick in den Börsenkalender die Investoren zur Vorsicht: US-Notenbankchef Jerome Powell steht heute den Senatoren im US-Kongress Rede und Antwort. Die Federal Reserve hatte jüngst ihre Serie an Zinssenkungen gestoppt und damit bei Präsident Trump Unmut ausgelöst.

Ob das dem neuen Präsidenten gefällt? Die US-Notenbankerin Beth Hammack denkt laut über eine längere Zinspause nach. "Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage wird es wahrscheinlich angemessen sein, den Leitzins für einige Zeit stabil zu halten", sagte heute die Chefin des Fed-Bezirks Cleveland.

Hammack sagte, dass es "überaus wichtig" sei, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu drücken. Im Dezember hatten die Verbraucherpreise um 2,9 Prozent zum Vorjahr zugelegt. Die Bankerin will sich überdies die Zeit nehmen, um die Änderungen in der Regierungslinie unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump zu prüfen. Morgen werden Verbraucherpreisdaten aus dem Januar erwartet, ein wichtiges Datum für die Börse.

Unter den Einzelwerten in den USA richtet sich nach McDonald's am Vortag der Blick auf Coca-Cola, denn der Getränke-Hersteller übertraf wegen höherer Preise im Schlussquartal die Gewinnerwartungen. Laut dem Konzern waren im vierten Quartal die Erlöse im Vorjahresvergleich um sechs Prozent auf 11,5 Milliarden Dollar (11,2 Mrd Euro) geklettert. Das bereinigte Ergebnis stieg auf vergleichbarer Basis von zuvor 49 auf 55 Cent je Aktie und damit stärker, als Analysten es auf dem Zettel hatten. Für die Aktie geht es gegen den Trend um 3,5 Prozent nach oben.

Auch der Goldpreis steigt und steigt: Am Morgen kostete eine Feinunze des gelben Edelmetalls in der Spitze 2.942,71 Dollar. Tags zuvor hatte Gold erstmals in der Börsengeschichte die Marke von 2.900 Dollar überwunden. Aktuell fällt die Notierung aber wieder zurück.

Gold profitiert von den steigenden Unsicherheiten an den Märkten, gilt das Edelmetall doch als "sicherer Hafen" für Anleger. So hatten die jüngsten Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump die Sorgen der Anleger vor steigenden Inflationsraten und einem langsameren globalen Wirtschaftswachstum bestärkt. Zugleich geht am Markt die Furcht um vor neuen Zöllen der Trump-Regierung auf Rohstoffimporte - inklusive Goldbarren.

Doch wie weit kann der Goldpreis jetzt noch steigen? Aus technischer Perspektive reicht das Kurspotenzial aus, um nun Kurs auf die runde 3.000er-Marke zu nehmen. Auch Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus, hält einen Anstieg in Richtung der psychologisch wichtigen Marke für möglich. Der Euro notiert derweil bei 1,0336 knapp über seinem gestrigen Tagestief bei fast genau 1,03 Dollar. Die Gemeinschaftswährung leidet besonders unter der zögerlichen Haltung der Fed im Zinssenkungszyklus.

Aktien aus der konjunktursensiblen Automobilbranche sind heute am deutschen Aktienmarkt weiter nicht gefragt. Im DAX führen die Papiere von Porsche AG, Volkswagen und BMW die Verliererliste mit Abschlägen von bis zu 1,7 Prozent an. US-Zölle auf importierte Autos könnten den Sektor stark treffen.

Der DAX-Konzern Merck KGaA hat Übernahmegespräche mit dem US-Konzern Springworks Therapeutics - einem Spezialisten für zielgerichtete Tumortherapie - bestätigt. Es sei aber noch keine rechtlich bindende Vereinbarung getroffen worden. Zudem gebe es keine Gewissheit, dass eine Transaktion zustande kommen werde, zuvor müssten noch kritische Bedingungen erfüllt werden.

Aktien von SAP halten mit moderaten Kursgewinnen Tuchfühlung zu ihrem jüngsten Rekord. Wie das Wirtschaftsmagazin Capital berichtet, entwickelt die Deutsche Börse einen zweiten DAX ohne Kappungsgrenze, der neben dem bisherigen Börsenindex laufen werde. Die SAP-Aktien könnten dadurch für einen größeren Kreis an Investoren attraktiver werden.

Der Frankfurter Börsenbetreiber legt am Abend nach Handelsschluss noch seine Jahreszahlen vor.

Als klares Schlusslicht im MDAX sacken die Papiere von TUI nach der Vorlage von Quartalszahlen um fast neun Prozent ab. Analystin Chandni Hirani von Barclays sprach zwar von ermutigenden Resultaten des Reisekonzerns. Der Bereich Märkte und Airlines aber habe sich schwach entwickelt.

An der Spitze des Nebenwerteindex SDAX schnellen die Anteilsscheine von Renk um über elf Prozent in die Höhe. Auftrieb gibt der Ausbau der Beteiligung des Rüstungskonzerns KNDS, der jetzt mit einem Anteil von 25,1 Prozent größter Aktionär des Panzergetriebeherstellers ist und eine Sperrminorität hält. Damit solle die strategische Partnerschaft gestärkt werden, erklärten KNDS und Renk.

Die um die Commerzbank buhlende italienische Großbank UniCredit hat im vergangenen Jahr vor allem dank gestiegener Provisionseinnahmen mehr verdient. Der Gewinn stieg 2024 trotz Sonderkosten für den Konzernumbau im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent auf etwas mehr als 9,3 Milliarden. Damit übertraf die im EuroStoxx 50 notierte Bank einmal mehr die Erwartungen der Experten.

Unicredit könnte innerhalb der kommenden drei bis fünf Quartale über ein Kaufangebot für das Frankfurter Geldhaus entscheiden. Diesen Zeitrahmen nannte Unicredit-Chef Andrea Orcel heute bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Er sei optimistisch, dass man mit konstruktiven Gesprächen ein gutes Ergebnis erreichen könne, sagte der Bankchef. Im Fall eines Übernahmeangebots müsse man noch weitere neun Monate für den Abschluss des Deals hinzurechnen.

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