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"Like A Complete Unknown": Ein Rätsel bleibt ein Rätsel



"Like A Complete Unknown" nimmt sich der frühen Jahre Bob Dylans an. Wer hofft, dem Künstler dadurch näherzukommen, könnte enttäuscht sein.

Bob Dylan, 83, ist ohne Frage eine der prägendsten Figuren der Musikgeschichte - ein Künstler, der sich jeder Kategorisierung entzog und eine ganze Generation beeinflusste. Seine Geschichte bietet reichlich Stoff für ein Biopic. In James Mangolds Film "Like A Complete Unknown" (ab 27. Februar in den deutschen Kinos) wird Superstar Timothée Chalamet, 29, zu Dylan. Im Zentrum des Films stehen Dylans frühe Jahre, in denen er als junger Folkmusiker aus Minnesota im New York City der 1960er Jahre zur Stimme des gesellschaftlichen Wandels wurde.

Der Film setzt den Fokus weniger auf Dylans Hintergrund oder seine künstlerische Entwicklung, sondern auf seine Beziehungen zu Sängerin Joan Baez (Monica Barbaro) und seiner Freundin Sylvie Russo (Elle Fanning) sowie seine Begegnungen mit Musikgrößen wie Pete Seeger (Edward Norton), Johnny Cash (Boyd Holbrook) und Woody Guthrie (Scoot McNairy). Trotz der Vielzahl an Charakteren und Bekannten bleibt der Film erstaunlich oberflächlich: Die Zuschauer erfahren kaum etwas über die Menschen, die Dylan auf seinem Weg begleiten. Stattdessen wird das Publikum mit einem mehr als zwei Stunden langen Konzert konfrontiert, das eher an eine glorifizierte Coverband erinnert als eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Künstler.

Besonders seine Interaktionen mit den Frauen in seinem Leben werden kaum reflektiert. Dylan tritt hier als unsympathische, egozentrische Figur auf, die oft rücksichtslos mit den Gefühlen anderer umgeht. Es ist ein Bild eines Mannes, der sich mit seiner Umgebung nur dann auseinandersetzt, wenn es zu seiner eigenen Legende beiträgt.

Fazit

Handwerklich ist der Film solide inszeniert, visuell stimmig und mit einem authentischen Zeitkolorit - mehr als 100 Nominierungen bei internationalen Filmpreisen, darunter acht bei den Academy Awards, sprechen für sich. Hauptdarsteller Timothée Chalamet liefert eine durchaus beeindruckende schauspielerische und gesangliche Leistung ab, für die er immerhin seine zweite Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller erhielt. Allerdings wird seine Darstellung in einem Film verschwendet, der es nicht schafft, der Figur Tiefe zu verleihen. "Like A Complete Unknown" ist ein Film, der sich im Nichts verläuft - uninspiriert, oberflächlich und ohne klare Richtung.

Eine emotionale Bindung zur Hauptfigur aufzubauen, ist schwer: Wer mit wenig Hintergrundwissen in den Film geht, wird im Anschluss nicht schlauer sein. Der Titel "Like A Complete Unknown" passt gut: Die Figur Bob Dylan bleibt auch nach ganzen 140 Minuten ein nicht greifbares Mysterium, ein völlig Unbekannter.

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