Krieg in der Ukraine: Von wegen Mäßigung – warum Putin weiter eskaliert

Inzwischen wird über ein Ende des Krieges gesprochen. In der Ukraine sieht man davon nichts. Im Gegenteil: Wladimir Putin versucht mit Macht seine Position zu verbessern.

Spätestens seit der Wahl von Donald Trump wird offen über ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine gesprochen. Aus dem Dunstkreis des Republikaners werden angebliche Friedenspläne lanciert. Doch das bedeutet nicht, dass der Krieg an Intensität verliert. Das Gegenteil ist der Fall. Die Russen befinden sich zeitlich am Ende ihrer zweiten Sommeroffensive und lassen in ihren Anstrengungen nicht nach.

Ein Ende des Krieges oder zumindest ein Ende der offenen Feindseligkeiten würde vermutlich dazu führen, dass der Konflikt entlang der aktuellen Frontlinie eingefroren wird. Es wäre daher sinnvoll, vor dem Tag X möglichst viel Gebiet zu besetzen. Vier Oblasten der Ukraine hat Russland formal annektiert, konnte sie aber keineswegs besetzen. Insbesondere im Donbass, dem primären Kriegsziel Russlands, kontrolliert die freie Ukraine erhebliches Territorium.

Südlich von Kursk halten die Ukrainer immer noch russisches Gebiet bei der Stadt Sudscha. Diese Zone wollen die Russen mit Macht zurückerobern. Inzwischen läuft ihre dritte Gegenoffensive in diesem Gebiet. Kiew versucht jedoch, den Zipfel um jeden Preis zu halten. In kommenden Verhandlungen könnte diese Zone als Faustpfand genutzt werden, da der Kreml ureigenes Gebiet nicht unter Kiews Herrschaft lassen wird.

Zerstörte mechaniserte Kampfgruppe der Russen in der Kursk Einbuchtung
© X

Wladimir Putin will Kursk zurückerobern

Durch den heftigen Widerstand kommen die Russen nur langsam voran. Immer wieder wurden sie durch energische Gegenangriffe zurückgeworfen. Die Russen verlieren hier im großen Maßstab Kriegsmaterial und Menschen. Doch sie haben die Siedlung Novoivanovka unter Kontrolle gebracht und schnüren den nordwestlichen Teil der ukranischen Frontbeule immer mehr ab. Ihr Ziel wird sein, von Westen her einen kleinen Fluss (Malaya Loknya) zu erreichen. Gleichzeitig greifen sie die Ukrainer im Norden und Osten der Ausbuchtung an. Dabei gelingen ihnen kontinuierlich Geländegewinne. Wenn die Ukraine die Zone halten will, müssen erneut Gegenangriffe angesetzt werden, um die Russen zurückzudrängen.

Ukraine was bedeutet Trump 6.00

Im Osten fallen die Städte 

Während sich die Ukrainer bei Kursk zäh und relativ erfolgreich verteidigen, bröckelt die Front im Osten immer mehr. Hier droht eine weitere Stadt, Kurachowe, verloren zu gehen. Die Russen sind im Osten bereits in die Stadt eingedrungen und versuchen sie an beiden Seiten zu flankieren. Die Ukrainer haben den Damm des dortigen Wasserreservoirs gesprengt, um den russischen Vormarsch zu erschweren. Die Russen greifen die Brücken an, über die der ukrainische Nachschub läuft. Es ist damit zu rechnen, dass die Ukrainer nur noch Rückzugsgefechte liefern und den russischen Vormarsch verzögern, um ihre Truppen aus der Tasche südlich der Stadt herauszulösen und eine neue Verteidigungslinie bei Kostyantynopil aufzubauen. Die Russen werden vermutlich versuchen, die verbliebene Rückzugsstraße über die Dörfer Hihant und Kostiantynopolske zu unterbrechen.

Bis zum Amtsantritt von Donald Trump wird sich die Front nicht um Hunderte von Kilometern verschieben. Doch die Russen werden versuchen, ihre Position auf dem Boden weiter zu verbessern. Also die Kurskeinbuchtung komplett zu bereinigen. Und im Abschnitt südlich von Donezk weiter vorzurücken. Wenn es den Ukrainern nicht gelingt, den russischen Vormarsch aufzuhalten, wird nicht nur Kurachowe verloren gehen, die Russen könnten die nächste Stadt Welyka Nowosilka umgehen und abschneiden. Wie ernst es den Russen ist, werden die nächsten Tage zeigen. Es gibt Zeichen, dass die Russen diese Angriffe intensivieren werden, um das Stromnetz im Winter zum Zusammenbruch zu bringen. Die Russen sehen sich schon jetzt auf dem Weg zum Sieg. Putin versucht, bis zum Amtsantritt von Donald Trump Fakten zu schaffen.