Die Töchter von Wladimir Putin sind in den vergangenen Monaten häufiger in der Öffentlichkeit zu sehen. Doch der russische Machthaber soll auch zwei junge Söhne haben. Einem Bericht zufolge gehören gepanzerten Züge, Privatjets und Hubschrauber zu ihrem Alltag.
Das Privatleben von Wladimir Putin ist für russische Medien Tabu. Es sei daher schwer vorstellbar, welche Wut der Bericht des "Dossier Center" im Kreml ausgelöst haben müsse, beschreibt die kremlkritische Exil-Zeitung "Nowaja Gaseta Europa" die Entwicklungen der vergangenen Tage. Denn die Journalisten der Investigativ-Gruppe berichten, dass der russische Präsident mit seiner langjährigen Geliebten Alina Kabajewa zwei kleine Söhne hat: Iwan und Wladimir Junior sind demnach acht und vier Jahre alt.
Dem Bericht zufolge führen die Söhne ein Leben in Luxus, aber auch Isolation - fernab von anderen Kindern, geschweige denn der Öffentlichkeit. Laut dem "Dossier Center" finden sich ihre Namen nicht staatlichen Datenbanken wieder, nur enge Angehörige kennen ihre Geburtstage. Sie besuchen demnach auch keine Schule oder den Kindergarten, sondern leben in Residenzen, die von der Föderalen Präsidialgarde FSO bewacht und in denen sie rund um die Uhr von Kindermädchen, Privatlehrern und Sporttrainern betreut werden.
Das "Dossier Center" wurde 2017 von Kremlkritiker Michail Chodorkowski gegründet. Der frühere Oligarch finanziert das Investigativ-Projekt selbst, um das Netzwerk von Wladimir Putin und dessen Unterstützern offenzulegen. In der Vergangenheit veröffentlichte das "Dossier Center" unter anderem Berichte zu Putins verschwundenem Top-General Sergej Surowikin, aber auch zum flüchtigen Wirecard-Manager Jan Marsalek - nun also Putins Kinder.
"Die Familie lebt in Isolation"
Ihren berühmten Vater sehen die beiden Jungen selten, wie es heißt. Mit gepanzerten Zügen, Privatjets und Hubschraubern werden sie demnach von Residenz zu Residenz gebracht. Geboren wurde Iwan laut Bericht im Frühjahr 2015 in der Schweiz, Wladimir Junior kam 2019 in Moskau auf die Welt.
Einblicke in das Leben der jungen Putins liefern laut "Dossier Center" lediglich Mitglieder des großen Betreuungsstabs und Stellenanzeigen einer Agentur, die Bedienstete für vermögende Russen sucht. Die jüngste Anzeige wurde demnach im Frühjahr dieses Jahres auf der Webseite der Agentur geschaltet - öffentlich, wie die Journalisten betonen. "Jeder konnte sich bewerben und Teil von Wladimir Putins Haushalt werden."
Gesucht wurde ein privater Englischlehrer für eine Familie aus der Region St. Petersburg, aus der Putin stammt. "Die Jungen sind acht und vier Jahre alt", heißt in der Stellenanzeige - inzwischen also womöglich neun und fünf Jahre. Die Agentur betont in der Anzeige, dass sie schon länger mit Familie zusammenarbeitet und bereits mehrere Englisch- und Deutschlehrer vermittelt habe. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt demnach 60 Stunden, das Gehalt 7700 Euro. Frauen und Männer werden für die Stelle in Betracht gezogen.
Doch die Bewerber müssen ein Opfer erbringen: "Die Familie lebt in Isolation", heißt es in der Stellenanzeige. "Es gibt auf dem Gelände ein Fitnessstudio und einen Tennisplatz. Das Grundstück darf nicht verlassen werden. Innerhalb der ersten zwei Wochen findet eine medizinische Untersuchung statt."
Noch eine Besonderheit sticht hervor. "Die Familie bevorzugt Bewerber aus Südafrika", heißt es in der Anzeige. Laut dem "Dossier Center" ist die Angabe kein Zufall. Die Familie sei wählerisch, zitieren die Journalisten eine Quelle aus dem Haushaltsstab. Erwünscht seien Staatsangehörige aus russlandfreundlichen Ländern, die Wahl falle regelmäßig auf Südafrika. Ein Ausschlusskriterium scheint die Nationalität jedoch nicht zu sein: Auch Briten und Neuseeländer wurden demnach bereits als Privatlehrer angestellt. Die Fluktuation sei hoch, sagen die Insider. "Der Umgang mit der Familie ist nicht leicht."
Versteck in einer Box
Um die Erziehung soll sich neben dem Stab vor allem die Mutter kümmern, Alina Kabajewa. Bereits seit 2008 soll Putin mit der früheren Sportgymnastin liiert, eventuell sogar verheiratet sein. Die Zeitung "Moskowski Korrespondent" hatte vor Jahren den Fehler gemacht, von der möglichen Trauung zu berichten. Wenig später wurde ihr Betrieb eingestellt. Doch die Indizien scheinen eindeutig: Bereits seit 2011 trage die einstige Olympiasiegerin offen einen Verlobungsring, schreibt das "Dossier Center". Ihre Familie sei seit 2008 reich mit Immobilien beschenkt worden.
Auch für ihren Nachwuchs wünscht sich Kabajewa allem Anschein nach eine sportliche Zukunft. Ihre Kinder erhalten laut Bericht regelmäßig Turnunterricht, der ältere Sohn Iwan soll - wie sein Vater - gelegentlich Eishockey spielen. Kabajewa schaue sich die Spiele manchmal an, schreibt das "Dossier Center". Um ihren Sohn nicht zu enttarnen, sei sie von der Eisbahn aus aber nicht zu sehen, heißt es. Sie verstecke sich in einer Box hinter undurchsichtigem Glas - nicht immer erfolgreich, wie es scheint. Nach Spielende soll Iwan häufig zu ihr rennen.